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Würzburg
Bahnhofsmission in Corona-Zeit: Helfende Hände in Handschuhen
24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr im Einsatz - das ist der Anspruch der Würzburger Bahnhofsmission. Auch in Zeiten von Corona. Wie das geht.
Ausgestattet mit Mundschutz, Desinfektionsmittel und Handschuhen geht Barbara Leim ihrer Arbeit in der Bahnhofsmission in Würzburg nach - die Corona-Pandemie hat auch ihren Alltag verändert.
Foto: Maria Faiß | Ausgestattet mit Mundschutz, Desinfektionsmittel und Handschuhen geht Barbara Leim ihrer Arbeit in der Bahnhofsmission in Würzburg nach - die Corona-Pandemie hat auch ihren Alltag verändert.
Maria Faiß
Maria Pfister
 |  aktualisiert: 02.05.2020 02:10 Uhr

Seit 1898 steht die Bahnhofsmission in Würzburg Bedürftigen, Ortsfremden oder am Bahnhof gestrandeten Menschen zur Seite - unabhängig von Alter, Hautfarbe, Sprache, Kultur und Gesellschaftsschicht. Rund um die Uhr wird professionelle Hilfe geboten. Das Team der Einrichtung besteht aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern, die Beratungsgespräche führen, Reisehilfe bieten, im Krisenmanagement geschult sind sowie für Sicherheit und Geborgenheit sorgen - alles unter der Leitung von Michael Lindner-Jung.

Und jetzt? Die Arbeit der Bahnhofsmission hat sich durch die Corona-Pandemie verändert. Auch hier muss darauf geachtet werden, dass die vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden. Mitarbeiterin Barbara Leim zeigt, wie das funktioniert. 

Barbara Leim bereitet in der Missionsküche vor Ausgabebeginn noch den Tee vor.
Foto: Maria Faiß | Barbara Leim bereitet in der Missionsküche vor Ausgabebeginn noch den Tee vor.

Um 14.30 ist Dienstübergabe, der einzige Moment, wo Barbara Leim im Moment direkten Kontakt mit ihrer Kollegin hat. "Wir sind nur noch alleine im Dienst", sagt die Sozialarbeiterin. An der Ausgabe trennt eine Plexiglasscheibe die Mitarbeiter von den Besuchern, Mundschutz und Handschuhe sind selbstverständlich, immer steht Desinfektionsmittel bereit.

Im Mittelpunkt zur Zeit: Essensausgabe. Nebenbei: Ein kurzes Gespräch.

Ein kurzer Austausch, dann geht für Leim die Schicht los. Ihre Kollegin hat die Brote für die Ausgabe schon vorbereitet. "Das wird immer vom Frühdienst gemacht, in der halben Stunde zwischen den Schichten wäre das nicht möglich." Bevor die Essensausgabe beginnt, kocht Leim noch Tee und stellt alle Lebensmittel bereit. "Momentan wird eigentlich hauptsächlich die Essensausgabe in Anspruch genommen", sagt sie. "Zwischendurch ist auch mal Zeit für ein kleines Gespräch." 

Der Aufenthaltsraum bleibt momentan leer - hier können sich die Besucher normalerweise mit anderen austauschen und Gespräche mit den Mitarbeitern führen.
Foto: Maria Faiß | Der Aufenthaltsraum bleibt momentan leer - hier können sich die Besucher normalerweise mit anderen austauschen und Gespräche mit den Mitarbeitern führen.

Der Aufenthaltsraum sei im Moment leider geschlossen und wird es wohl auch in nächster Zeit bleiben. "Wir sind trotzdem noch den ganzen Tag für die Bedürftigen da. Das Telefon ist 24 Stunden besetzt, und zu den Essensausgaben sind wir vor Ort."

"Wir sind trotzdem noch den ganzen Tag für die Bedürftigen da."
Barbara Leim, Mitarbeiterin der Bahnhofsmission Würzburg

Im großen und ganzen kämen weniger Besucher, sagt die Mitarbeiterin der Bahnhofsmission. Auch die Übernachtungsmöglichkeit, die es hier trotz allem noch gibt, wird seltener genutzt. "Einmal in der Woche übernachtet jemand ", sagt Leim. "Es kommen definitiv weniger Bedürftige, weil viele einfach auch zum Schutz zuhause bleiben."

Hilfe nehmen in der Bahnhofsmission im Moment vor allem Obdachlose und Menschen in Anspruch, die sich nicht selbst versorgen können. Das summiere sich trotzdem noch auf ungefähr 70 Ausgaben am Tag, sagt Einrichtungsleiter Michael Lindner-Jung.  

Die Lebensmittel stehen an der Ausgabe bereit - diese hat nun zum Schutz eine Plexiglasscheibe.
Foto: Maria Faiß | Die Lebensmittel stehen an der Ausgabe bereit - diese hat nun zum Schutz eine Plexiglasscheibe.

Um Punkt 15 Uhr beginnt die Essensausgaben. Der erste Besucher lässt nicht auf sich warten und nimmt das Verpflegungspaket mit Freude in Empfang. Das besteht an diesem Tag nach Wahl aus Wurst- und Käsebroten, Butterbrezeln, Tomatenstangen, Äpfel, Bananen, Müsliriegeln, Tomaten, Eiern. Zum Trinken gibt es Tee, Cola oder Limo.

Die Versorgung mit Lebensmitteln werde garantiert, versichert Leim. Ein- bis zweimal in der Woche kaufen die Bahnhofsmissions-Mitarbeiter ein, der Rest sind Lebensmittelspenden. "Diese sind zum Teil natürlich zurückgegangen", sagt Leim. "zum Beispiel sind fast alle spendenden Geschäfte im Bahnhof weggebrochen, weil sie schließen mussten." 

Die Besucher geben sich die Klinke in die Hand

Nach den ersten 15 Minuten sind die ersten zehn Essenstüten ausgegeben. Vor der Tür hat sich eine kleine Schlange gebildet, jeder wartet geduldig, bis er an der Reihe ist. Viele der Bedürftigen kennt Leim beim Namen. Mit einigen unterhält sie sich in deren Muttersprache Italienisch. "Es gibt immer wieder Menschen die sagen, es ist so schön, dass es euch gibt und wir hier bei euch noch etwas bekommen", freut sich Leim. 

Auch bei der Ausgabe wird auf Sicherheit geachtet, Barbara Leim trägt Mundschutz und Handschuhe.
Foto: Maria Faiß | Auch bei der Ausgabe wird auf Sicherheit geachtet, Barbara Leim trägt Mundschutz und Handschuhe.

Bis Schichtende um 18 Uhr gibt Barbara Leim Brotzeit aus. Und hofft, dass irgendwann auch im Zufluchtsort am Hauptbahnhof wieder Normalität einkehrt. Im Moment nimmt man hier jeden Tag wie er kommt - und versucht zu Helfen, wo es eben geht. 

Den Einsatz der Mitarbeiter hat die Würzburger Bahnhofsmission der Situation angepasst. Die Gesundheit aller Helfenden und Bedürftigen stehe an erster Stelle, sagt Michael Lindner-Jung. Momentan sind fünf feste Mitarbeiter im Einsatz - und eine gesonderter Nachtdienst. Ehrenamtliche Mitarbeiter sollen zuhause bleiben. "Die ehrenamtlichen Kollegen fragen aber immer wieder wann sie wieder helfen dürfen", sagt Leim. Zwei Mitarbeiter kümmern sich um Verwaltungsaufgaben - vom Homeoffice aus.  

Angebot der Bahnhofsmission in der Corona-Zeit: Telefonisch erreichbar sind die Mitarbeiter derzeit von 7.30 bis 21 Uhr unter Tel. (0931) 73 04 88 00.
Der Nachtdienst steht wie bisher in Notfällen von 21.30 bis 7 Uhr zur Verfügung. Frauen in akuter Not können übernachten und sich tagsüber in den Räumen der Bahnhofsmission aufhalten.
Die Bahnhofsmission gibt täglich von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr eine Brotzeit für Bedürftige über die Durchreiche im Foyer aus.

 
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