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Würzburg
Babymord-Prozess: Mutter des toten Kindes wird Nebenklägerin
Nicht nur die Corona-Maßnahmen ziehen das Verfahren um den gewaltsamen Tod eines Säuglings in die Länge. Mit Spannung erwartet: die Vernehmung der 21-jährigen Mutter.
Nicht nur die Corona-Schutzmaßnahmen ziehen den Prozess um den Tod eines Säuglings am Würzburger Landgericht in die Länge.
Foto: Daniel Peter | Nicht nur die Corona-Schutzmaßnahmen ziehen den Prozess um den Tod eines Säuglings am Würzburger Landgericht in die Länge.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:06 Uhr

Überraschung im Würzburger Babymord-Prozess: Die Mutter, die zunächst vor ihrer Aussage im Gerichtssaal zurückgeschreckt war, ist nun Nebenklägerin im Verfahren gegen ihren Ex-Freund. Bei der Verhandlung am Dienstag war die junge Frau aus dem Landkreis Main-Spessart jedoch nicht selbst vor Gericht anwesend. Ihre Interessen vertrat ihr Rechtsanwalt Martin Reitmaier. Jetzt wird mit Spannung ihre Zeugenaussage erwartet. 

Zeugenaussage verzögert sich

Die Mutter hatte zu Prozessbeginn zunächst den Eindruck erweckt, sie wolle dem Gericht am liebsten ganz fernbleiben. Sie hatte darum gebeten, nicht in den Zeugenstand zu müssen - aus Angst vor dem Angeklagten. Doch das Gericht lehnte eine Vernehmung per Video an. 

Wenige Stunden vor ihrer anberaumten Vernehmung im Zeugenstand hatte sich die 21-Jährige dann beim Vorsitzenden Claus Barthel gemeldet. Sie sei erkältet und habe Angst vor einer Corona-Infektion. Deshalb wurde ihre Zeugenaussage verschoben um auf grünes Licht vom Hausarzt zu warten. 

Ein Prozess im Zeichen von Corona

Mit viel Glück hatte das Gericht eine Gutachterin gefunden, die bereit ist, in das bereits laufende Verfahren einzusteigen. Sie soll beurteilen, ob der Angeklagte, der täglichen Drogenkonsum zugibt, im Falle einer Verurteilung voll schuldfähig wäre. Allerdings müssen für sie nun sowohl der Angeklagte als auch zwei Zeugen ihre bisherigen Aussagen wiederholen, was den Prozess weiter in die Länge zieht.

Der steht ohnedies ganz im Zeichen der Schutzmaßnahmen gegen Corona. Alle 25 Minuten wird die Verhandlung am Landgericht Würzburg unterbrochen, um den Sitzungssaal zehn Minuten zu lüften. Das reißt Vernehmungen von Zeugen auseinander, auch an wichtigen Stellen ihrer Aussagen und wenn es gerade spannend wird.

Zeugen mit Erinnerungslücken

Die Folge: Bis zum Dienstagnachmittag hatten nur drei der geladenen sieben Zeugen ihre Aussage gemacht. Eine Bekannte des Angeklagten, der seinen 24. Geburtstag vor Gericht verbrachte, erinnerte sich an Verletzungen des Babys am Körper und im Gesicht in der Zeit vor seinem Tod. Sie schilderte  Misshandlungen durch den Angeklagten - allerdings deutlich milder als noch bei der Polizei. Ein weiterer Zeuge hatte immer dann auffallende Erinnerungslücken, wenn er konkret zum aggressiven Verhalten des Angeklagten dem Säugling gegenüber aussagen sollte. 

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 24-Jährigen Mord vor. Nachdem er seine damalige Freundin und ihr acht Monate altes Kind immer wieder misshandelt haben soll, sei am 20. Dezember 2019 die Situation eskaliert, als das Schreien des Babys ihn beim Fernsehen störte.

Wochenlange Misshandlungen?

Er soll den Jungen zunächst "mit stumpfer Gewalt malträtiert" und anschließend erstickt habe. Die Mutter habe ihren Sohn leblos im Bett gefunden. Bei der Obduktion hätten Rechtsmediziner Hinweise auf ältere Verletzungen am Körper des Kleinen entdeckt, die auf wochen- und monatelange Misshandlungen schließen ließen, so die Anklage. Der 24-Jährige bestreitet das. 

Verteidiger Hanjo Schrepfer zeigte sich am Dienstag verwundert vom "Sinneswandel" der jungen Mutter: "Das überrascht mich doch jetzt schon sehr." Er habe viele Fragen an sie, die wichtig seien für den weiteren Prozess. Seiner Meinung nach müsse sie nun vor allen weiteren Zeugen vernommen werden. Gelegenheit dazu besteht schon am Donnerstag sowie an drei weiteren Verhandlungstagen in der nächsten Woche.

 
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