In vielerlei Hinsicht war 2020 schwierig. Doch was die Zahl der Geburten betrifft, gibt es eine gute Nachricht aus dem Corona-Jahr: Der positive Trend der vergangenen Jahre in Unterfranken hat sich weiter fortgesetzt. Wie die Umfrage der Redaktion unter den acht größten Geburtskliniken der Region ergibt, ist die Zahl der hier geborenen Babys auch 2020 wieder gestiegen – und zwar um rund 1,2 Prozent auf 10 728 Geburten.
Unterfränkischer Spitzenreiter mit 2371 Babys war im vergangenen Jahr die Missio-Klinik, seit 2017 mit dem Juliusspital fusioniert zum Klinikum Würzburg Mitte. Auf Platz zwei liegt das Klinikum Aschaffenburg Alzenau, das im Vergleich zu 2019 einen leichten Rückgang auf 2360 Neugeborene verzeichnete. Auch das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt und die Klinik Kitzinger Land hatten 2020 etwas weniger Geburten als im Jahr zuvor.
"Die Geburtenzahl unterliegt natürlichen Schwankungen", erklärt dazu Tanja Kouoh Eyidi. Die Hebamme an der Klinik Kitzinger Land sieht geringere Geburtenzahlen in einer Klinik ohnehin als etwas Positives – für die Familien wie für das Personal im Kreißsaal. "Wir haben Zeit! So machte es sehr viel Freude zu arbeiten. Wenn man als Hebamme gut betreuen und die Familien bei der Geburt begleiten kann." Das würden auch viele werdende Mütter schätzen, sagt Eyidi.
Höchste Geburtenzahlen seit 1992 im Schweinfurter Leopoldina
Traditionell liefern sich bei der Neugeborenen-Statistik die beiden Würzburger Krankenhäuser Missio-Klinik und das Universitätsklinikum ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Wie schon im Vorjahr lag auch 2020 die Uniklinik hinten - mit 2210 Geburten nun etwas deutlicher im Vergleich zu den 2371 Babys, die in der Missio-Klinik das Licht der Welt erblickten.
Für die Uniklinik selbst war es dennoch ein Rekordjahr - mit 45 Geburten mehr als noch 2019. Ebenfalls einen neuen Rekord stellte 2020 das Schweinfurter Leopoldina auf: Für das Krankenhaus war es mit 1696 Babys das geburtenreichste Jahr seit 1992.
Kaum Veränderungen bei beliebten Namen
Wenig Veränderung gab es 2020 bei den Namen. Besonders beliebt in Unterfranken waren für Jungs Noah, Leon, Max, Felix, Jakob und Ben sowie bei den Mädchen Mia, Emilia, Ella, Marie und Frieda. "Ich stelle fest, dass Namen dabei sind, die sich Jahr für Jahr wiederholen", berichtet Hebamme Tanja Kouoh Eyidi.
Aber auch Vielfalt und Kreativität zeigt sich bei einem Blick auf die Vornamen der Neugeborenen in der Klinik Kitzinger Land. "Wir haben ein sehr buntes Klientel, mit einem sehr großen Anteil an Familien, die zugezogen sind." Metehan, Goredana, Cataleya, Tsihan - viele Namen hat die Hebamme selbst auch zum ersten Mal gehört: "Manche klingen wie ein Lied, eine Windhauch oder auch wie eine Geschichte, die erzählt werden will."
Enorme Veränderungen für die Geburtsstationen brachte die Pandemie. "Neben der nochmals höheren Anzahl an Entbindungen haben speziell die Infektionsschutzvorgaben des Corona-Jahrs meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor beträchtliche Herausforderungen gestellt", sagt Professor Achim Wöckel, Leiter der Frauenklinik am Würzburger Uniklinikum.
Er sei dankbar, dass er sich auf "ein so einsatzbereites Team" verlassen könne, "das alle Maßnahmen perfekt umgesetzt hat" und "mit einem Höchstmaß an Empathie für die Mütter, Väter und Kinder". Zugleich danke er den Familien, sagt der Klinikdirektor: "Für ihre Akzeptanz der außergewöhnlichen Bedingungen."
Noch keine Corona-Babys
Und was bedeutet Corona für die nächste Geburtenstatistik? Viel Zeit zuhause, Rückzug ins Private, lange Lockdown-Wochen, wenig zu tun – hat die Pandemie mit ihren Einschränkungen für das öffentliche Leben jetzt Auswirkungen auf die Zahl der Geburten und Schwangerschaften in 2021? Wie viele Corona-Babys es geben wird, zeige sich frühestens Anfang Februar, heißt es dazu von den unterfränkischen Kliniken. Denn dann werden sich die ersten Frauen, die in der Corona-Zeit schwanger wurden, zur Entbindung anmelden.