
Habt ihr euch auch schon mal verletzt? Musstet ihr zum Arzt gehen? Sieht man jetzt noch was von der Wunde? Bei kleinen und oberflächlichen Hautverletzungen können sich Kinder mitunter selbst versorgen – oder sich zumindest von ihren Eltern helfen lassen. Aber was ist wichtig, damit alles gut verheilt? Ein bekanntes Sprichwort heißt: "Die Zeit heilt alle Wunden." Aber neben dem Faktor Zeit gibt es weitere Schritte, mit der du die Wundheilung ideal unterstützen kannst. Wie dir das am besten gelingt, erklärt die Ärztin Dr. Sarah König. Sie ist ausgebildete Chirurgin und leitet das Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung an der Uniklinik in Würzburg.
Welche Arten von Wunden gibt es?
Sarah König: Eine Wunde entsteht durch die Verletzung der äußeren Haut. Dass man eine Wunde hat, bemerkt man eindeutig daran, dass es blutet. Die meisten Wunden entstehen durch äußere Gewalteinwirkung, wie etwa einen Schlag, einen Stich oder einen Sturz. Es gibt Schürfwunden, Schnittwunden, Risswunden oder Platzwunden, aber auch Biss – oder Kratzwunden.
Was tun, wenn man sich verletzt hat?
König: Zuerst sollte man versuchen, die Blutung so gut es geht zu stoppen. Gut ist, wenn man sofort ein sauberes Tuch auf die Wunde drückt. In der Regel hört es dann ziemlich schnell auf zu bluten. Mit dem Blut und der Wundflüssigkeit versucht der Körper, die Wunde selbst zu säubern. Zelltrümmer, Fremdkörper und Krankheitserreger werden ausgeschwemmt. Das Blut gerinnt und mit dem Grind bildet der Körper ein körpereigenes Pflaster.
- Lesen Sie auch: Das Team hinter der Kinderuni
Muss man die Wunde reinigen?
König: Man sollte auf jeden Fall nachsehen, ob ein Fremdkörper im Bereich der Wunde steckt, denn nur eine möglichst saubere Wunde kann schnell heilen. Wenn ein Kind zum Beispiel mit dem Fahrrad auf einem staubigen Weg oder Schotter stürzt, sollte die Wunde unter fließendem Wasser gereinigt werden. Es besteht sonst die Gefahr, dass sich die Wunde entzündet. Wenn sich die Wunde nicht säubern oder der Fremdkörper sich nicht entfernen lässt, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Viele Menschen stecken instinktiv den Finger in den Mund, wenn sie sich zum Beispiel eine kleine Schnittwunde zugezogen haben. Wirkt Speichel desinfizierend?
König: Nein, im Gegenteil. Speichel enthält sehr viele Bakterien. Bissverletzungen zählen zu den gefährlichen Verletzungen. Besonders bei Bissverletzungen von Tieren mit spitzen Zähnen, zum Beispiel von Katzen, muss man von einer hohen Keimverschleppung in die Wunde ausgehen. Hier sollte man auf jeden Fall zum Arzt gehen.

Wie desinfiziert man eine Wunde?
König: Ist die Wunde frei von Schmutz, genügt es, wenn man ein sauberes Taschentuch auf die Wunde drückt, um die Blutung zu stoppen. Auch ein Desinfektionsmittel für Haut- und Schleimhäute hilft, damit eine Wunde schneller heilt.
Wann muss eine Wunde genäht werden?
König: Bei kleineren Wunden genügt oft ein Pflaster, damit die Wunde geschützt ist und gut heilt. Verletzungen am Kopf oder im Augenbrauenbereich müssen häufig genäht werden. Das hat auch kosmetische Gründe. Wenn man näht, wird die Narbenlinie viel feiner. Oft hilft hier auch ein Klammerpflaster oder Wundkleber. Wenn sich die Wunde an einer Körperstelle befindet, die sich viel bewegt, wie über Gelenken, kann Nähen helfen, ein erneutes Öffnen der Wunde durch die Bewegung und die Dehnung der Haut zu verhindern.
Welche Wunden verheilen besonders schlecht?
König: Vor allem übergewichtige Menschen haben häufiger Probleme mit der Wundheilung oder Patienten, die eine Immunschwäche haben. Bei Kindern verläuft die Wundheilung in der Regel problemlos. Das hat die Natur so vorgesehen.
Warum passiert es, dass manche Wunden sich entzünden?
König: In der Regel gibt es überall in der Umwelt Bakterien und Keime. Meist schafft es der Körper, diese abzubauen. Wenn eine Wunde sehr nässt, sollte man zum Arzt gehen.

Wie lange dauert es, bis eine Wunde verheilt ist?
König: Die Wundheilung läuft in Phasen ab. Diese gehen fließend ineinander über. Innerhalb von drei bis sieben Tagen entstehen in der Wunde neue Hautzellen, Blutgefäße wachsen ein und Bindegewebe bildet sich nach. Etwa ab dem achten Tag beginnt die Haut damit, den Wundbereich endgültig mit neuen Hautzellen zu verschließen.
Pflaster oder offen lassen?
König: Zwar hält sich seit Jahrzehnten der Mythos, dass Wunden an der Luft besser heilen können als unter einem Pflaster, aber medizinisch-wissenschaftlich gesehen ist genau das Gegenteil der Fall. Daher wurden atmungsaktive Pflaster mit einem Gel entwickelt, die die Wunde feucht halten und somit das Wachstum der neuen Zellen unterstützen.
Außerdem wird sie an einem Silikonmodell vorführen, wie bei größeren Verletzungen die Ränder einer Wunde zusammengenäht werden, um die Heilung zu beschleunigen.