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ESTENFELD
Autobahn-Baustelle verschmutzt Kürnach
Im Kürnachtal wird eine neue Autobahnbrücke gebaut. Aus den Absetzbecken der Baustelle floss schmutzige Wasser in die Kürnach. Foto: Patty Varasano
Foto: Patty Varasano | Im Kürnachtal wird eine neue Autobahnbrücke gebaut. Aus den Absetzbecken der Baustelle floss schmutzige Wasser in die Kürnach. Foto: Patty Varasano
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:27 Uhr

„Die Kürnach ist völlig weiß.“ Ein empörter Würzburger ruft am Donnerstag in der Redaktion an und erzählt, dass der Bach im Würzburger Norden verschmutzt ist. Jörn Mehnert berichtet, dass das Wasser zwischen der Baustelle der Kürnachtalbrücke und dem Ortseingang von Estenfeld verschmutzt sei. „Der Bach ist so dreckig, das überlebt kein Fisch,“ sagt der Würzburger.

Am Mittwoch gab es noch keinen Verdacht

Das pikante: Erst am Mittwoch wurde bekannt, dass es wieder ein Fischsterben in der Kürnach gab. Bereits vergangene Woche wurden am Bachufer in der Ortsmitte von Estenfeld tote Fische gefunden. Als diese Redaktion gestern bei Polizei und Wasserwirtschaftsamt nachfragte, wurde erklärt, dass es keinen Verdacht auf einen Verursacher gibt.

Andere Leser haben berichtet, dass der Bach bereits seit mehreren Wochen immer wieder trüb ist. Schuld daran sei die Baustelle der Autobahndirektion Nord bei Kürnach. Im Tal wird seit Anfang des Jahres für etwa 40 Millionen Euro eine neue Autobahnbrücke gebaut.

Wasserwirtschaftsamt: Verschmutztes Wasser kam von der Baustelle

Die Nachfrage beim Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg bestätigt diesen Verdacht. „Von Absetzbecken der Baustelle ist Wasser aus der Baustelle in die Kürnach geflossen“, erklärt Behördenleiter Herbert Walter. Vermutlich handele es sich dabei um Bohrwasser. Für die Brückenpfeiler wird tief gebohrt.

Eigentlich sollen sich Trübstoffe in den Becken absetzen. Doch laut Wasserwirtschaftsamt ist das verschmutzte Wasser aus den Becken über einen stillgelegten Kanal direkt in den Bach geflossen. „Fische können durch diese Trübstoffe getötet werden, wenn ihre Kiemenfunktion beeinträchtigt wird“, sagt Walter. Ob das bei den Fischen vergangene Woche der Fall war, kann aber nicht mehr ermittelt werden: Sie waren bereits verwest als sie gefunden wurden und konnten nicht mehr untersucht werden.

Estenfeld: Unsere Regenüberlaufbecken waren es nicht

„Von unseren Becken kann das Fischsterben jedenfalls nicht ausgelöst worden sein“, erklärt Estenfelds Bürgermeisterin Rosi Schraud. Defekte im Überwachungssystem der Regenüberlaufbecken von Estenfeld hatten zwischen 2011 und 2013 mehrere Fischsterben verursacht, weil Abwasser in den Bach floss. Seitdem wurde das Überwachungssystem aufgerüstet. „Wir haben sowohl den Fund von toten Fischen als auch eine Trübung des Bachs jeweils zeitnah beim Wasserwirtschaftsamt gemeldet“, betont Schraud.

Laut Polizeisprecherin Kathrin Reinhard hat die Gemeinde Estenfeld an diesem Dienstag, 20. September, bereits eine Eintrübung der Kürnach vermeldet. Es werde deswegen ermittelt.

Der Autobahndirektion Nord, Bauherrin der Brückenerneuerung, war bislang nichts von den Problemen bekannt. „Auffang- und Absetzbecken wurden vorschriftsmäßig eingerichtet“, erklärt Pressesprecherin Edith Kolarik auf Anfrage. Zu einem Ortstermin an der Baustelle sei die Autobahndirektion nicht eingeladen gewesen.

Dabei hatten am Mittwoch Vertreter von Wasserwirtschaftsamt und Wasserschutzpolizei mit der Baufirma besprochen, wie weitere Schmutzwassereinleitung verhindert werden kann. „Eigentlich sollte das Problem jetzt behoben sein.“

 
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