
Die mächtige Klosterkirche mitten in dem kleinen Dorf, rings herum eine reizvolle Landschaft und eine Vergangenheit, die ein Buch füllen könnte: Das ist der rund 130 Einwohner zählende Creglinger Ortsteil Frauental. Den Lauf der Dorfgeschichte maßgeblich mitgestaltet hat die Klosterkirche. Hier findet am Sonntag, 15. Mai von 15 bis 17 Uhr ein Rundgang statt, bei dem der Vorsitzende des Museumsvereins Kloster Frauental, Wolfgang Willig, die Vergangenheit des alten Gemäuers aufleben lässt.
Was für die Besucher, die dieses imposante Gebäude zum ersten Male betreten, zunächst unverständlich ist, weiß Wolfgang Willig zu erklären und nimmt sie mit in eine Zeit, die längst vergangen und doch in dem alten Gemäuer noch so lebendig und so spürbar ist.
Die Herren von Hohenlohe haben das Kloster gegründet
Das im waldreichen Tal der Steinach gelegene Kloster ist eine Stiftung der Herren Konrad und Gottfried von Hohenlohe, die auf der drei Kilometer entfernt gelegenen Burg Brauneck gelebt haben. Zu der Stiftung des im Jahre 1232 errichteten Zisterzienserinnenklosters gehörten zirka 600 Hektar Feld, Wald und Wiesen. Später kamen weitere Flächen hinzu.

In dem 34 Meter langen und acht Meter breiten Gebäude wurden drei Kirchenräume untergebracht: Zum einen die "Unterkirche", die durch ihr prächtiges Kreuzrippengewölbe besticht. In dem Raum mit seiner vom Zisterzienserorden vorgeschriebenen Einfachheit, ist die Ausstattung in schlichter Bauernkunst gehalten. Neben dem Altar, um den herum vor zirka 60 Jahren Wandmalereien aus der Gründerzeit freigelegt wurden, schmücken der aus dem Jahre 1697 stammende Taufstein mit dem aufwendig gearbeiteten Aufsatz und die barocke Kanzel den Raum.
Hinter einer kleinen Tür verbirgt sich eine Grabstätte, die wohl einzigartig sein dürfte in einer württembergischen Kirche: In dem kleine Gewölbe wurden 1742 der Amtmann Johann Christoph Meyer und sieben Jahre später dessen Ehefrau Elisabeth beigesetzt. Neben den zwei großen Särgen fand ein Kindersarg hier seine letzte Ruhestätte.

Nachdem die Grabstätte zu Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt wurde, fanden sich bei der Öffnung der Särge die Verstorbenen als gut erhaltene Mumien, die heute besichtigt werden können. Wodurch die Leichname mumifiziert wurden und so über Jahrhunderte hinweg erhalten blieben, das ist ein Geheimnis, das noch immer nicht restlos ergründet werden konnte.
Das Kloster wird zur markgräflichen Domäne
Nachdem die Linie Hohenlohe-Brauneck 1390 ausstarb hat der Markgraf zu Brandenburg-Ansbach das Kloster erworben. Im Bauernkrieg wurden 1525 große Teile des Klosters, ebenso wie die Burg Brauneck, zerstört. 315 Jahre lebten und arbeiteten die Nonnen in Frauental bevor die markgräfliche Verwaltung nach dem Tod der letzten drei frommen Bewohnerinnen 1547 die Umwandlung in ein Kastenamt zur Verwaltung seiner Besitzungen anordnete.

Der landwirtschaftliche Domänenbetrieb, der damit begann, veränderte die Nutzung der Klosterkirche. Während die untere Hälfte des Gebäudes seit der Auflösung des Klosters bis heute als Gottesdienstraum dient, kamen der Chorraum und vor allem die Nonnenempore nicht so glimpflich davon. In dem lichtdurchfluteten Chorraum erinnern die Fundamentreste an den ehemaligen Hochaltar sowie an die Statuen des Ordensgründers Benedikt und der Gottesmutter mit dem Jesuskind an die einstige Pracht. Von einer weiteren Figur ist nicht bekannt, ob sie den Frankenapostel Kilian oder den Reformator des klösterlichen Lebens, Bernhard von Clairvaux (1090-1153), darstellt.
Wo einst Nonnen beteten, lagerte später Getreide
Auf der Empore, der so genannten "Oberkirche", feierten einst die Nonnen, wie bei den Zisterzienserinnen üblich, getrennt von den Laien den Gottesdienst. Nach Aufhebung des Klosters wurde dort über Jahrhunderte hinweg Getreide gelagert.

Die Spuren dieses Getreidespeichers sind verschwunden, seitdem vor über 30 Jahren ein Museum in der "Oberkirche" eingerichtet wurde. Die Ausstellung unter dem Thema "Vom Kloster zum Dorf" gibt in Bildern, Schriften und Gebrauchsgegenständen Auskunft über das Leben und Arbeiten der dörflichen Bevölkerung und das Wirken der Ordensfrauen.
Im Jahre 1791 kam Frauental unter preußische Herrschaft und erhielt den Status einer selbstständigen Gemeinde. 1810 wurde der Ort dem Königreich Württemberg zugeschlagen. Die Eigenständigkeit ging nach rund 180 Jahren zu Ende, als Frauental 1972 mit der Gebietsreform nach Creglingen eingemeindet wurde. Die markante Klosterkirche ohne Turm - auch das ein Merkmal der Zisterzienser - ist heute im Besitz der evangelischen Kirchengemeinde Frauental.
Für den Rundgang am Sonntag, 15. Mai, um 15 Uhr, ist Anmeldung erwünscht bei Wolfgang Willig, Tel. (0 79 31) 95 88 700, Treffpunkt am Eingang der Kirche.