zurück
Helmstadt
Aus Helmstadt in die Welt: Wie ein Rentner in der Mongolei hilft
Mehrere Wochen verbringt Manfred Haas jedes Jahr in der Mongolei. Jedoch nicht, um Urlaub zu machen. Stattdessen setzt sich der 70-Jährige dort für eine gute Sache ein.
Eines von vielen Projekten: Manfred Haas (Mitte) aus Helmstadt unterstützte den Arzt Bat Erdenechuluun bei der Eröffnung einer Schule für Kinder mit Hörbehinderung in der Mongolei. 
Foto: Manfred Haas | Eines von vielen Projekten: Manfred Haas (Mitte) aus Helmstadt unterstützte den Arzt Bat Erdenechuluun bei der Eröffnung einer Schule für Kinder mit Hörbehinderung in der Mongolei. 
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 27.08.2020 02:10 Uhr

Im Arbeitszimmer von Manfred Haas fallen sofort die Erinnerungsstücke an seine vielen Reisen in die Mongolei ins Auge. Gerahmte Zeitungsausschnitte, Fotos und Urkunden nehmen die gesamte Wand ein. "Ich bin jedes Jahr mehrere Wochen dort", sagt der 70-Jährige. "Und das seit mehr als fünfzehn Jahren." Für Haas sind die Reisen in das asiatische Land aber kein reines Urlaubsvergnügen. Denn der Rentner aus Helmstadt engagiert sich seit den 90er Jahren in verschiedenen sozialen Projekten in der Mongolei – und er denkt nicht daran, damit aufzuhören.

Von der OP-Schere bis zum Röntgengerät

Angefangen hat alles 1992. Haas arbeitete als Leiter der Elektronikwerkstatt in der Würzburger HNO-Klinik. Dort habe er viele Gastärzte aus der ganzen Welt kennengelernt, sagt Haas. Einer davon war Prof. Bat Erdenechuluun aus der Mongolei, der in der Hauptstadt Ulan Bator eine HNO-Klinik gegründet hatte. "Er hat mir damals geschildert, wie elendig die Verhältnisse dort in den Krankenhäusern sind", sagt Haas. "Das ist mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ich wollte etwas dagegen tun."

Warum nicht mit dem helfen, was in Deutschland nicht mehr gebraucht wird, habe er sich damals gedacht. Daraufhin begann Haas ausrangierte, aber funktionsfähige Technik an der Universitäts-Klinik Würzburg und anderen Krankenhäusern in der Region zu sammeln und auf einem Lagerplatz in Waldbüttelbrunn unterzustellen.

Manfred Haas hofft, möglichst bald wieder in die Mongolei fliegen zu können.
Foto: Johannes Kiefer | Manfred Haas hofft, möglichst bald wieder in die Mongolei fliegen zu können.

"Von der OP-Schere bis zum Röntgengerät war alles dabei", berichtet Haas. Sobald er genügend Geräte und Werkzeuge zusammen hatte, um einen Großcontainer zu füllen, schickte er die Lieferung mit der transsibirischen Eisenbahn nach Ulan Bator, und das über viele Jahre hinweg immer wieder. Die Spenden seien dort an verschiedene Krankenhäuser gegangen, sagt Haas.

Erschreckende Zustände in der Mongolei

Er selbst sei 2004 zum ersten Mal in die Mongolei gereist, um bei der Installation komplexerer Technik zu helfen und die Techniker dort einzuweisen. "Ich war geschockt", sagt Manfred Haas rückblickend über seine erste Reise. "Die Zustände im OP-Saal waren damals grauenhaft." Da sei für ihn klar gewesen, dass er weitermachen würde.

"Das gesamte Krankenhaus meines Freundes hatte zum Beispiel auch nur ein einziges Telefon – das war alles", sagt Haas. Also habe er bei seinem nächsten Besuch eine Telefonanlage mitgebracht und eingebaut. Außerdem habe er eine Videoanlage installiert, um Operationen für Studenten in den Hörsaal zu übertragen. "Die Leute waren aus dem Häuschen", berichtet der ehemalige Elektroniker stolz. Irgendwann hätten die mongolischen Krankenhäuser seine Unterstützung dann nicht mehr gebraucht, sagt er. Doch Haas hatte da längst andere Projekte.

Spenden für eine Spezialschule

Dem befreundeten Arzt Bat Erdenechuluun habe er geholfen, eine Spezialschule zu planen und die benötigte Technik zu installieren. An dieser Schule, die 2015 eröffnet wurde, können Kinder mit einer Hörbehinderung den Umgang mit einem sogenannten Cochlea-Implantat (CI), einer Art Hörprothese, erlernen.

Manfred Haas ist seit 2012 Ehrenprofessor der Universität Ulan Bator. Rechts im Bild: Der Arzt Prof. Bat Erdenechuluun.
Foto: Manfred Haas | Manfred Haas ist seit 2012 Ehrenprofessor der Universität Ulan Bator. Rechts im Bild: Der Arzt Prof. Bat Erdenechuluun.

Um die CI-Schule zu unterstützen, sammle er seitdem mit Bildvorträgen über die Mongolei Spenden für die Einrichtung. Etwa 3500 bis 4000 Euro kämen normalerweise in einem Jahr zusammen, sagt Haas. "Leider ist es dieses Jahr aufgrund der Corona-Krise deutlich weniger."

Ehrenprofessur für den Rentner

Es sei die Herzlichkeit der Menschen, die ihn immer wieder in die Mongolei ziehe, schwärmt Haas. Sei es zu Gruppenreisen oder zu neuen kleinen Projekten. Zuletzt habe er vor Ort einen Verein für Obdachlose gegründet und gemeinsam mit ihnen eine kleine Gärtnerei aufgebaut, die Kartoffeln, Karotten und Tomaten angebaut und verkauft, berichtet er.

Für seinen Einsatz hat Haas einige Auszeichungen bekommen, darunter 2012 eine Ehrenprofessur. Wichtiger seien ihm aber die vielen Freundschaften, die über die Jahre entstanden sind. Seine Kontakte in die Mongolei pflegt er jeden Tag, vor allem über die sozialen Netzwerke. "Ich hoffe sehr, dass ich möglichst bald wieder fliegen kann", sagt der Rentner. "Es ist jedes Mal ein bisschen wie nach Hause kommen."

Wer für die CI-Schule spenden möchte: Manfred Haas, Tel.: (09369) 99167; E-Mail: manihaas@freenet.de

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Helmstadt
Anna-Lena Behnke
Freunde
Krankenhäuser und Kliniken
Mongolei-Reisen
Professoren
Rentner
Techniker
Transsibirische Eisenbahn
Universitätskliniken
Urlaubsvergnügen
Ärzte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top