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HELMSTADT
Ehrenprofessor in der Mongolei
Manfred Haas bringt medizinisches Gerät nach Zentralasien und baute die Krankenhaustechnik aus. Dem Rentner aus Helmstadt wurden dafür akademische Würden zuteil.
Computer-Tomograf: Manfred Haas, Professor Erdenenchuluun, Manfred Reisberg und Dolmetscher Dämi vor dem neuen Gerät.
| Computer-Tomograf: Manfred Haas, Professor Erdenenchuluun, Manfred Reisberg und Dolmetscher Dämi vor dem neuen Gerät.
Von unserer Mitarbeiterin Mechtild Buck
 |  aktualisiert: 26.04.2023 18:51 Uhr

Eine ganz besondere Auszeichnung wurde dem Helmstadter Elektroniker Manfred Haas bei seinem jüngsten Aufenthalt im September 2012 in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator zuteil. Für die Verbesserung der IT-Ausstattung, die Entwicklung einer Krankenhaustelefonanlage und die Einrichtung einer Videoübertragungsanlage für Operationen wurde dem 62-Jährigen vom Mongolisch-Medizinisch-Wissenschaftlichen Institut der Titel des Ehrenprofessors verliehen.

Angefangen hatte alles 1996 in der HNO-Uniklinik in Würzburg, wo Haas als Elektroniker arbeitete. Dort lernte er den mongolischen Professor und Chef der HNO-Klinik EMJJ in Ulan Bator, B. Erdenenchuluun, kennen, der sich in Würzburg fortbilden wollte. Die Männer freundeten sich an und Erdenenchuluun berichtete Haas über die schlechten Zustände in mongolischen Kliniken.

Fotoserie

Schnell reifte in Haas die Idee, ausrangierte, aber funktionierende Geräte aus Deutschland für die Mongolei zu sammeln und zu stiften. In ehrenamtlicher Zusammenarbeit mit der Waldbüttelbrunner Firma Pfister & Pfrang stellte der rüstige Rentner Haas gemeinsam mit seinem Kollegen Manfred Reisberg Container zusammen, mit denen er diese Geräte in die Mongolei transportieren ließ.

Mit der transsibirischen Eisenbahn wird seitdem jährlich ein großer, rund 150 Kubikmeter fassender Container nach Ulan Bator gebracht und zwischendurch immer wieder kleinere Container. Die gestifteten medizinischen Geräte gehen an die EMJJ Klinik von Professor Erdenenchuluun, an die Universität Ulan Bator und an das dortige Gesundheitszentrum.

2002 reiste Haas mit einer neunköpfigen Gruppe von Ärzten, Technikern und Hörgeräteakustikern zum ersten Mal in die Mongolei, weil die Menschen dort Probleme hatten mit der Bedienung und Installation der Geräte aus Deutschland. Aus dieser Reise entwickelten sich regelmäßige Besuche in kleineren Reisegruppen. Haas ist im Allgemeinen einmal im Jahr in der Mongolei, meistens im August, weil es in diesem Monat nicht mehr ganz so heiß, aber auch noch nicht ganz so kalt ist. Die Temperaturdifferenzen in diesem Land sind sehr extrem: von – 50 Grad Celsius im Winter bis + 50 Grad Celsius im Sommer. Dreimal begleitete ihn dabei sein Kollege Manfred Reisberg, der ehemalige Leiter der Medizintechnik an der HNO-Uniklinik in Würzburg.

Weil es im EMJJ Hospital von Professor Erdenenchuluun nur ein Telefon gab, baute Haas 2004 die erste Telefonanlage dort ein. Diese hat er mittlerweile modifiziert und mit selbst entwickelten Aufrufanlagen für die Wartezimmer erweitert. Im vergangenen Jahr wurde eine Video-Audio Anlage für Operationen eingebaut. Ansonsten macht er „alles, was elektromäßig anfällt“. Außerdem unterrichtet er dort Techniker und es kommen mongolische Techniker zu ihm nach Deutschland, um sich fortzubilden. An Arbeit mangelt es dem engagierten Elektroniker nicht: „Es ergibt sich immer wieder etwas Neues, was zu erledigen ist und es kommen regelmäßig Anfragen für Besorgungen.“

Das neueste Projekt ist ein im April 2012 gekaufter Computer Tomograph (CT), der zur Zeit im EMJJ Hospital installiert wird. Auch dieser wurde mit Hilfe der Firma Pfister & Pfrang in die Mongolei transportiert.

Manfred Haas ist seit seinem ersten Besuch ein Fan: „Die Mongolei ist ein sagenhaftes, tolles Land. Wenn ich vom Flughafen nach Ulan Bator fahre, geht mir das Herz auf, das kommt von innen. Die Menschen sind so freundlich und man wird immer herzlich empfangen“.

In seinem Büro in Helmstadt hat Haas eine Spendenbox aufgestellt. Die Spenden sind für ein neues Projekt gedacht: Professor Erdenechuluun plant den Bau einer Schule für vormals taube Kinder in Ulan Bator. Diesen Kindern wurde ein CI, ein Cochlea Implantat, eingesetzt. Mit dessen Hilfe lernen diese Kinder nun das Hören. Hierzu bedarf es einer Schule mit besonders ausgebildeten Lehrern. Dieses Projekt wird leider vom mongolischen Staat in keiner Weise gefördert.

Wer spenden möchte oder Manfred Haas kontaktieren möchte: Manfred Haas, Tel. (0 93 69) 9 91 67; E-Mail: manihaas@freenet.de; Internet: www.manihaas.de

Ulan Bator

Die Hauptstadt der Mongolei liegt in 1350 Metern Höhe und hat etwas mehr als eine Million Einwohner, etwa ein Drittel der Bürger der Mongolei. In der Mongolei wird hauptsächliche nomadische Viehwirtschaft betrieben. 1992 wurde eine demokratische Verfassung angenommen und die Marktwirtschaft eingeführt. Der Übergang war von vielen Problemen begleitet und auch heute lebt etwa ein Drittel der Bevölkerung in Armut. Die Mongolei sollte nicht mit dem in der Volksrepublik China gelegenen Autonomen Gebiet Innere Mongolei verwechselt werden.


Einladung: Manfred Haas (Mitte) genießt mit Manfred Reisberg (links) die mongolische Gastfreundschaft.
| Einladung: Manfred Haas (Mitte) genießt mit Manfred Reisberg (links) die mongolische Gastfreundschaft.
Verleihung: Manfred Haas  bei der Zeremonie mit den Professoren Erdenenchuluun (links) und Bolt.
| Verleihung: Manfred Haas bei der Zeremonie mit den Professoren Erdenenchuluun (links) und Bolt.
Blick in den OP-Saal des EMJJ-Krankenhauses in Ulan Bator: Dank der Hilfe von Manfred Haas wird hier mit einer modernen Video-Audio-Übertragungsanlage gearbeitet.
Foto: Alle Haas | Blick in den OP-Saal des EMJJ-Krankenhauses in Ulan Bator: Dank der Hilfe von Manfred Haas wird hier mit einer modernen Video-Audio-Übertragungsanlage gearbeitet.
 
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