Iryna Mekheda wurde im Jahr 1980 als Tochter eines Tankstellenwarts und einer Buchhalterin in Odessa in der Ukraine geboren geboren. "Dort hatten meine Eltern für mich einen Job im Bankwesen vorgesehen, aber ich wollte lieber etwas anderes machen", sagt die 43-jährige im Gespräch mit der Redaktion. Nun lebt sie in Würzburg und baut sich ein neues Leben als Friseurin auf.
Iryna Mekheda fing parallel zu ihrem Studium eine Ausbildung als Friseurin an, an der Akademie für Friseure in Odessa. In der Ukraine hat sie nach eigenen Angaben 2004 und 2015 eigene Salons eröffnet, in Biljaiwka und Odessa. Sie hat dort Kurse und Fortbildungen für angehende Friseurinnen und Friseure gegeben.
Nur zwei Tage Zeit für die Flucht nach Würzburg gehabt
Im Frühjahr 2022 schloss ihr Salon in Odessa. Iryna Mekheda musste vor dem Krieg fliehen. "Ich hatte Angst und Sorge um meine Kinder", sagt sie. Zwei Tage habe sie Zeit gehabt, sich auf die Flucht vorzubereiten. "Das geht dann ganz schnell. Man packt nur seine nötigsten Dinge - Papiere, Kleidung, Dokumente, Bargeld und natürlich die Kinder", sagt sie.
Inzwischen hat sich Iryna Mekheda in Würzburg selbständig gemacht und betreibt den Friseursalon Hahonico in der Zellerau. Wie sah ihr Weg in die Selbstständigkeit aus?
Die erste Anlaufstelle in Würzburg war für Iryna Mekheda der Verein Mrija. Dieser habe sie an die Arbeitsagentur weitergeleitet, sagt sie. Dort hieß es dann zunächst: Im Integrationskurs Deutsch lernen. "Ich habe die Prüfungen für das Sprachniveau bis A2 bestanden. Danach habe ich erstmal nicht mehr weiter gemacht. Ich habe ja noch die Kinder und so viele andere Sachen zu tun, da wurde das dann schwierig", sagt Mekheade.
Ausbildungszertifikate in Deutschland nicht anerkannt
Im Beruf lerne sie aber weiter Deutsch: "Bevor ich nach Würzburg gekommen bin, habe ich gar kein bisschen Deutsch gesprochen. Jetzt arbeite ich mit einer Kollegin zusammen, die ist eine super Lehrerin und lässt mir keine Pause mit dem Lernen der Sprache."
Sie habe aber auch viele Kundinnen und Kunden, mit denen sie Ukrainisch und Russisch spreche. Das sei für sie genauso wichtig, wie Deutsch zu lernen. "Viele Kunden freuen sich, wenn sie Orte finden, an denen sie sich in ihrer Muttersprache verständigen können", sagt Mekheda. Die Sprache sei Teil der eigenen Identität. Und die Muttersprache weiterzusprechen, schließe das Erlernen einer neuen Sprache ja nicht aus.
Iryna Mekhedas ukrainische Ausbildungszertifikate werden in Deutschland nicht anerkannt. "Wir haben trotzdem eine Lösung gefunden, wie sie sich hier selbstständig machen kann", sagt Alexander Schumeyer. Er ist bei der Würzburger Arbeitsagentur in der Arbeitsvermittlung für Selbstständige tätig. Und hat Mekheda auf dem Weg zur Selbstständigkeit in Deutschland beraten.
Selbstständigkeit in Würzburg trotz bürokratischer Hürden
Dabei haben sie auf unternehmerischem Weg eine Lösung gefunden: Mekheda habe den Friseursalon vom Vorinhaber übernommen und sei nun dessen Geschäftsinhaberin. Ihre Kollegin, welche eine deutschen Friseurmeistertitel hat, sei bei ihr als Betriebsleiterin angestellt. So ist es Iryna Mekheda möglich, in Würzburg den Salon zu führen. "Später möchte ich den Meistertitel hier auch machen, aber im Moment ist das so eine gute Lösung", sagt Mekheda.
Am Friseurberuf interessieren Mekheda wissenschaftliche Aspekte wie etwa, chemische Prozesse zu verstehen. Wasser habe zum Beispiel je nach Region unterschiedliche Härtegrade. Die Beschaffenheit des Wassers wirke sich auf die Haarstruktur aus. "In Würzburg ist das Wasser anders als in Odessa. Das muss man bei der Haarpflege und bei der Produktauswahl berücksichtigen.", sagt Mekheda.
Andererseits fasziniere sie auch die Kreativität, die in dem Beruf stecke. "Das ist auch eine Kunst, wie man schneidet", sagt die Friseurin. Außerdem mag sie den Kundenkontakt und das direkte Feedback, das man in dem Beruf bekommt: "Am schönsten ist es natürlich immer, wenn die Leute mit dem Ergebnis zufrieden sind. Wenn sie strahlen und sich schön fühlen können, wenn ich merke: Ich habe, mit dem was ich mache, einen Menschen bereichert."
Mekheda ist gemeinsam mit ihrer Mutter, ihrer Schwester und ihren Kindern geflohen. Ihr ältester Sohn und ihre Mutter sind inzwischen wieder in Odessa. "Meine Mutter hat die Heimat zu sehr vermisst", sagt Mekheda. Dieser Teil der Familie würde ihr hier fehlen, sagt sie, genauso wie das Meer in Odessa. "Odessa liegt am Meer. Das hat man hier in Würzburg natürlich nicht."
Iryna Mekheda rät: Positiv bleiben und nach vorne gucken
Selbst zurückkehren wolle sie aber nicht, meint Mekheda. "Meine Kinder sind hier, ich möchte, dass sie in Sicherheit aufwachsen und in Deutschland zur Schule gehen können. Ich habe jetzt hier ein neues Leben." Ihre Kollegin Petra sei für sie wie eine "Deutsche Mama". Im Salon könnten sie wortlos Hand in Hand arbeiten. "Wenn Petra etwas anfängt, dann mache ich da weiter wo sie aufgehört hat und umgekehrt. Und wenn ich länger mache abends, dann bleibt Petra auch so lange da, bis ich fertig bin." Ein sehr familiäres Umfeld sei das in ihrem Salon.
Mekheda konzentriert sich im Moment auf ihr Unternehmen, besucht Messen und Conventions, um die Marke, dessen Vertreterin sie ist, bekannter zu machen. Man müsse die Möglichkeiten nutzen, die sich in Deutschland bieten, positiv bleiben und nach vorne gucken, so die Unternehmerin.
Menschen, die im Moment aus der Ukraine flüchten, wünscht sie: "Zunächst einen langem Atem und viel Geduld mit Dokumenten und Behörden und offen zu sein für eine neue Kultur. Sich Ziele zu setzen und diese mit Entschlossenheit und Aufrichtigkeit zu verfolgen." Menschen in Deutschland hätten eine andere Art zu denken und zu leben, daran müsse man sich gewöhnen. "Aber wenn man sich wirklich darauf einlässt und diese Kultur versteht, weiß man sie sehr schnell zu schätzen. Es kann wunderschön sein in Würzburg", sagt Iryna Mekheda.
Viel Erfolg Frau Mekheda
Schöner Bericht.