„Wir kommen am 16. März noch heute hier her, um der größten Katastrophe in der Geschichte unserer Stadt zu gedenken.“ Mit diesen Worten leitete Oberbürgermeister Christian Schuchardt die Kranzniederlegung am Freitagvormittag auf dem Hauptfriedhof ein.
Christian Schuchardt verdeutlichte, dass es gerade in einer Zeit, in der die Erlebensgeneration aussterbe, wichtig sei, die Erinnerungen in die Zukunft weiterzugeben und so Frieden zu wahren. „Wir fordern Null-Toleranz gegenüber Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit“, betonte Schuchardt. Er freute sich besonders darüber, dass in diesem Jahr vor allem viele junge Menschen an der Kranzniederlegung mitwirkten.
Schüler der Goethe Mittelschule und des Matthias-Grünewald Gymnasiums gestalteten die Kranzniederlegung mit Gesang und rundeten die Gedenkstunde mit einem Zeitzeugen-Interview ab.
„Sozialer Wandel durch Bildung“
Die Versöhnungsglocken neben dem Denkmal für die Opfer des 16. März 1945 läuteten nach der Kranzniederlegung den „Weg der Versöhnung“ ein. Unter den sechs Stationen, die die Teilnehmer bis 13 Uhr besuchten, war auch die Bildungseinrichtung Kolping-Mainfranken. Thematisiert wurde hier vor allem die Frage nach dem sozialen Frieden durch Bildung. Am Beispiel des Priesters Adolf Kolping versuche die Einrichtung jungen Generationen Bildungsmöglichkeiten zu bieten. Durch persönliche Bildung, solle nicht nur dem Vergangenen gedacht, sondern auch ein gegenwärtiges Bewusstsein und somit eine friedliche Zukunft geschaffen werden, erklärte Peter Langer von der Kolping-Akademie.
Schwester Bernadette erlebte die Bombennacht mit nur 17 Jahren
„Für den Frieden, gegen das Vergessen“, hieß es am Freitagmorgen auch in der Pausenhalle des Ursulinen Gymnasiums. Dort versammelten sich die Schülerinnen, um gemeinsam das Friedensgebet zu sprechen. Sie gedachten dabei der Opfer des 16. März 1945, sowie den Betroffenen zahlloser Kriege.
Schwester Bernadette hat die Bombardierung in Würzburg damals selbst miterlebt und kann ihren Schülerinnen als Zeitzeugin über die Ereignisse der Bombennacht berichten. Als der Luftangriff begann, versuchte die damals 17-jährige Auszubildende noch ihre Verwandten ausfindig zu machen, jedoch ohne Erfolg. Es blieb der jungen Frau nichts als die Flucht nach Eibelstadt und das Warten auf ein Lebenszeichen ihrer Verwandten. Bei der Rückkehr nach Würzburg wurde ihr bald klar, dass von der Stadt nicht viel übrig geblieben ist. „Es war nichts mehr da und unten am Main waren die Toten gelegen“, berichtete sie ihren Schülerinnen.
Für die Schülerinnen nur schwer vorstellbar
Den Sechstklässlerinnen Maike, Marie und Luna war die persönliche Geschichte ihrer Lehrerin neu. Sie selbst haben keine Großeltern mehr, die die Bombardierung mitbekommen haben. Auf die Frage, ob sie sich die Ereignisse vorstellen könnten oder gar wollten, schüttelten alle nur mit dem Kopf. Schwester Bernadette fügte hinzu: „Wer das nicht miterlebt hat, kann sich das nicht vorstellen.“
Was den Schülerinnen bleibt, ist der Blick in die Zukunft. Zusammenkünfte wie das Friedensgebet dienen nicht nur der Erinnerung: „Das ist ja eher was Schönes, wenn man dann gemeinsam noch mal ein Gebet spricht“, schilderte Luna ihre Gefühle. „Der Frieden fängt an der eigenen Haustür an“, fügte Schwester Katharina hinzu.