Graffitis sind viel mehr als nur bunte Bilder auf Häuserwänden, sagt Michael Junker. Graffitis seien Kunst, das Ausleben der Persönlichkeit und Kreativität. In den 90er-Jahren war er selber Writer, so nennen sich die Graffiti-Künstler. Bis er heiratete und Kinder bekam. Doch die Kunst lässt ihn bis heute nicht los. Deshalb möchte er nun zusammen mit seinem Freund und Grafiker Alexander Frank ein Buch über die Graffiti-Geschichte in Würzburg herausbringen. Dafür suchen die beiden noch Unterstützer.
"Wir möchten die Geschichte des Graffitis in Würzburg aufarbeiten", erklärt Junker im Gespräch mit dieser Redaktion. Dabei soll sich das Buch auf die Zeit vom Beginn des Graffitis in den 80er Jahren bis zur Jahrtausendwende konzentrieren. Entstanden ist die Idee, als sich aktive Sprüher bei ihm und Frank meldeten und sich für deren Kunst von damals interessierten.
Doch da viel analoges Material von damals verloren ging - die Fotos wurden damals hauptsächlich als Dia oder ausgedruckte Versionen gesichert - dachten sich die beiden, Material von ehemaligen Sprühern zusammen zu sammeln. Bilder habe man damals noch auf dem Postweg oder auf sogenannten Jams getauscht – Internet gab es damals noch nicht wirklich. "Wir möchten die Bilder in einem Buch sichern und farbenprächtig rüberbringen", erzählt Junker.
Auch Fotos aus dem Landkreis sind interessant
Seitdem haben die beiden alte Kontakte recherchiert, reaktiviert und neue geknüpft. "Teilweise sind sie mittlerweile über die ganze Welt verteilt", so Junker. So sind Junker und Frank bereits auf viele alte Fotos und Skizzen aus der Würzburger Szene gestoßen. Doch: "Der ein oder andere Schatz schlummert bestimmt noch in irgendwelchen Alben im Keller, auf dem Dachboden oder auf einem Negativstreifen in einer Papierfototasche."
Deshalb suchen die beiden künftigen Buchautoren nun nach Personen, die noch Material von damals haben und zur Verfügung stellen können. Wichtig dabei: Nicht nur die Künstler haben damals die Werke selbst fotografiert, sondern auch Hobbyfotografen, Trainspotter oder Kunstliebhaber. "Gerne dürfen sich auch noch ehemalige, bisher noch nicht kontaktierte Sprühdosenkünstler melden", sagt Junker. "Möglicherweise hat auch noch der ein oder andere Geschädigte Fotos von damals." Es werden außerdem nicht ausschließlich Fotos aus der Stadt gesucht, auch der Umkreis von Würzburg sei interessant.
Weiterhin auf der Suche nach Material
Der bislang älteste Unterstützer des Buches ist fast 90 Jahre alt. Der ehemalige Farbenhändler der Würzburger Szene sei "Feuer und Flamme" gewesen, als er von der Idee hörte, wie Junker erzählt. Damals sei es nicht einfach gewesen, an gute Farben zu kommen. "Graffiti war eine Subkultur, heute hingegen gibt es alles: Dosen, Caps, Kleidung, Zubehör…", so der Würzburger.
Das Buch soll noch in diesem Jahr in einer limitierten Ausgabe erscheinen. Der Fokus soll hierbei auf den Fotos liegen, kurze Texte sollen erklären, wo sich welches Graffiti in Würzburg befand. Michael Junker und Alexander Frank sind weiterhin auf der Suche nach Material: Wer noch alte Fotos oder Skizzen aus Würzburg Stadt oder Land zuhause liegen hat, kann sich an Michael Junker und Alexander Frank unter wuerzburginfarbe@online.de oder facebook: würzburg in farbe oder Instagram: wuerzburg_in_farbe wenden. Die beiden ehemaligen Sprüher freuen sich über jede Unterstützung.