Er hat schwere Zeiten hinter sich, der SV Heidingsfeld. Doch wenn die Wogen einmal richtig hochschlagen, ist es gut, wenn man einen besonnen und erfahrenen Kapitän hat. So einen Kapitän hat der Verein mit seinem 1. Vorsitzenden Peter Katzenberger. Jetzt hat ihn eine Jury aus Vertretern des Sports und der Presse zum „Vorstand des Jahres“ gewählt, zusammen mit seinen Kollegen, dem Finanzvorstand Claus Fesel und Annette Göhler als Vorstand Sport.
Katzenberger hat stürmische Zeiten erlebt. In seiner ersten Amtszeit als Vorstand in den Jahren 2002 bis 2008 konnte er die Insolvenz, die im Raum stand, abwenden und auch 2012 übernahm er nach dem Rücktritt des damaligen Vorstands Udo Feldinger wieder das Ruder. „2002 hatte der vorherige Vorstand nicht gut gewirtschaftet“, erinnert er sich. „Da kamen plötzlich Nachzahlungsforderungen von allen Seiten und wir konnten uns nicht dagegen wehren.“
Steuererklärungen der letzten fünf Jahre
„Anfang 2003 haben wir uns hingesetzt und erst einmal die Steuererklärungen der letzten fünf Jahre nachgemacht“, berichtet er. „Das waren harte Jahre, da haben wir die Probleme nur durch viele Verhandlungen in den Griff bekommen“, fügt Claus Fesel hinzu. „Aber seit 2004 geht es eigentlich kontinuierlich bergauf.“
Das sieht man beim Rundgang über das 35 000 Quadratmeter große Gelände des Vereins in den Herieden, wohin der Verein 1993 vom Wiesenweg gezogen ist. „Wir haben mit vertretbarem finanziellen Aufwand viel gemacht. Man muss da oft richtig argumentieren, um das den Leuten zu erklären. Denn ein Verein ist schon schwerer zu führen, als eine Firma. Wenn man hier etwas sagt, was jemandem nicht passt, antwortet der, dann höre ich halt auf‘“, erläutert Katzenberger. Sein Geld verdient der technische Betriebswirt in der Bentheim-Werkstatt der Blindeninstitutsstiftung, wo er für den Berufsbildungsbereich zuständig ist.
Zulauf aus dem südlichen Landkreis
„Wir haben uns dem Breitensport verschrieben“, berichtet der Vorstand. „Wobei ich nichts dagegen hätte, wenn wir noch eine Liga aufsteigen würden“, fährt er fort. „Viel Zulauf haben wir aus dem südlichen Landkreis, wo die Vereine keine eigenen Mannschaften mehr zusammen bekommen. Da haben wir jetzt eine richtig gute Jugendabteilung.“
So liegt auch gleich am Eingang rechts das Jugendspielfeld ausschließlich für die U11-Mannschaften. „Wie ein Teppich“, freut sich Katzenberger und zeigt auf den satten grünen Rasen. Ein paar Meter weiter ist der Rasen auch grün – aber künstlich. „Das ist unser Stolz, der Kunstrasenplatz, den haben wir seit 2016. Da haben wir nicht gespart, und manche Mannschaften wollen nur da spielen, das heißt bei Fußballern was.“ 2017 wurde dann auch das Flutlicht ergänzt und verbessert, berichtet der Vorstand. „Unser größtes Problem ist derzeit, dass die Anlage an sich 25 Jahre alt ist, da beginnen jetzt die Reparaturen“, fügt Claus Fesel hinzu.
Im Winter von Wildschweinen verwüstet
Weiter hinten liegen die vier Tennisplätze, die SVH-Feierwiese mit Grill- und Feuerstelle und Strom- und Wasseranschluss und der Trainingsplatz. Der derzeitige „Alptraum“, wie Katzenberger sagt. „Den haben uns im Winter die Wildschweine mehrfach verwüstet“, weiß er. 10 000 Euro hat die Ergänzung des Zauns gekostet, eine nicht eingeplante Ausgabe „Die Stadt hat uns einen Zuschuss angekündigt, und für den Rest machen wir ein Crowd-Funding“, sagt er.
„Unser Bestreben ist es, die Kosten so zu optimieren, dass wir problemlos in die Zukunft blicken können“, berichtet Katzenberger. Dazu trägt eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Vereinsheimes, die sich selbst finanziert, genauso bei, wie eine Solarthermie-Anlage, die das Warmwasser für die Duschen liefert. Hinzu kommen die Einnahmen aus der Verpachtung der Vereinsgaststätte und die Vermietung dreier Wohnungen im Obergeschoss des Vereinsheims.
Auch das Ehrenamt geht zurück
„Das ist alles nicht mehr so einfach wie früher“, erzählt er. „Ich bin ja seit 1968 im Verein. Da hatten wir 600 Mitglieder, davon waren 400 passiv, die haben nur gezahlt. Heute sind es 500 Mitglieder, davon sind 250 Jugendliche und 150 passiv“, sagt der Vorstand. „Und heute ist ein Fußballverein wie ein Fitnesscenter. Man kommt, zahlt und kündigt wieder“, weiß er. „Auch das Ehrenamt geht zurück, das ist die gesellschaftliche Entwicklung. Die Werte haben sich verändert.“
„Deshalb habe ich mich richtig gefreut, als sie angerufen haben“, sagt Katzenberger. Auch seine beiden Mitstreiter Annette Göhler und Claus Fesel nicken: „Wir freuen uns total“, sagt sie. „Es ist nicht leicht, so einen Verein ehrenamtlich zu stemmen“, erklärt Katzenberger. „Man macht es ja nicht deswegen, aber dann es ist dann trotzdem schön, wenn es gewürdigt wird.“