
Bundesweit hatten am Mittwoch nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) mehr als 80 Prozent der Apotheken geschlossen, in etwa zwanzig deutschen Städten, sechs davon in Bayern, gab es Protestveranstaltungen. In Würzburg sind am Apotheken-Protesttag mehr als 500 Menschen mit ihren Forderungen an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) lautstark auf die Straße gegangen.
Mit einem lautstarken Trillerpfeifen-Konzert zogen die Protestierenden durch die Innenstadt
Während Medikamente auch in Unterfranken am Mittwoch nur im Notdienst zu erhalten waren, versammelten sich die Apothekerinnen und Apotheker aus dem Regierungsbezirk zusammen mit ihren Mitarbeitenden, Auszubildenden und Studierenden um 11 Uhr am Hauptbahnhof. Von dort aus zogen sie mit einem lautstarken Trillerpfeifen-Konzert auf dem üblichen Weg durch Kaiserstraße, Obere Juliuspromenade und Schönbornstraße zum unteren Markt.
Auf dem Weg durch die Innenstadt verteilten sie Info-Flyer mit ihren zentralen Forderungen, die sie an die Bundesregierung richten: Eine angemessene Anpassung der Honorare nach zehn Jahren Stillstand, weniger Belastung durch Bürokratie und eine bessere Versorgung der Kunden in Zeiten von Lieferengpässen bei vielen Medikamenten.

Das so genannte Fixum, also der Betrag, den jeder Apotheker für den Verkauf eines verschreibungspflichtigen Medikaments unabhängig vom Einkaufspreis erhält, liegt derzeit bei 8,35 Euro pro Packung. Geht es nach Dr. Michael Sax, dem Inhaber der Würzburger Stern-Apotheke und unterfränkischen Bezirksvorsitzenden des Bayerischen Apothekerverbandes, dann wird dieses Honorar so schnell wie möglich um rund 44 Prozent auf 12 Euro angehoben. "Wir senden von Würzburg aus ein mehr als deutliches Signal an die Politik, mit dem Raubbau an niedergelassenen Apotheken aufzuhören", sagte Sax als einziger Redner der Abschlusskundgebung vor der Marienkapelle.
Seit 2010 ist die Zahl der Apotheken in Deutschland um 3500 auf unter 18.000 gefallen
Er hatte eine Menge Zahlen dabei, um diese zentrale Forderung der Apotheken-Verbände zu untermauern. So sei seit 2010 sei die Zahl der Apotheken in Deutschland um 3500 auf unter 18.000 gefallen: "Wir haben den niedrigsten Stand seit vierzig Jahren und bewegen uns im europäischen Vergleich bei der Apothekendichte inzwischen im unteren Drittel." Hauptgrund für das Apothekensterben sei die schlechte Vergütung bei rezeptpflichtigen Medikamenten, die rund zwei Drittel des Gesamtumsatzes ausmachen. Während das Fixum in den vergangenen zwanzig Jahren nur einmal um den verschwindend geringen Betrag von 25 Cent angehoben wurde, haben sich die Einnahmen der gesetzlichen Krankenkassen im selben Zeitraum laut Sax mehr als verdoppelt.

Abkoppelung eines kompletten Berufstandes vom wirtschaftlichen Fortschritt im Land
Die Untätigkeit der Politik führe zur "Abkoppelung eines kompletten Berufstandes vom wirtschaftlichen Fortschritt in unserem Land", so der Bezirksvorsitzende. Zu seinen Forderungen gehört auch die Vergütung der Mehrbelastung des Apothekenpersonals durch das Management der Lieferengpässe bei Medikamenten. Laut ABDA entfallen darauf inzwischen mehr als zehn Prozent der Arbeitszeit, was nach einem aktuellen Gesetzentwurf künftig mit 50 Cent pro Versorgungsfall vergütet werden soll. "Das ist nichts anderes als ein schlechter Witz. Deutlicher kann man seine Missachtung vor der Leistung der Apothekenteams nicht zum Ausdruck bringen", sagte Sax an die Adresse von Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Die Apotheker fordern eine deutlich höhere Vergütung von 21 Euro pro Versorgungsfall.
