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Würzburg
Antwort auf Samstagsbrief: "Wir im Circus sind die Tierschützer"
Im Winter gastiert der Circus Krone in Würzburg – ohne wilde Tiere. Das aber liegt nicht am Verbot der Stadt, wie die Krone-Chefin in ihrer Replik auf unseren Samstagsbrief schreibt.
Der Circus Krone gastierte zuletzt im Herbst 2019 in Würzburg - damals noch mit exotischen Tieren wie den berühmten weißen Löwen von Tierdompteur Martin Lacey jr.
Foto: Silvia Gralla | Der Circus Krone gastierte zuletzt im Herbst 2019 in Würzburg - damals noch mit exotischen Tieren wie den berühmten weißen Löwen von Tierdompteur Martin Lacey jr.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 11.02.2024 18:51 Uhr

Tiere im Zirkus – ist das noch zeitgemäß? War es das je? Die Frage spaltet die Nation und die Region, wie an den Reaktionen auf den Samstagsbrief dieser Redaktion an den Circus Krone (14. August) zu spüren war. Kommenden Winter will der nach eigenen Angaben weltgrößte Zirkus sein Quartier wieder in Würzburg aufschlagen – ohne wilde Tiere. Unser Autor bezog seinerzeit klar Position für den Auftritt von Tieren in der Manege. Hier die Antwort von Circus-Krone-Chefin Jana Lacey-Krone:

"Sehr geehrter Herr Lenz, leider habe ich Ihren Brief erst vor ein paar Tagen per Post erhalten und kann daher jetzt erst dazu Stellung nehmen.

Darin haben Sie sehr viele Themen genau auf den Punkt gebracht. Grundsätzlich sollte man aber beachten, dass es sich bei unseren Tieren nicht um Wildtiere, sondern um Circustiere handelt. Unsere Raubtiere zum Beispiel werden seit Generationen bei uns geboren und überdurchschnittlich alt. Im letzten Winter erreichte eine Löwin das biblische Alter von 27 Jahren, also circa 189 Menschenjahre.

Das überdurchschnittliche Alter und die Tatsache, dass sich die Tiere fortpflanzen, sind Belege, dass es den Tieren gut geht. Das hohe Alter unserer Tiere ist auch der Grund dafür, dass wir ein Seniorenheim für alte Circustiere in Wessling am Starnberger See betreiben.

Dann muss man generell zwischen Tierschützern und Tierrechtlern unterscheiden. Wir sind die Tierschützer, denn wir kümmern uns rund um die Uhr um unsere Tiere. 24 Stunden pro Tag und 365 Tage im Jahr. Außerdem fördern wir auch Tierschutzprojekte, wie zum Beispiel die Organisation "Go for Rhino" oder eine Elefanten-Auffangstation in Thailand. Mit Hilfe der Spenden unserer Besucher ist es gelungen, bereits zwei Nashornbabys in Südafrika zu adoptieren.

Tierrechtlern geht es nicht um das Wohl von Tieren in menschlicher Hand, sondern sie lehnen Tierhaltung generell ab, sei es im Zoo, Circus oder privat bei Ihnen zu Hause. Selbst Blindenhunde sind ihnen zuwider. Oft kommen die Spendengelder nicht einem Tierschutzprojekt zu Gute, sondern werden in Medien- und Demonstrationskampagnen gepumpt, um Entscheidungsträger von ihrem ideologischen Ziel, nämlich der Abschaffung aller Tiere in Menschenhand, zu überzeugen.

Mit der Stadt Würzburg haben wir uns darauf verständigt, keine exotischen Tiere wie Raubtiere oder Elefanten in den Vorstellungen zu zeigen – dies aber vor dem Hintergrund, dass wir diese Tiere unserem Stammpublikum in München nicht vorenthalten können. Natürlich werden wir andere Tierarten mit nach Würzburg bringen. Denn Tiere sind ein fester Bestandteil des klassischen Traditionscircus. Der Circus entstand schließlich aus der Präsentation von Pferden.

Seit über 100 Jahren erwartet unser Publikum, sowohl im Circus-Krone-Gebäude in München als auch auf unseren europaweiten Tourneen die Mischung aus der Exotik der Tiere, dem Nervenkitzel bei den Artisten unter der Circuskuppel und den Späßen der Clowns. Der Circus ist das Theater des Volkes, und so breitgefächert wie sein Publikum sollte sein Programm sein.

Die Zuschauer nicht zu enttäuschen und alle Erwartungen zu erfüllen war schon das Credo des Circus-Gründers Carl Krone: "Eure Gunst – unser Streben." Und dies gilt selbstverständlich auch für meine Familie, Mitarbeiter und mich.

In diesem Sinne, Jana Lacey-Krone"

 
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  • U. D.
    Die von Jana Lacey-Krone sophistisch gewählte Umschreibung „Circustiere“ für Wildtiere, ist ähnlich schönfärberisch, analog man einen Dieb natürlich auch liebevoll "Vermögensumverteiler" benennen könnte. Doch ein Dieb bleibt ein Dieb, analog ein Wildtier ein Wildtier bleibt.

    Wildtierhaltung im Zirkus ist systemimmanent(!) untragbar. Welcher Elefant jongliert beispielsweise schon gerne freiwillig seinen tonnenschweren Körper im "Handstand" auf zwei Beinen, oder welchem Tiger wurde in die Wiege gelegt freudig durch brennende Ringe zu springen?

    Im Gegensatz zu Haus- und so genannten Nutztieren haben Wildtiere den Prozess der Haustierwerdung (Domestikation) noch nicht durchlaufen. Sie sind – selbst wenn sie in Gefangenschaft geboren sind – hinsichtlich ihres Verhaltens und ihrer Bedürfnisse immer noch Wildtiere.

    Kein noch so großes Gehege, geschweige denn die beengenden Transportbehältnisse können den Raum ersetzen, den Tiger oder Elefanten in freier Wildbahn durchstreifen.
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  • M. B.
    Faszinierend. Ein in der Zeitung abgedruckter Brief kommt erst 4 Wochen später per Post an. Da stellt sich mir die Frage: Ist der Brief erst so spät an den Circus Krone verschickt worden und warum überhaupt, wo der Circus Krone in der Regel auf jedes Husten reagiert, dass Online über ihn geäußert wird.
    Warum man diese Tierqual die sich "Circus" nennt überhaupt mit Lobhudelei bedenken muss, erschließt sich mir ohnehin nicht. Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung ist gegen Wildtiere im Zirkus.
    Der Autor des Samstagsbriefs ist wohl im Kopf noch nicht so weit, zu erkennen, dass den Wildtieren im Circus und auch im Handel unsägliches Leid geschieht. Das tut mir leid für ihn.
    Denn für solche Menschen und ihre kurzfristige Unterhaltung leiden Tiere ein Leben lang hinter Gittern.
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  • R. B.
    Sehr geehrte Frau Jana Lacey-Krone, Sie schreiben, "Grundsätzlich sollte man aber beachten, dass es sich bei unseren Tieren nicht um Wildtiere, sondern um Circustiere handelt. Den Löwen, Tiger oder Elefanten hat niemand gefragt, ob er ein Circustier sein will oder nicht. Ihre Tiere werden den Umständen nach sicherlich gut versorgt, es wird ihnen weder an Futter noch an medizinischer Versorgung fehlen. Und doch leben diese Tiere auf wenigen Quadratmetern und nicht in freier Wildbahn. Würden Sie mich vor die Wahl stellen, in Gefangenschaft doppelt so alt zu werden als in Freiheit, ich würde mich für die Freiheit entscheiden; ich bin mir sicher Ihre Tiere würden die gleiche Entscheidung treffen.
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  • P. K.
    Würde mich grundsätzlich interessieren, welche Art von Antwort sie erwarten, wenn sie einem Tier eine Frage stellen.
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  • R. B.
    @pekr, jetzt wo Sie mich darauf hinweisen dass Tiere ja gar nicht antworten können wird mir die fehlende Sinnhaftigkeit meines Kommentares erst bewusst. Nur gut, dass sich derart scharfsinnige Beobachter unter den Foristen der Main-Post befinden.
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  • P. K.
    Aber gerne doch
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  • M. B.
    Sarkasmus hat in diesem Internetz noch nie funktioniert :D
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