Plätze in Seniorenheimen werden immer teurer. Bei vielen Menschen, die in den Einrichtungen betreut werden, reicht die Rente nicht, um das Zimmer zu bezahlen. Die Sozialhilfe muss einspringen. Doch bis der Bezirk Unterfranken, der in der Region für die "Hilfe zur Pflege" zuständig ist, über die Zahlung entscheidet, dauert es manchmal viele Monate. Von einem Antragsstau von rund 1500 "Altfällen" aus ganz Unterfranken war jetzt im Bezirksausschuss des Bezirkstags die Rede.
Die CSU-Fraktion hatte beantragt, fünf zusätzliche Stellen in der Sozialverwaltung zu schaffen. Das bisherige Team der "Hilfe zur Pflege" mit 45 Sachbearbeiterinnen und Sacharbeitern, die teilweise in Teilzeit tätig sind, reiche nicht aus. Man sei diese Personalaufstockung den betroffenen Familien, vor allem aber auch den Trägern der Heime schuldig, die die ausbleibende Sozialhilfe häufig über Monate hinweg vorfinanzierten, so begründete CSU-Fraktionschefin Hülya Düber die Forderung.
AWO in Unterfranken: Außenstände gehen in die Hunderttausende
"Ja, das ist ein großes Problem", bestätigt Bettina Albert, die stellvertretende Leiterin des Bereichs Pflege bei der Arbeiterwohlfahrt in Unterfranken. Die AWO betreibt zwischen Aschaffenburg und Zeil im Landkreis Haßberge 16 Pflegeeinrichtungen mit insgesamt 1575 Plätzen.
Genaue Zahlen zu Forderungen will die AWO mit Rücksicht auf den Bezirk nicht nennen. Die Außenstände gingen aber in die Hunderttausende, bestätigt Albert. In manchen Fällen dauere es bis zu einem Jahr, bis die Entscheidung über einen Sozialhilfeantrag gefallen sei. Immerhin leiste der Bezirk in vielen Fällen nach einem halben Jahr "Abschlagszahlungen".
Auf Hilfe angewiesen: Rente reicht oft nicht für die Heimkosten
Die Zahl der Menschen, die im hohen Alter auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, wächst. Die Heimkosten steigen rasant, die Renten reichen den Betroffenen häufig nicht. So kostet ein Platz im AWO-Heim in Kitzingen je nach Pflegegrad monatlich 3000 bis 3300 Euro, in Würzburg liegt man bei 3400 bis 3800 Euro. Die Leistungen der Pflegeversicherung sind da schon abgezogen.
Bevor die Sozialhilfe für die Differenz zwischen Rente und Heimkosten aufkommt, bedarf es aufwändiger Überprüfungen - in jedem einzelnen Fall. Neben der klassischen Rente beziehen manche Seniorinnen und Senioren noch private Zusatzrenten oder Versicherungsleistungen. Manche besitzen Vermögen wie eine eigene Immobilie, andere haben vielleicht Mieteinnahmen. Die müssen vor einer Sozialhilfeleistung eingebracht werden.
Entsprechende Recherchen übernehmen zum einen Heimträger selbst, zum anderen muss der Bezirk genau hinschauen, bevor er Steuergelder bewilligt. Manchmal gibt es auch Auseinandersetzungen mit Angehörigen, die um ein erhofftes Erbe fürchten. Je kooperativer die Familien der Heimbewohner sind, desto einfacher wird es für die Sozialverwaltung.
Mehr Stellen: Bezirksausschuss stimmt für befristete Personalaufstockung
Um den "Berg an Altfällen" endlich abzuarbeiten, schlossen sich im Bezirksausschuss nach kurzer Debatte alle Parteien außer der AfD der CSU-Forderung an, zumindest befristet zusätzliche Stellen zu schaffen. Es werde schwer genug, diese angesichts des Fachkräftemangels zu besetzen, war man sich einig. Zudem will man prüfen, inwieweit externe Dienstleister und Künstliche Intelligenz bei der Bearbeitung der Sozialhilfe-Anträge helfen können.