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Würzburg/Giebelstadt
Angst vor Coronavirus beschäftigt Ärzte in Unterfranken
Meist ist es nur eine normale Erkältung. Aber immer mehr Menschen in der Region befürchten eine Infektion mit dem Coronavirus – und halten Experten und Ärzte auf Trab.
Schutz vor einer Ansteckung wie bei der Grippe: Die Fachleute empfehlen dringend häufiges Händewaschen oder Desinfizieren – wie hier in der Klinik. 
Foto: Thomas Obermeier | Schutz vor einer Ansteckung wie bei der Grippe: Die Fachleute empfehlen dringend häufiges Händewaschen oder Desinfizieren – wie hier in der Klinik. 
Andreas Jungbauer
 und  Christine Jeske
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:13 Uhr

Das Coronavirus breitet sich weiter aus. Noch ist Unterfranken verschont, aber "ein Fall in der Region wird immer wahrscheinlicher", sagt der Professor August Stich, Tropenmediziner und Infektiologe an der Würzburger Missio-Klinik unter dem Dach des Klinikums Würzburg-Mitte. Gleichzeitig warnt Stich vor Panikmache. Die Angst der Bevölkerung stehe im Moment nicht in Relation zur tatsächlichen Bedrohung. Der Mediziner dementiert auch die im Internet kursierende Falschmeldung eines ersten Würzburger Coronafalls.

Nach dem Ausbruch der Krankheit in Norditalien schlagen immer mehr Anfragen am Missio-Tropeninstitut auf – teils von Reisenden, teils von Betrieben mit internationalen Kontakten. "Leute kommen direkt vorbei, und die Anrufe zählen wir schon gar nicht mehr", berichtet Stich. Man arbeite an der Kapazitätsgrenze. Beim begründeten Verdacht würden Coronatests im Labor der Universitätsklinik durchgeführt, bisher habe sich kein Verdachtsfall bestätigt.

Eine Krankenschwester auf der Infektionsstation der Uniklinik Essen betrachtet in Schutzkleidung und mit einer Atemmaske zwei Abstrichröhrchen. Auch in Nordrhein-Westfalen hat sich erstmals ein Patient mit dem neuartigen Coronavirus infiziert.
Foto: Bernd Thissen, dpa | Eine Krankenschwester auf der Infektionsstation der Uniklinik Essen betrachtet in Schutzkleidung und mit einer Atemmaske zwei Abstrichröhrchen.

Missio-Chefarzt Stich verweist darauf, dass ein Test erst einige Tage nach einer Infektion positiv anschlage. "Und auch nur bei Patienten, die das Virus ausscheiden." Man könne mit Blick auf begrenzte Ressourcen nicht Hunderttausende prophylaktisch auf Corona testen. Der Infektiologe hofft jetzt auf ein Abebben der Grippe- und Erkältungssaison, ehe es zu einem möglichen Ausbruch der neuartigen Lungenkrankheit hier in der Region kommt. Aktuell sei der Regelbetrieb in der Klinik durch Corona-Untersuchungen noch nicht beeinträchtigt.

Sollte es zur Verbreitung in der Region kommen, könnten Corona-Patienten einzeln isoliert oder in eine "Kohorten-Isolation" genommen werden - an einer bestimmten Klinik oder andernorts, wie etwa in einer Kaserne. Dies müssten laut Stich dann Politik und Gesundheitsämter entscheiden.

Tropenmediziner August Stich zeigt einen Mundschutz, mit dem sich Ärzte und Klinikpersonal vor Ansteckungen schützen.
Foto: Thomas Obermeier | Tropenmediziner August Stich zeigt einen Mundschutz, mit dem sich Ärzte und Klinikpersonal vor Ansteckungen schützen.

Und die Hausärzte? Wie reagieren sie auf mögliche Infektionen mit dem Coronavirus? "Eine Handlungsanweisung des Robert-Koch-Instituts wird ständig an die laufende Entwicklung angepasst", sagt Christian Pfeiffer, unterfränkischer Bezirksvorsitzender im Bayerischen Hausärzteverband und Beauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung. "Es gibt immer wieder neue Informationen und auch Änderungen."

"Die Patienten sitzen in einem separaten Raum."
Hausarzt Christian Pfeiffer zum Umgang bei Corona-Symptomen

Pfeiffer bestätigt, dass es in seiner Hausarztpraxis in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) immer mehr verunsicherte Patienten gebe. Das bemerke er durch ihre Nachfragen. "Sie kommen mit Husten und Schnupfen zu uns in die Praxis, also normalen Erkältungssymptomen." Aber die Angst, dass sie sich mit dem Coronavirus infiziert hätten, bestehe durchaus bei dem einen oder anderen. Auch bei jüngeren Patienten. Gefährdet seien jedoch eher ältere Menschen mit Vorerkrankungen und geschwächten Immunsystem.

Ein Dilemma sei, so Pfeiffer, wenn zum Husten noch Fieber komme. Dann könnten Patienten sowohl einen grippalen Infekt als auch eine Infektion mit dem Coronavirus haben. Bei milden Verläufen zeigten sich die typischen Symptome nicht sofort, das sei das Heimtückische: "Als die ersten Fälle Ende Januar in Bayern gemeldet wurden, haben wir durch eine sogenannte Reiseanamnese versucht herauszufinden, ob ein Patient mit dem Coronavirus infiziert worden sein könnte", sagt Pfeiffer. "Also durch Fragen, ob er gerade von einer Auslandsreise, etwa China, zurückgekehrt sei." Doch jetzt ist das Coronavirus in Deutschland angekommen und eine Infektion deshalb auch im Inland möglich.

Christian Pfeiffer ist Facharzt für Allgemeinmedizin und regionaler Vorstandsbeauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung für Unterfranken.
Foto: Andreas Jungbauer | Christian Pfeiffer ist Facharzt für Allgemeinmedizin und regionaler Vorstandsbeauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung für Unterfranken.

Generell versuchen Allgemeinmediziner Christian Pfeiffer und sein Team, Patienten mit Fieber und Atemwegsbeschwerden in der Praxis von anderen Patienten zu trennen. "Sie sitzen nicht im normalen Wartezimmer, sondern in einem separaten Raum. Oder wir geben ihnen einen Termin am Ende der Sprechstunde", sagt Pfeiffer. "Und wir verweisen auf Hygienemaßnahmen: Hände waschen oder in die Armbeuge niesen." Wie jedes Jahr um diese Zeit hätten die Hausärzte derzeit mit vielen grippalen Infekten zu tun, oder in schweren Fällen mit einer Grippe, einer Influenza.

Robert-Koch-Institut meldet deutschlandweit derzeit 161 Tote durch Influenza

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet deutschlandweit derzeit 161 Tote durch Influenza A und B. Seit Beginn der Grippesaison im Oktober wurden fast 100 000 Infektionen gezählt, jeder fünfte Patient musste in der Klinik behandelt werden. Auch in Bayern sorgt die Grippewelle für volle Wartezimmer bei den Allgemeinmedizinern. Besonders betroffen ist Oberbayern. Dort hat das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in der letzten Meldewoche mit 3215 Infektionen mehr als zehnmal so viele Influenzafälle registriert wie in Unterfranken (304).

Katholische Kirche: Bei Krankheit nicht in die Messe

Unterdessen reagieren auch die Kirchen auf einen drohenden Corona-Ausbruch: Das Bistum Würzburg ruft Gläubige mit "Symptomen oder dem Verdacht auf eine Erkrankung" auf, den Gottesdiensten fernzubleiben. Außerdem empfiehlt man Hand- statt Mundkommunion und Vorsicht beim Weihwasser. Entspannter sieht man die Lage noch in der evangelischen Kirche. Einen Aufruf, Gottesdiensten fernzubleiben, gebe es hier nicht, so Gisela Bornowski, Regionalbischöfin des Kirchenkreises Ansbach-Würzburg, auf Nachfrage dieser Redaktion. "Wir beobachten die Lage." Wenn diese sich verschärfe, werde man reagieren.

 
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  • Arcus
    der von den Virologen an der Berliner Charité in Rekordzeit entwickelte Test soll ja so zwischen 120€ und 240 € kosten. Die Krankenkassen übernehmen wohl nur dann die Kosten, wenn es sich um begründete Verdachtsfälle handelt. Meine Frage wäre wo in Süddeutschland solche Tests durchgeführt werden? Ob genügend Testequpment/Verbrauchsmaterialien etc. zur Verfügung stehen? Und ob der Test auch eine spezielle Schulung des Laborpersonals voraussetzt.
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  • andreas.jungbauer@mainpost.de
    @Arcus: Guter Hinweis. Ja, die Tests werden nur in begründeten und konkreten Verdachtsfällen eingesetzt. Für eine massenhafte Anwendung gäbe es derzeit die Ressourcen gar nicht, wie auch Experte Stich bestätigt. D.h. die vorhandenen Kapazitäten sehr gezielt und bewusst einzusetzen. Im Labor der Würzburger Uniklinik (Institut für Virologe) werden die Tests durchgeführt, bis Mittwoch waren es ca. 70, alle negativ. www.mainpost.de/10413740 Gruß aus der Redaktion!!
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  • Arcus
    thx
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