
Warum heißt es in der ersten Zeile der deutschen Nationalhymne "Einigkeit und Recht und Freiheit"? Was genau macht Heimat aus? Und bedeutet die im Grundgesetz zugesicherte Meinungsfreiheit, dass man sagen darf, was immer man will?
Wichtige Fragen, die künftig auch in unterfränkischen Klassenzimmern in einer "Verfassungsviertelstunde" offen diskutiert werden sollen: Eine Viertelstunde pro Woche soll dafür zur Verfügung stehen – ab Schulstart im September zunächst in den zweiten und vierten Klassen der Grundschulen, in den sechsten und achten Klassen der Mittel- und Realschulen und in den sechsten, achten und elften Klassen der Gymnasien. Auch in Wirtschaftsschulen, Fach- oder Berufsoberschulen und Berufsschulen wird es die Grundwerte-Debatten geben.
Alle Fächer werden beteiligt, der Inhalt soll konkreten Bezug zum Alltag der Schüler haben
Funktioniert das Konzept, soll es nach und nach in allen Klassenstufen aller Schularten eingeführt werden. Alle Fächer und alle Fachlehrer werden beteiligt. Hilfe und Materialien vom Ministerium soll es geben, vor allem aber viel Freiheit in den Schulen bei der Gestaltung. "Es ist uns sehr wichtig, die Schüler eng einzubeziehen", beteuert Schulministerin Anna Stolz (Freie Wähler).
In den Lehrplänen der Schulen sei genug Luft für die abgeknapste Viertelstunde, glaubt Stolz. Und es gehe auch nicht um eine Erweiterung des Sozialkunde-Unterrichts: Denn dort gehe es um Staatsaufbau, Gewaltenteilung oder politische Strukturen. In der Verfassungsviertelstunde soll es um die Grundwerte und ihren konkreten Bezug zur Lebensrealität der Schüler gehen.
"Wir wollen die Schüler animieren, über unsere Grundwerte nachzudenken", erklärt auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Und das ohne Noten- oder Prüfungsdruck.
Ministerpräsident Söder hofft auf "Impulse zum selbstständigen Denken"
"Es soll sehr locker sein, ein offenes Gespräch", hofft Söder. Ziel sei "Impulse zum selbstständigen Denken" zu geben und die eigene Meinungsbildung der Schüler zu stärken: "Besser reflektieren, was man tut, bewusster entscheiden."

Im Fokus steht vor allem die im Grundgesetz festgeschriebene Menschenwürde und die daraus abgeleiteten Grundrechte - also etwa die Gleichheit vor dem Gesetz, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Glaubensfreiheit, die Versammlungsfreiheit oder eben die Meinungsfreiheit.
Die Diskussion der Themen soll im Idealfall "aktuelle Bezüge zur Lebensrealität der Schüler" haben und "Freiraum zum Austausch" bieten, erklärt das Kultusministerium.
Lehrkräfteverband: Die Demokratie-Viertelstunde ist "eine richtige Idee"
Der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband (ULLV) sieht den Ansatz der "Verfassungsviertelstunde" grundsätzlich positiv. "Eine richtige Idee", findet Vorsitzender Helmut Schmid, auch wenn sie vom Ministerium überhastet platziert worden sei. Mittlerweile werde den Lehrkräften dafür aber hinreichend Material zur Verfügung gestellt.
Allerdings könne der Begriff "Verfassungsviertelstunde" in die Irre führen: Es gehe nicht darum, einzelne Artikel der Verfassung zu besprechen, sondern Werte des freiheitlichen Rechtsstaats für den Alltag zu vermitteln: "Im Grunde ist es eine Demokratie-Viertelstunde", finden die stellvertretenden ULLV-Vorsitzenden Julia Schuck und Ingrid Otto.
Komplett neu sei dieser Ansatz freilich nicht: Schon bisher würden die Lehrkräfte etwa in Grund- und Mittelschulen Fragen zu demokratischer Beteiligung, Meinungsfreiheit oder Diskriminierung im Unterricht ansprechen. Die "Verfassungsviertelstunde" könne hier schon vom Umfang her nur Anstöße geben.
So lange es neutral bleibt finde ich das gut.
Die Gefahr von politischer Beeinflussung durch die Lehrkräfte ist jedoch sehr groß.
Da hab ich im Gegensatz viel mehr zur Vertrauen in die Lehrkräfte, das dem nicht so ist. Ist schliesslich kein Religionsunterricht