"Bild: Diem" unter einem Pressefoto war ein Gütesiegel. Hunderte davon hat allein diese Redaktion von Unterfrankens bekanntestem Blaulicht-Fotografen veröffentlicht. Sie dokumentierten Tragik und Tod, oft waren verbeulte Autos zu sehen – aber nie Menschen in ihrem Leid. Diem-Fotos mieden den voyeuristischen Blick auf Betroffene. Dazu hatte Berthold Diem zu viel Anstand. Nun ist der Fotograf aus Hettstadt (Lkr. Würzburg) im Alter von 69 Jahren überraschend gestorben.
Diem war "einer vom alten Schlag"
Für seine Zurückhaltung auch in hektischen Situationen genoss er bei Polizisten, Feuerwehren und Sanitätern hohe Wertschätzung. Der Mann mit dem markanten Schnurrbart war einer vom alten Schlag. Ihn konnte man morgens um 2 Uhr anrufen, bei glühendem Sonnenschein oder bei Glatteis – Diem fuhr zum Tat- oder Unfallort.
Bis andere von einem Unfall nur hörten, war er längst unterwegs und man wusste: Mit eindrucksvollen Bildern war zu rechnen. Häufig lieferte er den Schreibern in der Redaktion auch wichtige Fakten und Ansprechpartner zu ihren Geschichten, die dann seine Bilder flankierten.
Wertschätzung für Helfer und Notfallseelsorger
Der gelernte Fotograf hat lange bei der US-Army als Photo-Instructor in verschiedenen Kasernen gearbeitet. Zweieinhalb Jahrzehnte war er dann selbstständig, überwiegend als Blaulicht-Reporter fürs Fernsehen und diverse Printmedien.
"Ich bin an 350 Tagen im Jahr rund um die Uhr in Bereitschaft", erzählte er 2014 in einem Interview. Er schätzte die Arbeit der Notfallseelsorger an der Unfallstelle: "Neben Betroffenen und Einsatzkräften suchen sie auch das Gespräch mit Medienvertretern. Das ist eine große Hilfe, um manche Situationen verarbeiten zu können", bekannte er einmal.
Diem sorgte für Stellwände am Unfallort gegen Gaffer
Was Berthold Diem ärgerte, war das sogenannte Gaffen am Unfallort, das in den vergangenen Jahren um sich griff. Rücksichtslose Amateur-Knipser, die Unfallopfer bedrängten und Helfern auf die Nerven gingen. Deshalb rief er 2018 eine Spendenaktion ins Leben: Die freiwilligen Feuerwehren bekamen leicht aufstellbare Abschirmwände, um Neugierigen den Blick auf die Unfallszene zu versperren.
Mit seinem kleinen Copter – Diem mochte den Begriff "Drohne" nicht – machte er zuletzt vermehrt Luftbildaufnahmen. Man konnte ihn buchen etwa für die Dokumentation von Baufortschritten oder für Luftaufnahmen von Firmengebäuden. Daneben war er auch unentgeltlich für die Geschichtswerkstatt Würzburg und für das WürzburgWiki tätig, deren Arbeit seine Bilder bereicherten.
Bilder für die Geschichtswerkstatt
"Es war für ihn eine Selbstverständlichkeit, sein Können und Wissen für die Geschichtswerkstatt einzubringen", sagt Elke Roth, die bis zuletzt mit ihm in Kontakt blieb. "Er wird uns schmerzlich fehlen, nicht nur als Mensch, auch als hervorragender Fotograf", sagt ihr Kollege Wolfgang Keller. Dem kann sich diese Redaktion nur anschließen.
Ich werde ihn immer in Erinnerung behalten. Sein relativ frühes Ableben hat mich sehr erschüttert.
Peter Kaden
Ruhe sanft ! ! !
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