
Sie spielen rockigen Soul, souligen Funk auf einer soliden Basis von Rhythm and Blues: Die New Yorker Band Lawrence ist Teil einer höchst vitalen Bewegung, die mit Protagonisten wie Cory Wong und Bands wie Vulfpeck oder den Fearless Flyers ein Genre amerikanischer Musik wiederbelebt, das schon fast hinter maximaler Kommerzkompatibilität verschwunden war.
Wobei die Geschwister Clyde (gerade 30 geworden) und Gracie Lawrence (27), die der Band sowohl Namen als auch kreatives und energetisches Herz liefern, längst in einer eigenen Liga spielen. Ihre Musik ist unglaublich gut gemacht, unglaublich einfallsreich und unglaublich mitreißend. Kein Wunder, dass beim Konzert des Würzburger Hafensommers am Mittwoch schon bei der zweiten Nummer die ganze, vollbesetzte Betontreppe bereitwilligst mitsingt. "With passion", lobt Gracie.
Als hätte man die Timbres von Joe Cocker und Whitney Houston gekreuzt
Und sie versteht etwas von Leidenschaft: Diese zierliche Person mit den langen Zöpfen, in Faltenminirock, Kniestrümpfen und klobigen Halbschuhen, die über die Bühne fegt wie eine Schamanin in Trance, ist eine eigene Kategorie. Mit einer Stimme, als hätte man die Timbres von Joe Cocker und Whitney Houston gekreuzt. Sie kann alles, von der glockenreinen Ballade bis zur übersteuerten Rocknummer à la Steven Tyler. Nach knapp zwei Stunden Hochenergieprogramm haut sie in "Watcha want" nochmal ein paar Spitzentöne raus, als käme sie frisch vom Einsingen.
Clyde steht vorn am Keyboard und gibt den ruhenden Pol. Um die beiden herum die brillante Band mit makelloser Bläsersektion, Gitarre, Bass und Schlagzeug - alle miteinander so präzise, souverän und lässig, dass man beinahe vergessen könnte, wie komplex die Songs, wie anspruchsvoll die Arrangements sind. Das aktuelle Album heißt "Family Business", und es wird sehr schnell klar, dass damit nicht nur Clyde und Gracie gemeint sind. Das hier ist alles andere als nur eine Begleitband für zwei Galionsfiguren. Das hier ist eine echte musikalische Familie.
Da wird bei perfektem Sound gewuselt, in Formation getanzt, herumspaziert, als albere man daheim in der Garage herum. Tatsächlich sind mit die besten Videos der Band ("Don't Lose Sight", "I'm Confident That I'm Insecure") in Proberaum- oder Studio-Settings entstanden. Vielleicht soll die Bühne mit Bürostuhl und Aktenkartons ein bisschen von dieser offensichtlich kreativitätsfördernden Atmosphäre rüberbringen. Es funktioniert. Ein wunderbares Konzert.
So ein tolles Niveau, so eine tolle Musik, toller Sound, Energie pur und das im beschaulichen wunderbaren Rahmen des Hafensommers, nahe an der Bühne, ohne Taylor Swift Spektakel… nach allem, was ich bisher schon gehört habe - Spitzenklasse.