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Gelchsheim
Als Gelchsheimer Eltern für eine bessere Schule streikten
Mit einem Schulstreik unterstrichen vor rund 40 Jahren Eltern
ihr Forderung, die Grundschulkinder statt in der veralteten Auber Schule
im Gelchsheimer Schulhaus zu unterrichten.
Foto: Hannelore Grimm (Archiv) | Mit einem Schulstreik unterstrichen vor rund 40 Jahren Eltern ihr Forderung, die Grundschulkinder statt in der veralteten Auber Schule im Gelchsheimer Schulhaus zu unterrichten.
Hannelore Grimm
 |  aktualisiert: 01.02.2023 02:37 Uhr

"So sorgt ein Dorf für seine Jugend." – Diese Worte stehen über einem Text in der Festschrift zur Einweihung des neuen Schulhauses am 25. Januar 1953. Mit diesem "großen Tag", wie das Ereignis dort genannt wird, nahm vor 70 Jahren die Geschichte der Gelchsheimer Schule mit dem angeschlossenen Lehrerwohnhaus ihren Anfang. Wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs war der Bau eines neuen Schulhauses zugleich ein Zeichen des Aufbruchs in eine besser Zukunft.

Wie so viele in der Festschrift offerierten Geschäfte, die längst aus dem Dorfbild verschwunden sind, blieb auch die in der Amtszeit von Bürgermeister Adam Walter (1948 bis 1964) errichtete, modern ausgestattete "Musterschulhaus" vom Wandel der Zeit nicht verschont. Nachdem das Gelchsheimer Schulhaus mit Fertigstellung der neuen Auber Grundschule vor etwa 35 Jahren ausgedient hatte, war zunächst der Maria-Stern-Kindergarten ins Untergeschoss des Schulhauses eingezogen.

Den Bürgermeister beschäftigt die Zukunft des Schulhauses

Seit der Einführung der Diagnose-Förderklassen für Grundschulen im Jahr 1986 werden im Erdgeschoss Schulanfänger mit erhöhtem Förderbedarf unterrichtet, um ihnen den Anschluss an die Regel-Grundschule zu ermöglichen. Weil die Außenstelle der Rupert-Egenberger-Förderschule in absehbarer Zeit in einen Neubau in Gaukönigshofen umziehen wird, beschäftigt Bürgermeister Roland Nöth und seinen Gemeinderat die Frage, wie die Zukunft für das Gebäude aussehen könnte. 

Grundsätzlich, so der Bürgermeister, sei noch völlig offen, ab der Maria-Stern-Kindergarten mehr Räume benötigt oder im Untergeschoss bleiben will. Vorstellbar sei aus seiner Sicht auch, die nicht mehr benötigten Räumlichkeiten als Büro- oder Gewerbeflächen, für die medizinische Versorgung, als Wohnraum, zur Kinderbetreuung oder zur Unterbringung des Gemeindearchivs zu nutzen. 

Das Gelchsheimer Schulhaus wurde am 25.Januar 1953 eingeweiht.
In der damaligen Festschrift, in der Bürgermeister Roland Nöth blättert, ist
 die Freude über das 'Musterschulhaus' nachzulesen.
Foto: Hannelore Grimm | Das Gelchsheimer Schulhaus wurde am 25.Januar 1953 eingeweiht. In der damaligen Festschrift, in der Bürgermeister Roland Nöth blättert, ist die Freude über das "Musterschulhaus" nachzulesen.

Dabei gelte, es die notwendigen Umbau- und Sanierungskosten zu betrachten, die mit einer veränderten Nutzung einhergehen. "Eine gezielte und wohldurchdachte Zukunftsplanung unter genauer Betrachtung der wirtschaftlichen Aspekte ist zwingend notwendig", so Nöth.

Als "wirkliche Erziehungs- und Bildungsstätte" wurde die neue Schule in der Festschrift von 1953 bezeichnet. Im Erdgeschoss verfügte das Gebäude über vier große Schulsäle und die für den Unterricht erforderlichen Nebenräume und Sanitäranlagen. Im Untergeschoss waren die Lehrküche, das Schülerbrausebad mit Umkleideraum, der Werkraum und die Heizungsanlage untergebracht. Über Jahre hinweg wurde das Schulhaus gleichzeitig von der landwirtschaftlichen Berufsschule mitgenutzt.

Die Gelchsheimer Schule hat viele Reformen miterlebt

Mitte der 1960er Jahre nahm die grundlegende Reform des Volksschulwesens ihren Anfang mit dem Ziel, auch auf dem Land voll ausgebaute Volksschulen zu bilden. So gründeten die Gemeinden Gelchsheim, Oellingen und Osthausen am 25. Juni 1965 einen Schulverband. Daraufhin wurden die Schülerjahrgänge eins bis sechs in Gelchsheim und die Jahrgangsstufen sieben und acht in Oellingen unterrichtet.

Im September 1969 wurden nach der Einführung des neunten Schuljahres mit der Maßgabe einer "differenzierten Hauptschule mit qualifizierendem Abschluss" die Volksschulen im damaligen Landkreis Ochsenfurt neu gegliedert. Die Änderung brachte das Aus für den bisherigen Schulverband Gelchsheim, Oellingen und Osthausen, da nun Aub und Röttingen die Hauptschulorte wurden.

Der Schulsprengel südlicher Gau für die Grundschule der Schülerjahrgänge eins bis vier umfasste die Gemeinden Aub, Gelchsheim, Aufstetten, Buch, Burgerroth, Baldersheim, Oellingen, Osthausen, Riedenheim und Stalldorf. Schulorte waren Aub, Gelchsheim, Baldersheim, Riedenheim und Aufstetten. Die Grundschule Taubergrund mit Schulsitz Röttingen umfasste Bieberehren, Strüth und Tauberrettersheim.

Weil für die Hauptschule südlicher Gau weder in Röttingen noch in Aub geeignete und ausreichende Schulgebäude zur Verfügung gestanden haben, wurden weit verstreut liegende Schulhäuser in kleineren Gemeinden genutzt. Im Gelchsheimer Schulhaus wurden damals vier Klassen der Hauptschule unterrichtet. Diese Schulorganisation hatte Bestand bis zum Schuljahr 1981/82 als in Röttingen die neue Hauptschule in Betrieb genommen wurde. Dadurch wurde das Gelchsheimer Schulhaus wieder frei für die einheimischen Grundschulkinder, die zuvor in Riedenheim unterrichtet worden waren. 

Eltern streikten für einen bessere Grundschule

Da nach der 1978 erfolgten Gebietsreform die Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften eine Deckungsgleichheit mit den Schulsprengeln anstrebten, war erneut eine Umorganisation im Grundschulbereich erforderlich. In der neu gegründeten Verwaltungsgemeinschaft Aub wurden Aub und Gelchsheim gleichberechtigte Schulorte, in deren Schulhäusern jeweils zwei Grundschulklassen unterrichtet werden sollten.

Durch diese Entscheidung, gegen die sich die Eltern im Hinblick auf das veraltete Auber Schulhaus gewehrt haben, kam es vor rund 40 Jahren zu einem heftigen Streit zwischen der Marktgemeinde Gelchsheim und der Stadt Aub. Monatelange Auseinandersetzungen mündeten in einen mehrtägigen Schulstreik, mit dem die Eltern gegen die Nutzung des Auber Schulhauses protestierten. Die Streitigkeiten, die ihre Kreis bis in die Landeshauptstadt München zogen, fanden erst mit der Entscheidung für eine neue Schule in Aub ein Ende, mit deren Bau 1983 begonnen wurde. Die heftigen Wogen des Streites sind längst geglättet. Die Auber Grundschule ist auch für die Gelchsheimer Grundschulkinder zu einer liebgewonnenen Einrichtung geworden. 

 
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