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WÜRZBURG
Alle wollen die Theatersanierung
So könnte das Mainfranken Theater nach der Sanierung im Jahr 2022 aussehen. Vorne der transparente Kopfbau mit der neuen zweiten Spielstätte und einem Balkon mit Blick über die Stadt. Visualisierung: pfp Architekten
| So könnte das Mainfranken Theater nach der Sanierung im Jahr 2022 aussehen. Vorne der transparente Kopfbau mit der neuen zweiten Spielstätte und einem Balkon mit Blick über die Stadt. Visualisierung: pfp Architekten
Karl-Georg Rötter
Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:35 Uhr

Jetzt fehlt nur noch die Zustimmung des Stadtrats, dann kann im Mainfranken Theater mit der nächsten Planungsstufe für die Theatersanierung, die Entwurfsplanung, begonnen werden. Sie ist eine weitere Vertiefung der Machbarkeitsstudie von 2015 sowie der im November 2017 vorgelegten Vorplanung, die der Theater-Werkausschuss am Montag einstimmig guthieß.

Gutachten ohne Gegenstimme

In dem im Ausschuss einstimmig gefassten Gutachten, das der Stadtrat am 25. Januar noch per Beschluss bestätigen muss, ist auch das Einverständnis mit den inzwischen gestiegenen Sanierungskosten enthalten. Wie berichtet, war mit der Machbarkeitsstudie, die der Stadtrat 2015 beschloss, eine Kostenannahme von 50,07 Millionen Euro verbunden. Diese erhöhte sich bis 2017, ohne dass etwas geschehen wäre, aufgrund der Inflationsrate auf 54 Millionen Euro.

Die Vorplanung, die auf den Vorgaben der Machbarkeitsstudie beruht, geht davon aus, das Theater für die nächsten 30 Jahre in einen bespielfähigen Zustand zu versetzen, ohne dass nach der Sanierung weitere kostspielige Reparaturen notwendig sind.

Investitionen in die Zukunft

Dadurch ergaben sich zwei Kostensprünge: Zunächst stiegen durch Präzisierungen der zwingend erforderlichen Anforderungen die Kosten auf 60 Millionen Euro an. Da bei der Neueröffnung nach der Sanierung der Spielbetrieb nicht mit alten oder gar veralteten technischen Anlagen wieder aufgenommen werden sollte, entschloss sich die Theaterleitung, auch in die künftige Infrastruktur (Heizung, Lüftung) zu investieren, was einen weiteren Kostensprung auf 65 Millionen Euro verursachte.

Freistaat zahlt 75 Prozent

Für den städtischen Haushalt ist diese neue Kostensituation jedoch überschaubar, nachdem Finanzminister Markus Söder 2016 eine 75-prozentige staatliche Förderung für die Theatersanierung zugesagt hatte. Bei der ursprünglichen Kostenannahme der Machbarkeitsstudie, der eine 45-prozentige staatliche Förderung zugrunde lag, hätte der städtische Eigenanteil 26 Millionen Euro betragen.

Nach dem aktuellen Förderungsszenario kommen auf die Stadt Kosten in Höhe von rund 17 Millionen Euro zu. An den Sanierungskosten beteiligen sich auch der Bezirk Unterfranken (fünf Millionen Euro), der Landkreis Würzburg (eine Millionen) sowie in noch unbekannter Höhe die Sparklassenstiftung. Außerdem werden Spenden aus der Bürgerschaft erwartet.

Diskussion im Ausschuss

Dennoch trauerte Stadtrat Joachim Schulz (SPD) im Werkausschuss dem letztlich gescheiterten Projekt, die leer stehende Frankenhalle in der äußeren Pleich als zweite Theaterspielstätte zu nutzen, nach. Er ärgere sich über das Theater, den Stadtrat, die Verwaltung, aber auch über sich selbst, weil ein Komplettneubau des Theaters nie werklich in Betracht gezogen worden sei. „Jetzt haben wir gar keine andere Wahl als zuzustimmen“, sagte Schulz. Er tue sich sehr schwer mit dieser Entscheidung, sagte er, stimmte aber wie alle anderen Ausschussmitglieder letztlich zu.

Schulz stand mit seiner Auffassung aber alleine. Stellvertretende Fraktionsvorsitzende Judith Jörg versicherte seitens der CSU, voll hinter dem Sanierungskonzept zu stehen. Als „schlüssig und nachvollziehbar“ bezeichnete Barbara Lehrieder, Vorsitzende der Grünen-Fraktion, das Sanierungskonzept. Unter Hinweis auf Theater-Neubauten in Trier, Karlsruhe oder Rostock stellte CSU-Fraktionschefin Christine Bötsch fest, dass neu zu bauen nicht zwingend günstiger sei als zu sanieren. Und Karl Graf (FDP) bezeichnete die Sanierung zwar als teuer, sie sei aber eine Chance, die man ergreifen solle.

Was alles neu wird

Vor der kurzen Diskussion erläuterten Architekt Jörg Friedrich, dessen Hamburger Büro pfp die Machbarkeitsstudie anfertigte und jetzt als Objektplaner für die Sanierung zuständig ist, die wichtigsten Eckpunkte der Sanierung: pfp-Projektleiter Ulf Sturm führte anhand von Abbildungen durch das künftige Theater. Er zeigte die zwei neuen Proberäume unter dem jetzigen Foyer im Untergeschoss, wo auch Funktionsräume für die künftige darüber liegende Theater-Gastronomie liegen. Essen und Trinken sollen dann, inklusive eines Außenbereichs im Sommer, ganztägig angeboten werden. Im neuen gläsernen Kopfbau werden die neue zweite Spielstätte mit über 300 Plätzen und Barbereich sowie ein Ballett-Proberaum untergebracht.

Um auch die Nutzungen aus dem benachbarten Oegg-Gebäude im Haupthaus unterzubringen werde das bestehende Gebäude „nach vorne und hinten, oben und unten verdichtet und erweitert“, sagte Jörg Friedrich. Weil derzeit „viel Energie verschleudert wird“, sollen auch die Fassaden und Dachflächen energetisch saniert werden, kündigte der Architekt an, der schon mehrere Theater saniert hat. Der neue Orchesterproberaum im dritten Obergeschoss soll nicht nur größer sein als der jetzige, sondern auch durch Tageslicht erhellt werden. Durch Erweiterungen in Richtung Parkhaus soll es mehr Platz für die Werkstätten geben. Auch eine neue überdachte und eingehauste Anlieferungsrampe ist geplant.

Glasfassaden und Naturstein

Damit das sanierte Theater seine architektonische Wirkung in die Stadt hinein entfalten kann, müssten das alte und das neue Gebäude zu einem einheitlichen Bauwerk zusammenwachsen, sagte Detlef Junkers von Büro Friedrich. Zum Vorplatz und an den Seiten sind große Glasflächen vorgesehen, um alle öffentlichen Bereiche nach außen hin zu öffnen. Ansonsten soll das Gebäude mit einer Natursteinfassade verkleidet werden.

 
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