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WÜRZBURG
Mainfranken Theater: Warum die Sanierung teurer wird
Je konkreter die Planung, desto höher die Kosten. Das gilt auch für die Sanierung des Mainfranken Theaters: Aus geschätzten 51 wurden inzwischen 65 Millionen Euro.
Die Planungen für die Sanierung des Würzburger Mainfranken Theaters werden immer konkreter. Und auch die Kosten steigen. Patty Varasano
| Die Planungen für die Sanierung des Würzburger Mainfranken Theaters werden immer konkreter. Und auch die Kosten steigen. Patty Varasano
Karl-Georg Rötter
Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:11 Uhr

Die Sanierung und Erweiterung des Mainfranken Theaters in Würzburg nimmt immer konkretere Formen an. Nach der Machbarkeitsstudie, in der die Eckpunkte des Sanierungspakets festgelegt sind und die der Stadtrat im Juli 2015 verabschiedete, wird jetzt als nächste Stufe die sogenannte Vorplanung vorgelegt. Zwischenzeitlich gab es vier europaweite Ausschreibungen, um die Planungsteams für die Objektplanung, die Tragwerksplanung, die technische Ausrüstung sowie die Bühnen- und Veranstaltungstechnik zu ermitteln.

Diese Teams haben zwischenzeitlich die Grundlagen der Machbarkeitsstudie ausführlich mit der Theaterleitung diskutiert und sind in der Vorplanung zu dem Ergebnis gekommen, dass alle Module des Sanierungsplans grundsätzlich realisierbar sind. Allerdings gab es Wünsche und Anregungen von beiden Seiten, so dass sich manche Vorgaben der Machbarkeitsstudie verändert haben. Das führte dazu, dass sich der in der Studie von 2015 lediglich geschätzte Kostenrahmen von 51,07 Millionen Euro zunächst auf 60 und aufgrund weiterer Konkretisierungen zwischenzeitlich auf 65 Millionen Euro erhöht hat. Das hört sich dramatisch an. Laut Vorlage für die Sitzung des Theater-Werkausschusses am Montag, 15. Januar, sind die Auswirkungen für den städtischen Haushalt aber gar nicht so gravierend.

„Zusätzliche Investitionen“

Zunächst haben sich die geschätzten Kosten zwischen 2015 und 2017 aufgrund der Inflationsrate um 2,2 Prozent auf 54,5 Millionen erhöht. Für die ursprünglich geschätzten Sanierungskosten war seinerzeit eine staatliche Förderung von 45 Prozent zugrunde gelegt worden. Das hätte zu einem städtischen Eigenanteil von 26 Millionen Euro geführt.

Doch nachdem Finanzminister Markus Söder beim Mozartfest 2016 eine 75-prozentige Förderung für die Sanierung zusagte, stellt sich die Situation anders dar. Auch wenn die Sanierung nur „zwingend erforderliche und unabwendbare“ Maßnahmen“ umfassen soll, wurden zwischenzeitlich einige, wie es in der Vorlage heißt, „zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur und damit in die Funktionalität und die technische Ausrüstung“ aufgenommen.

Dabei geht es beispielsweise um die komplette Erneuerung der Heizungs- und Lüftungsanlage, um Flächen für dringend benötigte Lagerräume, die Verbesserung der Akustik im Großen Haus sowie die Frage, ob eine Vergrößerungsoption für den Orchestergraben besteht und anderes mehr. Damit liegt die aktuelle Kostenermittlung bei 65 Millionen Euro.

Aufgrund der veränderten staatlichen Zuschusssituation sowie weiteren Förderungen durch den Bezirk Unterfranken, den Landkreis Würzburg, die Sparkassenstiftung sowie private Spenden ergibt sich laut Vorlage ein städtischer Eigenanteil von 17 Millionen Euro. Bei weniger städtischer Eigenleistung als ursprünglich angenommen, bekäme das Theater demnach mehr Sanierungsleistungen als zunächst vorgesehen. Das soll der Werkausschuss in seiner Sitzung begutachten und der Stadtrat am 25. Juni beschließen.

Größere Probebühnen

In den Vertiefungsgesprächen mit den Fachplanern über die einzelnen Sanierungsmodule hat es im Vergleich zur Machbarkeitsstudie zwischenzeitlich einige Modifikationen gegeben. So sollen im Untergeschoss des neuen Kopfbaus, der ab März 2019 gebaut, während der Sanierung des Großen Hauses als Übergangsspielstätte und später als zweite Bühne genutzt werden soll, zwei Probebühnen entstehen. Diese sollen etwas größer ausfallen als zunächst geplant, dazu kommen Technikflächen sowie Funktionsräume für die darüber liegende Gastronomie.

Um dies umzusetzen, sind größere Eingriffe in den Untergrund am Vorplatz des Theaters notwendig. Planer und Theaterleitung kamen zu dem Ergebnis, dass es am besten sei eine Bohrpfahlwand zu errichten, um das Baufeld so klein wie möglich zu halten. Damit können größere Eingriffe in der Umgebung des Gebäudes sowie den Fußgänger- und fließenden Verkehr vermieden werden.

Baubeginn könnte bereits in den Theaterferien 2018 sein, damit der Spielbetrieb möglichst wenig behindert wird. Allerdings: Dieser Maßnahme würden die vier bestehenden Platanen zum Opfer fallen, was jedoch auch bei allen anderen Ausführungsvarianten der Fall wäre.

Gastronomie mit Bar

Auch gesetzliche Vorgaben machen im Vergleich zur Machbarkeitsstudie Änderungen notwendig. Beispielsweise muss für den Orchesterproberaum, der auf das Theatergebäude aufgesetzt werden soll, aufgrund neuer Vorschriften das Raumvolumen vergrößert werden. Außerdem zeigte erst die Vorplanung, welche konkreten Maßnahmen notwendig sind, um diesen vom Haupthaus akustisch so abzuschirmen, dass gleichzeitiger Probenbetrieb auf der Bühne und im Orchestersaal sich nicht gegenseitig stören.

Auch das Thema Barrierefreiheit spielt in der Vorplanung eine Rolle. Es stellte sich heraus, dass neben den bereits bestehenden und in der Machbarkeitsstudie geplanten Aufzügen ein weiterer im Bereich der Garderoben notwendig ist. Auch für die künftige Besuchergastronomie im Eingangsbereich hat man inzwischen genauere Erkenntnisse gewinnen können. Sie soll rund 100 Sitzplätze haben und einen Barbereich bekommen. Auch ein Außenbereich ist vorgesehen. Damit soll sich das Theaterfoyer in Richtung Stadt öffnen.

Schließlich ist neben der Sanierung des Großen Hauses (2020 bis 2022) die Verlagerung der Nutzungen aus dem benachbarten Gebäude in der Oeggstraße ein wichtiger Bestandteil des Gesamtprojekts. Dort sind derzeit mehrere Probebühnen und der Orchesterproberaum, Büros, die Schneiderei sowie Werkstätten untergebracht. Durch die „Alles unter einem Dach“-Lösung will das Theater jährliche Mietzahlungen in Höhe von 230 000 Euro sparen.

 
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