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Würzburg
Aggressionen gegen Mitarbeiter des Würzburger Ordnungsdienstes: "Verbale Angriffe nehmen zu"
Nach Angriff in der Sanderstraße: Die 16 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des kommunalen Ordnungsdienstes trainieren Kommunikation und Selbstverteidigung. 
Auf diesem Archivfoto sind zwei Mitarbeiter des Würzburger Ordnungsdienstes in der Innenstadt unterwegs.
Foto: Thomas Obermeier | Auf diesem Archivfoto sind zwei Mitarbeiter des Würzburger Ordnungsdienstes in der Innenstadt unterwegs.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 29.10.2024 02:40 Uhr

16 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) sind vor allem am Wochenende nachts auf der Straße unterwegs. Wie oft werden sie dabei aggressiv angegangen und wie gehen sie damit um? Diese und andere Fragen beantwortet Uwe Zimmermann, der als Chef der Allgemeinden Bürgerdienste im Rathaus seit zehn Jahren für Ordnungsdienst und Verkehrsüberwachung zuständig ist. 

Frage: Am vergangenen Wochenende wurde ein Mitarbeiter des KOD angegriffen. Im vergangenen Jahr gab es einen ähnlichen Fall. Wie oft passiert so etwas? 

Uwe Zimmermann: Das sind zum Glück Einzelfälle, die etwa einmal pro Jahr vorkommen. Trotzdem hat mich der aktuelle Fall wieder erschreckt. Der Angreifer war ja kein jugendlicher Heißsporn, sondern ein 55 Jahre alter Mann, der eigentlich Lebenserfahrung hat und sich trotzdem respektlos verhalten hat. Er ging unseren Mitarbeiter ohne jede Distanz an und fuchtelte mit den Händen vor dem Gesicht, bis er die Brille aus dem Gesicht schlug.

Sind Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf solche Situationen vorbereitet?

Zimmermann: Sie werden sowohl regelmäßig in Gewaltprävention durch Kommunikation, interkulturelle Kompetenz oder Deeskalation geschult, als auch praktisch. Durch monatliche Selbstverteidigungskurse und Einsatztraining wie den Umgang mit dem mitgeführten Pfefferspray erwerben die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Fähigkeiten, sich selbst und andere zu schützen. Denn es gab auch schon Situationen, in denen der KOD als Nothelfer eingegriffen hat. Am Samstag wurde der Angreifer ja auch ruckzuck von unseren Mitarbeitern fixiert und so der Polizei übergeben.

Uwe Zimmermann ist im Rathaus unter anderem für die Verkehrsüberwachung und den Kommunalen Ordnungsdienst zuständig. 
Foto: Thomas Obermeier | Uwe Zimmermann ist im Rathaus unter anderem für die Verkehrsüberwachung und den Kommunalen Ordnungsdienst zuständig. 
Wie geht es dem Mitarbeiter, der angegriffen wurde? 

Zimmermann: Wir haben sofort telefoniert und ihm geht es gut. Er hat ja professionell reagiert und alles richtig gemacht. Selbstverständlich gibt es nach so einem Vorfall Nachgespräche und bei Bedarf psychologische Betreuung. Regelmäßig wird die psychische Belastung unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen untersucht.   

Wie stark ist die Belastung der Mitarbeiter des KOD durch verbale Aggression? 

Zimmermann: Die Zahl verbaler Angriffe hat sich tatsächlich eklatant erhöht. Die Schwelle, unsere Mitarbeiter zu beleidigen, ist in den vergangenen zehn Jahren bei Bürgern aller Altersgruppen und Bevölkerungsschichten gesunken. Unsere Mitarbeiter lernen zwar Schimpfworte nicht persönlich zu nehmen, aber schön ist das für sie nicht.   

Das gilt bestimmt auch für die acht Mitarbeiter im Außendienst der Verkehrsüberwachung, oder? Diese werden ja zum Beispiel aktuell am Heuchelhof häufig angegangen, wenn sie dort Knöllchen verteilen, weil Autos dort nach der Sperrung mehrerer Tiefgaragen verstärkt unerlaubt geparkt werden. 

Zimmermann: Am Heuchelhof sind die Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung deshalb aktuell  nur noch zu zweit unterwegs. Dort beschweren sich Bewohner massiv und leider oft aggressiv, wenn sie beobachten, dass Knöllchen verteilt werden. Generell werden Falschparker gegenüber unseren Mitarbeitern schon auch ab und zu verbal aggressiv, aber das passiert seltener als beim KOD, weil Autobesitzer ja nicht so oft dabei sind, wenn Strafzettel ausgestellt werden.      

Werden Beleidigungen angezeigt? 

Zimmermann: Das entscheiden die betroffenen Mitarbeiter. Wir raten ihnen dazu. Allerdings muss man dazu auch erst einmal die Personalien haben. Für genauso wichtig, wie eine juristische Verfolgung, halte ich aber, dass solche Entgleisungen nicht akzeptiert werden. Die Menschen beim KOD sorgen für unsere Sicherheit, das sollte von der Breite der Gesellschaft wertgeschätzt werden.       

 
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Kommentare
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  • Harry Amend
    Genau solche Aussagen wie "Das sind zum Glück Einzelfälle", sind es warum verbale Angriffe und co. zusetzen, auch weil meistens keine Strafe ausgesprochen wird bzw. nur milde. Hätte man von Beginn an hart durchgegriffen, dass es auch im Geldbeutel wehtut, oder auch mal mit 30 Tage Ordnungshaft, würde das ganze anders aussehen. So aber weis die Mehrheit das eh nicht viel oder gar nichts passieren wird und sie pöbeln und provozieren weiter.
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  • Barbara Fersch
    vielleicht sollte man endlich über Strafen nachdenken ?
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  • Dominik Temming
    Auf Beleidigung stehen bis zu 2 Jahre. Mögliche Strafen sind also hoch genug.

    Ich finde aber, man sollte nicht jedes Mal versuchen, ein Problem mit höheren Strafen zu bekämpfen. Viel mehr sollte man die Ursachen erforschen. Und die sehe ich in erster Linie in der aktuellen Politik (hier vor allem die grüne Verbots- und Erziehungspolitik), dem Kapitalismus (immer schneller, höher, weiter) und dem Druck, dem Wunschbild der sozialen Medien entsprechen zu wollen.
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Die Grüne Verbots- und Erziehungspolitik - @ Dominik Temming -

    die wir nach 15 kurzen Jahren GroKo jetzt schon endlose 3 Jahre über uns ergehen lassen müssen, gefiltert höchstens durch das selbstlose Eingreifen der FDP-Minister/innen... das hat natürlich schon Generationen in ganz Deutschland geprägt...

    Ich bin im Gegenteil der Meinung, das immer weiter um sich greifende Laissez-faire des Staates (wg. Arbeitsüberlastung, Fachkräftemangel, überbordender Bürokratie, frustrierter Mitarbeiter/innen oder wasweißich?) zeitigt hier seine Auswirkungen. Da allerdings macht auch die derzeitige Regierung eifrig mit - und auch die Illegalisierung der meisten Küchenmesser per Klingenlängeneinschränkung dürfte ziemlich ohne ernsthafte Auswirkungen auf die betreffende Klientel bleiben.
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  • Norbert Meyer
    Ich würde da richtig "robust" antworten !
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  • Martha Maucher
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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