
Umfangreiche bauliche Veränderungen stehen in den nächsten Jahren zwischen dem Hauptbahnhof und der Frankenhalle an der Veitshöchheimer Straße an. Auf dem Gelände der Posthallen neben dem Bahnhof soll mit demBismarckquartierein neues Wohngebiet entstehen, gleiches ist unweit davon auf dem Areal des ehemaligen unterfränkischen EON-Sitzes in der Bismarckstraße vorgesehen, und auch hinter der Frankenhalle, die umgebaut und neu genutzt werden soll, sind neue Wohnhäuser geplant. Drei große Projekte von zwei Investoren, die Würzburg den so dringend benötigten zusätzlichen Wohnraum bescheren sollen. Insgesamt sind in den drei Quartieren rund 800 neue Wohnungen geplant.
Das ist die eine Seite. Doch werden mehrere hundert neue Wohnungen mit allen ihren Begleiterscheinungen die äußere Pleich auch grundlegend verändern. In der Kommission für Stadtbild und Architektur (KOSA) wurden jetzt überarbeitete Planungen für das Areal der früheren unterfränkischen EON-Zentrale (davor Überlandwerk) vorgestellt. Dort sollen in einem ersten Projekt-Abschnitt 250 neue Wohnungen in sieben Häusern entstehen.
EON-Gebäude kann mittelfristig ersetzt werden
Heiko Schröppel, Prokurist des Investors Ten-Brinke-Projektentwicklungs-GmbH, erläuterte den KOSA-Mitgliedern, dass die bei der ersten Vorlage gestellten Aufgaben zu „überraschenden Wendungen im gesamten Projekt“ geführt hätten. Eine davon war der Wunsch zu überlegen, ob das bestehende Hochhaus tatsächlich Bestandteil der Gesamtplanung sein müsse, wie es die ursprüngliche Planung vorgesehen hatte. Schröppel sah dies nun nicht mehr als zwingend notwendig an. Allerdings solle die Beseitigung des Gebäudes und ein Ersatzbau erst in einer zweiten Projektphase realisiert werden. Für die erste Phase solle das Gebäude noch erhalten und genutzt werden.
KOSA-Architekten kritisieren einheitliche Gebäudehöhe
Architekt Stephan Häublein vom Kulmbacher Büro h2m und Landschaftsarchitekt Thomas Gusenburger erklärten den KOSA-Mitgliedern die von ihnen vorgenommenen Planungsänderungen aufgrund der KOSA-Wünsche und erhielten dafür ausdrückliches Lob. Der städtische Baureferent Benjamin Schneider zitierte Auszüge aus einer positiven Stellungnahme von Stadtheimatpfleger Hans Steidle.

Und dennoch: Es gab aus Reihen der KOSA-Architekten immer noch einige Einwände – auch grundsätzlicher Art. So bemängelte Rebecca Chestnutt die einheitliche Höhe der geplanten Gebäude und wünschte sich stattdessen eine Höhenstaffelung. Dies würde mehr „Charakterbildung“ ins Baugebiet bringen. Bernhard Winking forderte mehr Modernität bei den Gebäudeentwürfen statt sich bei Art und Größe nur an der Bebauung der Umgebung zu orientieren.
Umstritten blieb auch, dass im Entwurf keine Gastronomie eingeplant ist. Darauf habe man verzichtet, weil es in der Nähe das „Bäckerlädle“ in der Rotkreuzstraße gebe. Auch Stadtrat Jürgen Weber (Würzburger Liste) hielt dies für verzichtbar, weil das Quartier nahe an der Innenstadt liege. „Da macht Gastronomie keinen Sinn“, so der Alt-OB Weber. Dem entgegnete Willi Dürrnagel (CSU), dass der Bäcker nur an vier Tagen in der Woche geöffnet habe. Joachim Schulz (SPD) wies darauf hin, dass es in der äußeren Pleich grundsätzlich eine gastronomische Unterversorgung gebe.
Binder: Gesamtblick auf alle Baugebiete in der äußeren Pleich
ÖDP-Stadtrat Raimund Binder fand die Massivität der geplanten Bebauung bedenkenswert, „ganz toll“ gefiel ihm allerdings die Idee, eine neue Kindertagesstätte ins Wohngebiet zu integrieren. Allerdings müssten sich die Architekten auch Gedanken darüber machen, wie die Menschen in einem solchen neuen Wohnquartier leben sollen. Dafür müsste man alle drei Wohnprojekte, die in der äußeren Pleich entstehen, zusammen denken. „Dazu möchte ich Aussagen“, sagte Binder. Die bekam er allerdings nicht.
Mobilitätskonzept ist noch nicht überzeugend
Stadtrat Josef Hofmann (FWG) äußerte Zweifel am vorgelegten Mobilitätskonzept. Er vermisste Stellplätze für Carsharing und Parkplätze für Besucher, die mit eigenen Pkw ins Quartier kommen. Karin Miethaner-Vent (Grüne) vermisste Aussagen zum Fahrradverkehr im neuen Quartier.
Architekt und Investor sagten zu, die vorgetragenen Bedenken und Vorschläge zu überprüfen. Außerdem sagten sei, sensibel mit dem vorhandenen Baumbestand umzugehen. Das Fazit von Baureferent Benjamin Schneider fiel dann auch positiv aus: Vieles von dem, was zunächst in der Kritik stand, sei in der Neuplanung umgesetzt. Eine weitere Vorlage in der KOSA sei demnach nicht notwendig.