"Der Gestank war einfach ekelhaft." Nach heftigen Regenfällen Mitte August war Matthias Hampl am Bach Kürnach in Würzburg unterwegs und beobachtete, welche "Brühe" hier Richtung Main floss. "Stinkend, braunschwarz und voller Klopapier" sei alles gewesen, sagt Hampl, der sich im Stadtgebiet um den Bach kümmert.
Wenn es regnet, fließen Fäkalien und andere Abwässer aus dem Kanal in den Main. Der wird gleichzeitig immer stärker zur Naherholung genutzt. Nicht nur am Altmain bei Volkach, auch mitten in Würzburg und an vielen anderen Stellen wird im Fluss gebadet. Vielerorts wurden dafür inzwischen extra Sandstrände angelegt.
Warum kommen Fäkalien in den Main?
In der Kläranlage Würzburg werden die Abwässer von über 200 000 Einwohnern aus der Stadt und aus elf umliegenden Gemeinden gereinigt. Durchschnittlich kommen hier vier Badewannen voll Schmutzwasser pro Sekunde an. Bei Regen kann die Kläranlage bis zu drei Mal so viel aufnehmen, der Rest aus den Kanälen wird ungeklärt über Regenüberlaufbecken in Bäche und Flüsse abgeleitet.
In diesen Becken, alleine in Würzburg gibt es 35 mit insgesamt 40 000 Kubikmeter Volumen, setzt sich der gröbste Schmutz ab, bevor das Wasser in Bach oder Fluss gelangt. Je stärker es regnet, desto schneller füllt das Wasser von Dächern, Straßen, Parkplätzen die Becken und strömt zusammen mit dem Abwasser in die Gewässer. Laut Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg besteht die Mischung bei Starkregen aus einem Anteil Abwasser auf sieben Anteile Regenwasser.
Diese Mischung stinkt laut Bachpächter Hampl an der Kürnach fürchterlich. Klopapier und Hygieneartikel bleiben am Ausgang der Regenüberlaufbecken und der Uferböschungen hängen. Bekannt wurden solche Verschmutzungen in jüngster Zeit bei einigen Bäche in Unterfranken, zum Beispiel bei Knetzgau in den Haßbergen, im Landkreis Würzburg bei Giebelstadt oder eben in der Kürnach, wo es mehrere Fischsterben gab.
Fakt ist, dass starke Regenfälle Fäkalien in Bäche und Main spülen. Wie stark die Abwasserbelastung dann im Main ist, sagen auf Nachfrage weder die Stadt Würzburg, noch die Landratsämter von Würzburg oder Kitzingen. Sie verweisen auf das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg, das für den Main von Kitzingen bis Aschaffenburg zuständig ist. Doch auch diese Behörde erklärt, dass "der Main nicht explizit nach Starkregenereignissen untersucht wird". Für gesundheitliche Fragen seien die Gesundheitsämter zuständig.
Sollte man den Main nach starken Regenfällen meiden?
Auf die Frage, ob das Schwimmen im Main nach Starkregen unbedenklich ist, geben die befragten Landratsämter, an denen die Gesundheitsämter angesiedelt sind, keine Antwort. Die Regierung von Unterfranken beantwortet sie mit einem "Nein". Das Baden im Main erfolge generell auf eigenes Risiko. "Nach Starkregenereignissen sind die Einträge in den Main natürlich höher," sagt Pressesprecher Johannes Hardenacke. Das gelte auch für die Belastung mit Bakterien. "Gerade dann sollte also das Baden im Main erst mal vermieden werden."
"Fließgewässer sind nicht nach der EU-Badegewässerverordnung untersuchungspflichtig und werden deshalb auch nicht regelmäßig untersucht", erklärt die Pressestelle des Landratsamtes Würzburg. Die Gesundheitsämtern in Kitzingen und Würzburg würden trotzdem freiwillig ab und zu Stichproben ziehen. Diese seien bislang unbedenklich gewesen. "Die letzte Prüfung Ende Juli 2020 ergab keine Auffälligkeiten", so das Landratsamt Würzburg.
Das Problem nimmt im Klimawandel zu, es gibt Lösungen
"Durch den Klimawandel gibt es häufiger heftige Regenfälle, gleichzeitig wird unsere Landschaft immer mehr verbaut und versiegelt", sagt die Würzburgerin Andrea Angenvoort-Baier, Sprecherin der Initiative "Wasser am Limit". Deshalb würden immer mehr Fäkalien in die Gewässer gespült. Die in Stadt und Landkreis Würzburg tätige Initiative fordert Freistaat und Kommunen dazu auf, das Kanalsystem umzubauen und mehr Regenwasser zu speichern oder versickern zu lassen, um es vor Ort zur Bewässerung zu nutzen.
Ansätze dafür gibt es: Die Stadt Würzburg erarbeitet momentan Konzepte für die Bäche Pleichach und Kürnach, um die eingehenden Wassermengen bei Starkregen zu reduzieren. Außerdem gibt es Ideen, Niederschlagswasser im Stadtgebiet zu halten, wo man es für die Bewässerung von Straßenbäumen braucht. Auch Kanalsysteme, in denen sich Regen- und Abwasser nicht mehr vermischen, werden seit jüngster Zeit bei einigen neuen Baugebieten in Stadt und Landkreis Würzburg angelegt.
Entweder die Kläranlagen insgesamt abschaffen, dann verteilt sich die Sch... immer gleichmäßig auf den Main, oder der Menschheit das Sch.... abgewöhnen.
Oder anders gesagt, wenn man es nicht schafft die Rückhaltesysteme um ein vielfaches zu vergrößern einfach mit den Sch.... leben.