Thomas Heunisch blickt verzweifelt zu Boden. Der 54-jährige Inhaber des Fränkischen Landgasthofs in Uettingen hat einen seiner wichtigsten Mitarbeiter verloren. Nicht etwa weil dieser gekündigt hat. Er darf schlicht nicht mehr arbeiten. Schuld daran ist sein Asylstatus. Der 35-jährige Shahzad Bhatti floh 2012 aus Pakistan nach Deutschland. Als geduldeter Flüchtling wurde er von Heunisch aufgenommen, in sein Team integriert und als Mitarbeiter "unersetzlich", so der Gastronom. Obwohl er arbeiten will, müsse er nun "den ganzen Tag an die Wände schauen". Doch warum eigentlich?
Jemand wie Shahzad Bhatti ist für Thomas Heunisch ein Paradebeispiel für gelungene Integration. "Genau das hat der Staat doch ursprünglich von uns allen gefordert", sagt Heunisch. Geflüchtete, die sich in die Gesellschaft integrieren, deutsch sprechen und arbeiten. Denn dadurch, betont Heunisch, geben sie der Gesellschaft auch etwas zurück und liegen dieser nicht auf der Tasche. Mit einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsvertrag hat sich Bhatti vom Spüler zum Beikoch im Landgasthof entwickelt, übernahm viele Wochenendschichten und arbeitete auch an Feiertagen. "So jemand muss man erstmal finden", sagt Heunisch. Bhatti bestätigt das. "Die Arbeit war wirklich sehr gut und das Team ist für mich wie eine Ersatzfamilie."
Plötzlich keine Arbeitserlaubnis mehr
Doch damit ist jetzt Schluss, bedauert Bhatti mit sorgenvoller Miene. Bisher musste er seine Duldung und die Arbeitserlaubnis mehrmals im Jahr bei den Behörden beantragen. "Das hat immer geklappt", erzählt der 35-Jährige. Bis zum Januar 2020. Denn plötzlich wurde ihm die Arbeitserlaubnis nicht mehr erteilt. Aus seiner Wohnung neben dem Gasthof musste er ausziehen, lebt nun wieder in der Asylunterkunft. Und warum? Er hat keinen gültigen Pass, seine Identität ist also ungeklärt. Bisher war das kein Problem, nun zwingt es ihn zum Nichtstun auf Kosten des Staates. "Dem Inhaber einer Duldung mit dem Zusatz 'für Personen mit ungeklärter Identität' darf die Ausübung einer Erwerbstätigkeit nicht erlaubt werden", heißt es dazu in einer Erklärung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
Laut Bundesinnenministerium können ausreisepflichtige Ausländer zwar regelmäßig eine Beschäftigungsduldung für 30 Monate erhalten. Dazu müsste aber die Voraussetzungen der geklärten Identität erfüllt sein. "Man versteht so vieles nicht mehr", sagt Thomas Heunisch enttäuscht, obwohl er viele Regularien nachvollziehen könne. Denn der Identitätsnachweis fehle schließlich schon seit Jahren. Längst bemühe sich Bhatti darum, bei der Botschaft einen Pass zu beantragen, bisher aber erfolglos. Genau deshalb bekam er nun überraschend keine Arbeitserlaubnis mehr. Und warum so plötzlich? Die Erklärung liegt auf der Hand. Am 1. Januar 2020 trat das neue Gesetz in Kraft. Damit soll verhindert werden, dass Geflüchtete ihre Abschiebung durch eigene Täuschung über die Identität verhindern.
"Man lässt uns in der Gastronomie sterben"
Shahzad Bhatti steckt in der Zwickmühle. Schafft er es, einen neuen Pass zu organisieren, dürfte er im Normalfall wieder arbeiten. Das Problem daran: Mit gültigem Pass ist Bhatti auch ausreisepflichtig. Eine aussichtslose Situation. Zu seinen Fluchtgründen sowie zu den Gründen für das fehlende Ausweisdokument kann er zum Schutz für ihn und seine Familie in der Öffentlichkeit nichts sagen. "Natürlich habe ich Angst davor, abgeschoben zu werden", betont er aber.
Sein Alltag bestehe nun aus gezwungener "Langeweile". Bhatti: "Dürfte ich arbeiten, könnte ich alles selber zahlen, so muss der Staat aber für meine Unterkunft, mein Essen, meine Kleidung aufkommen." Fast täglich besucht er nun Heunisch und seine vier Mitarbeiter. Selber anpacken darf er nicht mehr.
Der Ausfall hat Folgen. Heunischs Eltern, die eigentlich im Ruhestand sind, müssen wieder aushelfen, um die Lücke zu schließen. "Wir finden einfach niemanden, der diesen Job machen will", sagt Thomas Heunisch. Die Personalsituation mache sich seit Jahren in der gesamten Gastronomie bemerkbar. Bei vier Angestellten sei der Betrieb auf Bhatti angewiesen, da seit Jahren kein europäischer Arbeitnehmer als Bewerber vorhanden ist, sagt Heunisch. Die Stellenausschreibungen blieben ergebnislos. Heunisch geht noch einen Schritt weiter: "Die Existenz des Gasthofs steht auf dem Spiel." Er wisse nicht, ob der Betrieb noch lange überleben kann.
Sorge um die Entwicklung in Deutschland
Doch Bhatti und Heunisch haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. "Vielleicht bekommt er ein Arbeitsvisum oder eine Sondergenehmigung", sagt Heunisch. Grundsätzlich glaube er an das System, dass arbeitswillige Menschen, die das Sozialsystem unterstützen, auch arbeiten dürfen. Er selbst stehe in Kontakt mit Politikern und der Ausländerbehörde. Sein ehemaliger Angestellter sei mittlerweile ein Freund geworden. "Er war immer bei uns, wir haben ihn mit auf das Oktoberfest genommen, sind einfach zusammengewachsen", beteuert Heunisch. Als er sich vor Jahren beim Landratsamt bereiterklärte, Geflüchteten Unterkunft zu bieten, habe er das nicht geahnt. "Aber es ist ja klar, dass irgendwann auch Freundschaften entstehen können."
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Nach acht gemeinsamen Jahren könne er gut beurteilen, ob von Bhatti eine Gefahr ausgeht. Er versteht nicht, warum Behörden die Meinungen von Menschen, die tagtäglich mit den Geflüchteten zu tun haben, nicht mehr berücksichtigen. Mit Sorge beobachte er die Entwicklung in Deutschland und er weiß: "Viele werden sich jetzt denken: Schiebt den Ausländer doch einfach ab." Jedoch sei das viel zu kurz gedacht, vieles hänge miteinander zusammen. Heunisch: "'Ausländer raus' ist leicht gesagt, aber wenn das Mittagessen nicht auf den Tisch kommt, dann ist die Empörung groß."
Wenn man sich einmal von der rechtsstaatlichen Ordnung entfernt hat, gibt es Chaos.
Nach dem Aufenthaltsgesetz ist die Einreise nach Deutschland nur mit gültigem Ausweisdokument gestattet, die Einreise ansonsten zu verwehren.
Merkel hat diese Regel außer Kraft gesetzt, viele Einreisewillige haben ihre Ausweise in Österreich in den Straßengulli geworfen und jetzt kollidiert dieses Ergebnis mit der Rechtsordnung, die aus guten Gründen einen Pass als Nachweis für die Identität der Person zur Voraussetzung für eine Arbeitserlaubnis macht.
Diejenigen, die 2015 die Einhaltung der rechtsstaatlichen Regeln forderten, wurden ausgelacht.
Wer regelgerecht mit einem Pass nach Deutschland eingereist ist, hat das von der MP geschilderte Problem nicht.
"Shahzad Bhatti aus Pakistan lebt und arbeitet seit sechs Jahren..."
Was dieser Fall jetzt mit 2015 zu tun hat, müssten Sie uns dann schon näher erklären.
Jetzt verstanden?
"Der Paß ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustand wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustandkommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Paß niemals.
Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird."
Suhrkamp, ISBN 3518396293
Fragment aus Die Zeit, 13.01.1961
www.zeit.de/1961/03/fluechtlingsgespraeche/komplettansicht
Mit Reden wie "von der rechtsstaatlichen Ordnung entfernt" und "Nachweis der Identität" wird man der der historischen Situation im Sommer 2015 nicht gerecht.
Diesen Menschen musste geholfen werden - und zwar hier im reichen Deutschland.
Alles andere hätte aus einer großen Not ein inhumanes Chaos gemacht - mitten in Europa.
Identität?
Die Menschen sind da, also haben sie eine Identität. Nur Papiere fehlen.
Wer viele Jahre in unserem Land lebt und arbeitet, sollte sie bekommen.
Baron de Montesquieu
Erkenntnis aus dem 18. Jahrhundert.
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Es ist still geworden um den Bundesinnenminister, der sich jahrelang mit verbalen Entgleisungen („Herrschaft des Unrechts", „Migration ist die Mutter aller Probleme“, u.a.) in den Schlagzeilen hielt.
Der Bundesinnenminister, der einen Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz im Amt ließ, obwohl dieser alternative Fakten verbreitete, arbeitet seit einigen Monaten daran, den eigenen Platz in der Geschichte unseres Landes in milderes Licht zu rücken.
Er könnte es also wieder abschaffen, dieses unsinnige „Gesetz über Duldung bei Ausbildung und Beschäftigung“, vom 8. Juli 2019.
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Nicht nur IHK und HWK raufen sich die Haare darüber.
www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav#__bgbl__%2F%2F*[%40attr_id%3D'bgbl119s1021.pdf']__1582651399153
https://ze.tt/video-aus-chemnitz-diese-menschen-widersprechen-dem-verfassungsschutzpraesidenten/
Dieser Mann wird Ihnen in kürzester Zeit einen hochmotivierten Deutschen als Ersatz vorbeischicken.
Mit satirischem Gruße
Stefan Fuchs
Schweinfurt
Herr Faul, übernehmen Sie!
Ich kann dieses verbohrte Einteilen in verschiedene Rassen (absoluter Nazisprech) echt nicht mehr ertragen..
Seit Jahrzehnten wird Globalisierung gepredigt, aber dann muss man halt auch kapieren, dass alle Menschen Bürger des selben Planeten sind.
So einfach ist das.(Punkt)
Sie haben so Recht, die "Politiker" - besonders die in Berlin- wissen doch gar nicht mehr, was uns Bürger bewegt. Traurig
Da übernimmt eine Person Dienstleistungen , welche für viele Deutsch verpönnt
und nicht mehr akzeptabel sind und wir schieben diese Leute einfach ab .
Wo sind die sozial engagierten Politiker aller Parteien, welche sich hier für solche
Personen einsetzen, welche es wirklich verdient haben hier zu bleiben.
Und diese wir auch dringend benötigen !
Es ist einfach nicht nachvollziehbar, wie das gehandhabt wird.
Liebe Main-Post, bitte informiert uns weiter darüber.