Die Kontrolle kam unerwartet, als der Drogenkurier den größten Teil seiner Fahrt von Südspanien nach Berlin schon hinter sich hatte: Bei Theilheim (Lkr. Würzburg) wollte ihn ein Polizist von der Autobahn A3 auf einen Parkplatz winken. Doch der Fahrer gab Vollgas.
In einer Baustelle war die Flucht zu Ende
Sieben Monate später beschäftigt die Flucht das Landgericht Würzburg. Der Fahrer jagte an jenem 26. Oktober 2023 nach Aussagen von zwei Polizeibeamten mit teilweise über 200 Kilometern pro Stunde davon. Er wechselte von der A3 auf die A7, um zu entkommen. Drei Streifenwagen blieben ihm jedoch zäh auf den Fersen. Und dann geriet er in eine Baustelle, fuhr sich einen Reifen platt, blieb liegen.
Der Fahrer sprang aus dem Auto, eine Böschung hinauf und wollte über einen Wildzaun klettern. Aber ein Polizist war schneller. Zurück am Auto wurde schnell klar, warum der Fahrer so kopflos reagiert hatte: Im Kofferraum lagen zwei große Koffer mit insgesamt 85 Kilo Cannabis.
Zur Fahrt erpresst oder schon häufiger als Kurier in Berlin?
Der Polizei erzählte der Mann, der in Spanien lebte: Er habe seiner Familie ein Haus gebaut und Schulden gemacht. Da habe man ihn gezwungen, als Kurier mit einem Leihwagen nach Berlin zu fahren, für 1500 Euro Honorar. Was in dem Koffer war, will er nicht genau gewusst haben – auch nicht, dass ihm die Hintermänner einen GPS-Tracker ins Auto geschmuggelt hatten und damit jederzeit kontrollieren konnten, wo er gerade fuhr.
Nachforschungen von Zollfahndern legten unterdessen den Verdacht nahe, dass es nicht seine erste Kurierfahrt war: So hatte er schon viermal vorher am Flughafen von Malaga Leihwägen gemietet. Und in Berlin war er im Juli schon einmal mit Drogen erwischt worden, damals aber nur mit 100 Gramm Haschisch.
Ein Deal bringt den Kurier zwei Jahre und zehn Monate hinter Gitter
Vor Gericht fleht er um eine geringe Haftstrafe, um seine Frau und seine fünf Kinder weiter unterstützen zu können, die teils in Spanien, teils in Marokko leben. Letztlich gibt es einen Deal: Geständnis gegen eine Strafobergrenze von drei Jahren. Der Mann gesteht die Fahrt, sagt auch, dass er sie bereue. Aber Nachfragen, etwa zu seinen Hintermännern, beantwortet er nicht.
Kurz hofft die Verteidigerin des Mannes, dass ihr Mandant mit einer Bewährungsstrafe von höchstens zwei Jahren davonkommt. Aber darauf lassen sich Staatsanwaltschaft und Gericht dann doch nicht ein. "Sie haben Glück, dass es eine neue gesetzliche Regelung gibt", sagt Richter Boris Raufeisen mit Blick auf das neue Cannabisgesetz, das am 1. April in Kraft trat. Raufeisen schickt den Fahrer für zwei Jahre und zehn Monate hinter Gitter. Vor der Gesetzesänderung wären sieben Jahre Haft im Raum gestanden, betont er.
https://www.anwalt.de/rechtstipps/revolution-im-betaeubungsmittelstrafrecht-die-neuen-strafen-des-cannabisgesetzes-cang-220664.html
Oder war das Marihuana mit Giften verunreinigt?
"Anhebung Mindeststrafrahmen auf 2 Jahre für bandenmäßigen Anbau, Herstellung, Handeltreiben, Einfuhr und Ausfuhr von Cannabis jeweils in nicht geringen Mengen."
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/cannabis/faq-cannabisgesetz#c29869