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Würzburg
68er und die Folgen: Diskussion ohne Revolution
Wenn Diskussionsteilnehmer das Thema verweigern, wird es schwierig. Deshalb blieb die Frage "Ist Revolution machbar, Herr Nachbar? im Schröder-Haus unbeantwortet.
Wolfgang Kraushaar (links), einer der führenden Chronisten der 68er-Bewegung, diskutierte im Rudolf-Alexander-Schröder-Haus über die Beziehung der 68er zur Gegenwart.
Foto: Angie Wolf | Wolfgang Kraushaar (links), einer der führenden Chronisten der 68er-Bewegung, diskutierte im Rudolf-Alexander-Schröder-Haus über die Beziehung der 68er zur Gegenwart.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:38 Uhr

Tausende von demonstrierenden Studierenden, Wasserwerfer, Napalm in Vietnam, Woodstock und die Black Panthers in den USA. Ein Film, hinterlegt mit dem Sound von Jimi Hendrix‘ "All Along The Watchtower" stellte am Mittwochabend den Einstieg in die Podiumsdiskussion im Rudolf-Alexander-Schröder-Haus dar und sollte Publikum und Diskussionsteilnehmer auf das revolutionäre Flair der 70er Jahre einstimmen.

"Ist Revolution machbar, Herr Nachbar?" - mit großen Worten und markiger Bildsprache in Form einer geballten und in die Luft gereckten Faust hatte das Rudolf-Alexander-Schröder-Haus seine Podiumsdiskussion zum Thema "68er-Bewegung damals und heute" beworben. Der Gedanke dahinter: Generationen sollten sich darüber austauschen, inwiefern Anstöße von 1968 bis heute in die Gesellschaft hineinwirken und wie sich die Kritik an bestehenden Verhältnissen in den vergangenen 50 Jahren verändert hat.

Als Diskussionsteilnehmer geladen waren der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose, der Münchner Soziologe Robert Jende, die Würzburger Stadträtin Gisela Pfannes (SPD) sowie Wolfgang Kraushaar, bekannter Chronist der 68er Bewegung.

Revolutionäres Flair kam allerdings wenig auf an diesem Abend, was sowohl an der thematischen Ausrichtung, als auch an den Diskussionsteilnehmern lag. Gleich zu Beginn erklärte Stadträtin Gisela Pfannes, dass sie keine Anhängerin der Revolution sei, das sei ihr mit zu viel Gewalt verbunden. Auch Soziologe Robert Jende erklärte, dass er kein Fan des Begriffes sei, er bevorzuge "Transformation". Es sei in heutigen Zeiten wichtig, nicht überall Probleme, sondern Lösungen zu sehen. Lediglich Studentenpfarrer Burkhard Hose sah im Begriff etwas Positives und bezog sich dabei auf die Schülerproteste in den USA.

Die titelgebende Frage, ob oder inwiefern eine Revolution im Sinne einer Umwälzung unfairer gesellschaftlicher Verhältnisse machbar sei, blieb unbeantwortet an diesem Abend. Die Diskussion drehte sich vielmehr um einen gesellschaftlichen Rechtsruck, über den sich alle Diskussionspartner einig waren und darüber, warum heutige Studierende so unpolitisch sind. Hier konnte Wolfgang Kraushaar aufklären, der die Studierenden in Schutz nahm und das verschulte Bologna-System dafür verantwortlich machte.

Am Ende blieb noch die Frage, was man denn nun tun könne, gegen Ungerechtigkeit in der Welt. Stadträtin Pfannes empfahl, sich zu engagieren für etwas, das einem Spaß macht. Hochschulpfarrer Hose mahnte, nicht wegzuschauen bei gesellschaftlicher Ungerechtigkeit, Soziologe Jende meinte, es sei wichtig Position zu beziehen. Lediglich Alt-68er Wolfgang Kraushaar hatte einen Vorschlag, der tatsächlich eine Art Revolution, egal ob nun im Guten oder Schlechten, wäre: Sollte es jemals wieder eine "große" Koalition geben, dann bitte ohne CSU.

 
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Kommentare
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  • rid.cully
    Liest sich wie von einer Zusammenkunft und einem Nachtrauerritus Ewiggestriger.
    BTW: Besser: Dylan's All along the Watchtower in der legendären Interpretation von Jimi Hendrix
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