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Würzburg
67 und kein bisschen leise: Ein Notarzt aus Leidenschaft
Warum der Notarzt Dietrich Heinemeyer noch lange nicht ans Aufhören denkt. Und warum im Notfall auch mal ein Bundeswehrhubschrauber als Transportmittel dienen muss.
Ein Arzt aus Leidenschaft. Seit Jahrzehnten ist Dietrich Heinemeyer als Notarzt in Tauberbischofsheim und dem Landkreis Kitzingen unterwegs.
Foto: Hanns Strecker | Ein Arzt aus Leidenschaft. Seit Jahrzehnten ist Dietrich Heinemeyer als Notarzt in Tauberbischofsheim und dem Landkreis Kitzingen unterwegs.
Hanns Strecker
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:17 Uhr

Eigentlich hätte Notarzt Dietrich Heinemeyer nur noch eine halbe Stunde bis zum Ende seines Dienstes in der Rot-Kreuz-Wache Tauberbischofsheim gehabt. Doch es sollte anders kommen. Aufregend anders sogar. Bis 2017 hatte der in Würzburg wohnende Arzt eine Allgemeinarztpraxis in Nordheim am Main (Lkr. Kitzingen) geleitet, die er an Kollegen übergeben hat. Doch an den Ruhestand denkt der 67-jährige noch lange nicht.

"Gerade im ländlichen Bereich wird es immer schwieriger, die Notarztdienste komplett abzudecken"
Dietrich Heinemeyer - Notarzt aus Leidenschaft

Die Notfallmedizin hat ihn schon seit Jahrzehnten fasziniert. "Gerade im ländlichen Bereich wird es immer schwieriger, die Notarztdienste komplett abzudecken",  sagt Heinemeyer. Schon zu seinen Praxiszeiten stand er zusätzlich als Notarzt in Volkach zur Verfügung. Jetzt macht er im Wechsel Notfalldienst im Landkreis Kitzingen und in Tauberbischofsheim. Im Jahr sind es an die 400 Notfalleinsätze, schätzt er. Und nun, kurz vor Feierabend, kam ein weiterer Alarmeinsatz. Unter dem Stichwort "kindlicher Notfall durch Verbrennung" beorderte die Leitstelle ein Rettungsteam zu einem kleinen Ort an der Grenze der Landkreise Tauberbischofsheim und Würzburg.

Mit kochendem Wasser verbrüht

Was zuerst nach Routine aussah, entwickelte sich zu einem spektakulären Ereignis, welches auch ein Notartzt nicht oft erlebt. Ein dreijähriger Junge hatte sich mit kochenden Wasser verbrüht. Der gesamte Oberkörper wies Verbrennungen auf. Es bestand absolute Lebensgefahr.

Beim Landeanflug wirbelt der SAR-Hubschrauber aus Niederstetten Gras und Staub auf.  Die nagelneue Maschine vom Typ H145 der Firma Airbus  ist hochmodern ausgerüstet und nachtflugtauglich. Sie war auch bei diesem Einsatz vor Ort.
Foto: Archiv Bundeswehr  | Beim Landeanflug wirbelt der SAR-Hubschrauber aus Niederstetten Gras und Staub auf. Die nagelneue Maschine vom Typ H145 der Firma Airbus ist hochmodern ausgerüstet und nachtflugtauglich.

Routiniert begann das Rettungsteam mit den ersten medizinischen Maßnahmen. Parallel dazu nahm ein Sanitäter Kontakt mit der Leitstelle auf und bat um die Zuweisung in ein Verbrennungszentrum und um den Transport im Rettungshubschrauber. Doch mittlerweile war es tiefdunkle Nacht. Der nächstgelegene Helikopter in Ochsenfurt hatte keinen Dienst mehr und der nachtflugfähige Rettungshubschrauber aus Nürnberg war bereits im Einsatz. Eine schlimme Situation, denn nur bei einem schnellen und schonenden Transport hatte das Kind noch eine Überlebenschance.

Hubschrauberstandort in Niederstetten

Jetzt kam die letzte Option zum Tragen: Nicht weit weg, in Niederstetten, hat die Bundeswehr einen Hubschrauberstandort. Dort steht auch ein SAR-Rettungshubschrauber (Search and Rescue, englisch für Suche und Rettung). Wie der Name schon verrät, steht dieser eigentlich für Such- und Rettungsmaßnahmen zur Verfügung, wie Sven Macher, Pressesprecher des Hubschrauberstandortes, erzählt. In dringenden Notfällen könne er aber auch für medizinische Flüge angefordert werden. Die örtliche Leitstelle bat die zentrale SAR-Luftrettungsleitstelle der Bundeswehr in Münster um Unterstützung und diese alarmierte umgehend den Hubschrauber in Niederstetten.

"Unsere Hubschrauber sind wie ein normaler Rettungshubschrauber mit medizinischen Equipment ausgerüstet. Einzig anders ist, dass wir keinen Notarzt dabei haben. Lediglich einen Luftrettungsmeister", so Oberstleutnant Macher. Der Notarzt müsse von den Leitstellen organisiert werden. Laut Information der Rettungsleitstelle Würzburg sind auch dort ähnliche Einsätze  zwar "nicht das Tagesgeschäft", kommen jedoch immer wieder vor.

"Eine Situation, wie ich sie in meiner gesamten Notarztzeit noch nicht erlebt habe."
Dietrich Heinemeyer

Als der Hubschrauber kurz danach am Unfallort landet, war der verletzte Junge bereits notärztlich versorgt und transportfähig gemacht. "Gerade in der Transportphase kann es aber immer wieder zu Kreislaufbeschwerden oder gar Atemstillstand kommen", erklärt der Notarzt. So beschloss Heinemeyer mitzufliegen. "Eine Situation, wie ich sie in meiner gesamten Notarztzeit noch nicht erlebt habe." Heinemeyer ist beeindruckt. "Der ungewöhnlich enge Raum im Hubschrauber, das Rotorengeräusch, die Dunkelheit außen herum, die Flugbewegungen und dabei die Sorge um das Überleben des Kindes", beschreibt er den Flug.

Dennoch: für den Notarzt, der eigentlich nur "das Arbeiten am Boden" gewohnt ist, machte sich nun die langjährige Berufserfahrung bezahlt. Der Einsatz verlief optimal. Flugangst?  Reisekrankheit?  "Keine Zeit dazu", so der Notarzt. In einem stabilen Zustand wurde der kleine Patient auf dem Hubschrauberlandeplatz der Universitätsklinik Würzburg abgeliefert. Die Zusammenarbeit mit dem Rettungsteam habe ohne Reibungspunkte "hervorragend" geklappt. "Dies alles ist meine Motivation und Leidenschaft für den Notfallrettungsdienst – und: da kann man doch noch nicht aufhören -oder?" fragt er.

 
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Kommentare
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Hier hätte auch gut ein Verweis auf Dr. Glück aus Karlstadt gepaßt, der auch unermüdlich Dienst als Notarzt schiebt und mittlerweile über 70 sein dürfte.....
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