Mehr als 16.000 Menschen waren Ende des Jahres 2015 in Unterfranken in staatlichen Unterkünften für Asylbewerber untergebracht. Das waren sechs Mal so viele wie noch zwei Jahre zuvor. Die Schutzsuchenden mussten nicht nur kurzfristig versorgt, sondern viele von ihnen auch langfristig in unsere Gesellschaft, ins Schulsystem und den Arbeitsmarkt integriert werden. "Wir schaffen das" - hat sich das Versprechen von Bundeskanzlerin Angela Merkel bewahrheitet? Wir haben Menschen aus Unterfranken gefragt. Geflüchtete und Einheimische sagen fünf Jahre später, was in den verschiedenen Bereichen gut und was schlecht lief, was die größten Herausforderungen waren - und was ihre Wünsche für die Zukunft sind. Alle Interview finden Sie hier.
Was ein Lehrer sagt
Georg Deufert, 32 Jahre, ist Lehrer an der Auen-Mittelschule in Schweinfurt und unterrichtet Geflüchtete in einer "Deutschklasse", bevor sie in eine "normale" deutsche Klasse kommen. Der gebürtige Bamberger ist seit 2012 im Lehrberuf und seit 2018 Klassenlehrer einer "Übergangsklasse".
Neben der sprachlichen Hürde vor allem, dass kulturell bedingt völlig andere Ansichten existieren. Und diese sind für das jeweilige Gegenüber nicht immer verständlich.
Es wird weiterhin schwierig bleiben, da mache ich mir nichts vor. Aber eine andere Option, als mit positivem Beispiel voranzugehen, gibt es für mich nicht.
Ich wünsche mir möglichst viel Offenheit von allen Seiten. Damit meine ich: Interesse an anderen Kulturen zu zeigen, Unterschiede zu akzeptieren und die eigene Kultur positiv zu vermitteln.
Was ein Schüler sagt
Ali, elf Jahre alt, aus Afghanistan, kam 2016 nach Deutschland. Er kommt jetzt in die fünfte Klasse einer Würzburger Realschule.
Alle haben Deutsch gesprochen. Ich konnte das nicht und war manchmal halt ein bisschen allein. Dann haben wir Spiele gespielt und eine Lehrerin hat mit uns viel Deutsch gelernt. Das war schon toll.
Ich habe in der Schule mit vielen Kindern und mit meiner Lehrerin Deutsch gesprochen. Wenn man gut und schnell Deutsch lernen will, muss man auch mit der Familie daheim und mit den Freunden deutsch reden.
Wenn ich mal groß bin, habe ich drei Traumberufe: Ich möchte Polizist werden. Oder Rapper. Oder Youtuber. Und einmal im Leben möchte ich Urlaub machen.