zurück
Würzburg
5 Jahre "Wir schaffen das": Wie sieht es beim Thema Helferkreise aus?
Am 31. August 2015 sagte die Kanzlerin: "Wir schaffen das." Haben wir es geschafft? Fünf Jahre später sagen Geflüchtete und Fachleute, was gut läuft und woran es hapert.
Mutmachsteine in Himmelstadt.
Foto: Martina Röthlein | Mutmachsteine in Himmelstadt.
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:26 Uhr

Mehr als 16.000 Menschen waren Ende des Jahres 2015 in Unterfranken in staatlichen Unterkünften für Asylbewerber untergebracht. Das waren sechs Mal so viele wie noch zwei Jahre zuvor. Die Schutzsuchenden mussten nicht nur kurzfristig versorgt, sondern viele von ihnen auch langfristig in unsere Gesellschaft, ins Schulsystem und den Arbeitsmarkt integriert werden. "Wir schaffen das" - hat sich das Versprechen von Bundeskanzlerin Angela Merkel bewahrheitet? Wir haben Menschen aus Unterfranken gefragt. Geflüchtete und Einheimische sagen fünf Jahre später, was in den verschiedenen Bereichen gut und was schlecht lief, was die größten Herausforderungen waren - und was ihre Wünsche für die Zukunft sind. Alle Interview finden Sie hier.

Was eine Ehrenamtliche sagt

Martina Edelmann, Kulturreferentin von Veitshöchheim, koordiniert die Ehrenamtlichen des Asyl-Helferkreises und der Nachbarschaftshilfe 'Veitshöchheim hilft'.
Foto: Johannes Kiefer | Martina Edelmann, Kulturreferentin von Veitshöchheim, koordiniert die Ehrenamtlichen des Asyl-Helferkreises und der Nachbarschaftshilfe "Veitshöchheim hilft".

Martina Edelmann, 59 Jahre, Kulturreferentin der Gemeinde Veitshöchheim (Lkr. Würzburg), ist seit Oktober 2015 Ehrenamtskoordinatorin von "Veitshöchheim hilft" und Ansprechpartnerin für anfangs 150 Ehrenamtliche und 400 Geflüchtete in der Notunterkunft.

Was ist die größte Herausforderung?

Als die ersten Busse mit Geflüchteten, einige Tage früher als gemeldet, an der Notunterkunft eintrafen, war diese noch nicht fertig eingerichtet. Vieles funktionierte noch nicht. Anfangs fehlte es an allem, von Windeln bis zum fließenden Wasser. Es war chaotisch. So war klar, dass sofort ehrenamtliche Hilfe nötig war. Allerdings musste diese mit den Unterkunftsverantwortlichen abgestimmt und koordiniert werden. Es ist uns gelungen, für die über 400 Menschen, die in „unserer NUK“ wohnten, ein kleines Stückchen neue Heimat zu schaffen. Die guten Kontakte zu den Ehemaligen bestätigen dies.

Wie beurteilen Sie den Satz "Wir schaffen das?"

Ein richtiger und wichtiger Satz im richtigen Moment ausgesprochen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Kritische Offenheit, Respekt und Verständnis – von allen und für alle.

Was eine Geflüchtete sagt

Syrerin Tamam Ali war eine der ersten der 400 Geflüchteten, die in der Veitshöchheimer Notunterkunft im Sommer 2015 ankamen.
Foto: Johannes Kiefer | Syrerin Tamam Ali war eine der ersten der 400 Geflüchteten, die in der Veitshöchheimer Notunterkunft im Sommer 2015 ankamen.

Tamam Ali, 43 Jahre, stammt aus aus Syrien. Ihre beiden Kinder, 16 und 20 Jahre alt, und ihr Mann kamen 2017 per Familiennachzug nach Deutschland. Ihr Mann arbeitete vor ihrer Flucht als Ingenieur, zeitweise auch in Deutschland. Nun sucht er immer noch einen Job. Alis 80-jährige Mutter ist noch in Syrien.

Was ist die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung für mich - und ich denke auch für alle anderen - ist, die Sprache und neue Kultur zu lernen.

Wie beurteilen Sie den Satz "Wir schaffen das?"

90 Prozent meiner Bekannten (Flüchtlinge) haben entweder eine Arbeit, eine Ausbildung oder ein Studium hier in Deutschland oder sie lernen noch die deutsche Sprache. Ich finde, das ist schon ein Erfolg. Ich denke, dass diese Aussage fast verwirklicht wurde.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass mein Sohn und meine Töchter eine Zulassung bekommen, um an der Uni zu studieren und mein Mann in seinem Bereich als Ingenieur arbeiten darf. Ich wünsche mir, hier in Deutschland leben zu können und irgendwann Syrien ohne Angst besuchen zu können.

Einheimische und Geflüchtete mit Ehrenamt

2015 gründeten sich in ganz Unterfranken zahlreiche ehrenamtliche Helferkreise. Das Engagement reichte von Kleiderspenden über Deutschkurse bis hin zur Wohnungssuche und der Begleitung zu Behörden. Noch heute gibt es vielerorts den "harten Kern Ehrenamtlicher". Auch Geflüchtete engagieren sich mittlerweile ehrenamtlich: In Schwebheim (Lkr. Schweinfurt) und Bergtheim (Lkr. Würzburg) etwa nähen sie Alltagsmasken. Ein syrischer Altenpfleger meldete sich in Würzburg zu Corona-Zeiten freiwillig, um in der Pflege auszuhelfen.
akl
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Angelika Kleinhenz
5 Jahre 'Wir schaffen das'
Bundeskanzler der BRD
Bundeskanzlerin Angela Merkel
Deutsche Sprache
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top