Nazanin näht auf ihrer Nähmaschine Behelfsmasken als Gesichtsschutz. Genau auf der Nähmaschine, die die Frau aus Afghanistan vor drei Jahren nach ihrer Ankunft in Deutschland von einer netten Nachbarin erhalten hat. Nazanin will ihren Beitrag für die Gesellschaft leisten in dieser Corona-Krise, will an Hilfe zurückgeben, was sie nach der Flucht hier erhalten hat.
Monika Hofmann, Ehrenamtskoordinatorin der Diakonie Schweinfurt und Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses in Schwebheim, nennt Nazanin ein Beispiel. Hofmann verantwortet das Projekt des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, das Geflüchtete ins Ehrenamt bringen möchte. Damit sie eingebunden werden in die Gesellschaft, Kontakte bekommen. In der aktuellen Krise erfährt Hofmann, dass Flüchtlinge auf sie zukommen und ihre Hilfe anbieten.
"Nazanin hat neben einigen Kleidern für die Kinder uns schon für unser Zirkusprojekt die Röckchen für die Mädchen und die Schleifen für die Jungs genäht", berichtet Hofmann. Jetzt also die Behelfsmasken. Das Material: ein Bettlaken, den Gummi aus der breiten Variante schmal zurecht geschnitten, weil der passende schon wieder ausverkauft ist. Über 100 Masken sind schon fertig und verteilt.
"Nazanin macht das gerne. Sie will helfen. Auf die vier Kinder passt der Papa auf", sagt Hofmann. Nazanin näht Masken für ältere Menschen, die sich keine mehr kaufen können, für die Helfer im Mehrgenerationenhaus, die mal schnell was besorgen, für die Nachbarschaftshilfe aus dem Nachbarort, weil es dort noch keine organisierte Hilfe gibt.
Nazanin ist dankbar, dass sie helfen kann. Ihr Mann sagt und schreibt das x-mal auf WhatsApp. "Frau Monika, was können wir tun?" – für die Menschen und für das Land – für die, die ihnen geholfen haben.
Auch aus Sennfeld nennt Hofmann ein Beispiel. Fadel Mohamad Alali ist dort schon bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, er hat zum Glück noch keine Kurzarbeit in seiner festen Anstellung. Sein Schichtdienst bei der Firma Geis erlaubt es ihm, sich noch woanders zu engagieren. "Frau Monika, ich kann immer helfen, wenn ich nicht arbeite. Was soll ich tun?"
Bei der Neuorganisation der Tafel in Schweinfurt sucht Steven Henze von der Diakonie noch weitere Helfer. Fadel ist Anfang 30, er kann die Lebensmittelkisten, die sonst weggeworfen werden, ausladen, umsortieren, einladen.
Fadel selbst braucht keinen Tafelschein. Er ist stolz, dass er sehr früh eine Arbeit gefunden hat, er ist stolz auf seinen Gabelstaplerschein – und das, obwohl er in seinem Heimatland im IT-Bereich gearbeitet hatte. Aber die Zeiten haben sich geändert und jetzt heißt es für ihn, "zu helfen, in einem Land, in dem ich Hilfe bekommen habe".
Vielen Dank an alle, die mithelfen!