Mehr als 16.000 Menschen waren Ende des Jahres 2015 in Unterfranken in staatlichen Unterkünften für Asylbewerber untergebracht. Das waren sechs Mal so viele wie noch zwei Jahre zuvor. Die Schutzsuchenden mussten nicht nur kurzfristig versorgt, sondern viele von ihnen auch langfristig in unsere Gesellschaft, ins Schulsystem und den Arbeitsmarkt integriert werden. "Wir schaffen das" - hat sich das Versprechen von Bundeskanzlerin Angela Merkel bewahrheitet? Wir haben Menschen aus Unterfranken gefragt. Geflüchtete und Einheimische sagen fünf Jahre später, was in den verschiedenen Bereichen gut und was schlecht lief, was die größten Herausforderungen waren - und was ihre Wünsche für die Zukunft sind. Alle Interview finden Sie hier.
Was eine Ehrenamtliche sagt
Teresa Günther, 55 Jahre, ist Buchhändlerin in der Klosterbuchhandlung der Abtei Münsterschwarzach. Seit 2015 hilft sie Geflüchteten ehrenamtlich.
Es ist sehr kompliziert, alle Papiere zu bekommen. Shaza musste zwei Monate im Irak warten, in einem Land, dessen politische Situation zu diesem Zeitpunkt immer unsicherer wurde. Die große Sorge war: Darf sie kommen? Wie geht es ihr? Das Warten und all die Papiere kosten unheimlich viel Geld. In Deutschland kommt dann das nächste Problem: Die Familie braucht eine Wohnung.
Wir leben in einem Land, in dem es uns sehr gut geht. Teilen ist ein wichtiger Wert. Teilen heißt nicht nur geben. Ich teile meine Zeit und bekomme dafür viele bereichernde Erlebnisse zurück. Ich habe in all den Jahren, in denen ich viel Zeit investiert habe, keine Minute bereut. Natürlich gibt es schwierige Fälle. Doch man sollte nicht nur denen helfen, die man mag, sondern denen, die es brauchen.
Eine größere Offenheit auch in der Politik.
Was ein Geflüchteter sagt
Khaled Alkadiri, 29 Jahre, lebt seit 2015 in Deutschland, ist gelernter Agraringenieur und arbeitet heute als Postbote in Kitzingen. Über den Familiennachzug konnte seine Frau Shaza Atro, 28 Jahre, nach zwei Jahren des Wartens und am Ende eines langen, teuren Papierkriegs mit deutschen, syrischen und irakischen Behörden nachkommen. In Kitzingen kam vor fünf Monaten ihr Sohn Adam auf die Welt.
Um Familiennachzug zu beantragen, musste meine Frau in eine deutsche Botschaft im Ausland reisen, von Syrien aus in den Irak. Bis man dort einen Termin bekommt, dauert es Monate. Am Ende saß meine Frau in Erbil fest, weil ein Papier gefehlt hat. In den Ämtern in Kitzingen, Schweinfurt und Nürnberg konnte uns niemand helfen.
Dass wir es geschafft haben, verdanken wir Teresa, meinem Anwalt, meinen Kollegen bei der Post, die mit mir gehofft haben und der Tatsache, dass ich hier in Kitzingen als Postbote arbeite und das Geld verdient habe für all die Kosten, die auf mich zukamen. Dazu viel Kaffee, wenig Schlaf, viel Stress.
Frieden in Syrien.