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Würzburg
5 Jahre "Wir schaffen das": Wie sieht es beim Thema Abschiebungen aus?
Am 31. August 2015 sagte die Kanzlerin: "Wir schaffen das." Haben wir es geschafft? Fünf Jahre später sagen Geflüchtete und Fachleute, was gut läuft und woran es hapert.
Polizeibeamte begleiten einen Afghanen auf dem Flughafen Leipzig-Halle in ein Charterflugzeug. 45 abgelehnte Asylbewerber wurden vergangenes Jahr mit diesem Sonderflug in Afghanistans Hauptstadt Kabul abgeschoben.
Foto: Michael Kappeler | Polizeibeamte begleiten einen Afghanen auf dem Flughafen Leipzig-Halle in ein Charterflugzeug. 45 abgelehnte Asylbewerber wurden vergangenes Jahr mit diesem Sonderflug in Afghanistans Hauptstadt Kabul abgeschoben.
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:26 Uhr

Mehr als 16.000 Menschen waren Ende des Jahres 2015 in Unterfranken in staatlichen Unterkünften für Asylbewerber untergebracht. Das waren sechs Mal so viele wie noch zwei Jahre zuvor. Die Schutzsuchenden mussten nicht nur kurzfristig versorgt, sondern viele von ihnen auch langfristig in unsere Gesellschaft, ins Schulsystem und den Arbeitsmarkt integriert werden. "Wir schaffen das" - hat sich das Versprechen von Bundeskanzlerin Angela Merkel bewahrheitet? Wir haben Menschen aus Unterfranken gefragt. Geflüchtete und Einheimische sagen fünf Jahre später, was in den verschiedenen Bereichen gut und was schlecht lief, was die größten Herausforderungen waren - und was ihre Wünsche für die Zukunft sind. Alle Interview finden Sie hier.

Was ein Ehrenamtlicher sagt

Jürgen Müller, Vorsitzender des Schachclubs Bad Königshofen, engagierte sich ehrenamtlich für eine ukrainische Familie.
Foto: Regina Vossenkaul | Jürgen Müller, Vorsitzender des Schachclubs Bad Königshofen, engagierte sich ehrenamtlich für eine ukrainische Familie.

Jürgen Müller ist IT-Leiter und seit 21 Jahren Vorsitzender des Schachclubs 1957 Bad Königshofen e. V.. Der verheiratete Familienvater setzte sich ehrenamtlich für eine ukrainische, von Abschiebung bedrohte Familie ein.

Was ist die größte Herausforderung?

Dass eine voll integrierte Familie, in der alle Familienmitglieder deutsch sprechen, abgeschoben werden sollte, obwohl Geschwister in anderen Bundesländern anerkannt wurden. Beide Elternteile hatten eine Vollzeitstelle. Die Familie ist seit ihrer Ankunft in Bad Königshofen aktiv im Schachclub. Die jüngste Tochter ist amtierende unterfränkische Meisterin der U12.

Wie beurteilen Sie den Satz "Wir schaffen das?"

Der Satz war der erste vernünftige Satz von Frau Merkel, der das „C“ im Namen ihrer Partei auch umsetzt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Man muss die Ursachen der Fluchtbewegungen lösen, nicht die Symptome. Wir müssen mehr dafür tun, damit die Menschen in ihrer Heimat vernünftige Perspektiven haben und gar nicht erst loslaufen müssen.

Was eine Betroffene sagt

Beinahe wäre der Platz von Annas Tochter im Schachclub 1957 Bad Königshofen für immer leer geblieben.
Foto: Regina Vossenkaul | Beinahe wäre der Platz von Annas Tochter im Schachclub 1957 Bad Königshofen für immer leer geblieben.

Anna (Name von der Redaktion geändert) macht eine Ausbildung zur Hotelfachfrau. Ihr Mann arbeitet in einer Schreinerei. Kurz bevor die gut integrierte Familie aus Bad Königshofen in die Ukraine abgeschoben werden sollte, sind sie freiwillig ausgereist. Von der Ukraine aus bekam Anna mit Hilfe der Ehrenamtlichen ein Arbeitsvisum und durfte den Ausbildungsvertrag in Bad Königshofen schließlich doch antreten.

Was ist die größte Herausforderung?

Wir hatten keine Abschiebung. Wir sind vorher freiwillig aus Deutschland ausgereist, in die Ukraine geflogen und haben alles selbst bezahlt (Flugtickets, Lieferung unserer Sachen).

Wie beurteilen Sie den Satz "Wir schaffen das?"

Unsere Meinung ist, dass alle Behörden in Deutschland (BAMF, Gerichte) sehr effektiv arbeiten und dies ein großes Verdienst von Frau Merkel ist.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Wir schauen mit Optimismus in die Zukunft. Ich mache eine Ausbildung. Meine Familie ist mit mir in Deutschland. Mein Mann arbeitet. Die Kinder lernen im Gymnasium. Die jüngere Tochter ist erfolgreich bei Schach-Wettbewerben.

Zahl der Abschiebungen nach Afghanistan steigt

2019 hat die Zentrale Ausländerbehörde Unterfranken (ZAB) 281 Geflüchtete abgeschoben, darunter 107 in andere EU-Länder und 174 ins jeweilige Heimatland, unter ihnen vor allem Menschen aus Somalia, Armenien, Ukraine, Afghanistan, Algerien und Nigeria. 322 Menschen sind freiwillig ausgereist. 2018 wurden 182 Menschen abgeschoben. 415 sind freiwillig ausgereist. Während 2018 sieben Menschen aus Unterfranken nach Afghanistan abgeschoben wurden, waren es 2019 schon 39.
Quelle: Regierung  von Unterfranken
 
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