
"Gibt es bei euch Autos, die fliegen, und werden wir einmal unter Wasser atmen können?" – das sind Fragen, die der 12-jährige Fabio an die Zukunft richtet. Gemeinsam mit weiteren Dokumenten und Daten steckt sein Brief nun in der Zeitkapsel, die im Fundament der Höchberger Leopold-Sonnemann-Realschule eingemauert ist.
Eine "Rose von Jericho" haben die evangelische Pfarrerin Sabine Fenske und ihr katholischer Kollege Matthias Lotz mitgebracht. Die eigenartige Pflanze kann jahrelang ohne Wasser überleben. Ob sie irgendwann wieder zum Blühen kommt, ist ungewiss. Genauso wie niemand weiß, ob der USB-Stick, auf dem Architekt Ulrich Geisel die Planunterlagen gespeichert hat, jemals wieder gelesen wird. Trotzdem hält es Landrat Thomas Eberth für wichtig, der Nachwelt ein Zeichen zu hinterlassen.

Die Schülerinnen Lilo Kürschner, Leni Rosebleh und ihr Klassenkamerad Ben Wegner verschließen das Rohr. Gemeinsam mit Landrat Eberth, Architekt Geisel und Bürgermeister Alexander Knahn setzt Schulleiter Peter Schüll die Zeitkapsel im Fundament des Erweiterungsbaus ein und verschließt das Loch mit Mörtel. Schüll und sein Kollegium dürften sich wohl am meisten über diesen Augenblick freuen.
Geregelter Unterrichtsbetrieb ist an der Realschule in Höchberg eine logistische Herausforderung
Seit Jahren herrscht akute Platznot an der staatlichen Realschule mit ihren insgesamt 830 Schülerinnen und Schülern. Der geregelte Unterrichtsbetrieb wurde zur logistischen Herausforderung, sagt Schüll, weil immer wieder geschaut werden müsse, wo gerade ein Raum frei ist. Von einer "Wanderschule" spricht Schüll deshalb, ein Zustand, der noch bis Anfang 2027 fortdauern wird. Dann soll der zweigeschossige Erweiterungsbau mit zehn zusätzlichen Klassenräumen fertig sein.

Mit Kosten von 8,6 Millionen Euro hat die Erweiterung der Sonnemann-Realschule den kleinsten Anteil am Investitionspaket, das der Landkreis aktuell in seine Schulen steckt. Aktuell läuft die Generalsanierung und Erweiterung am benachbarten Standort der Drei-Linden-Förderschule unter laufendem Schulbetrieb. Die Kosten dafür betragen aktuell 13,3 Millionen Euro. Zeitgleich mit der Erweiterung der Sonnemann-Realschule soll die Generalsanierung im Februar 2027 abgeschlossen sein.
Neuer Standort der Drei-Linden-Förderschule kostet rund 15,5 Millionen Euro
Bereits zum Schuljahresbeginn 2026 soll ein weiterer Standort der Drei-Linden-Schule in Gaukönigshofen in Betrieb gehen, an dem derzeit die Rohbauarbeiten laufen. Die Schule soll die Schülerinnen und Schüler aufnehmen, die bislang in Sommerhausen unterrichtet wurden und nun übergangsweise in der ehemaligen Grundschule in Frickenhausen untergebracht sind. Die Kosten für den Neubau werden aktuell auf 15,5 Millionen Euro beziffert.

In der Summe also über 37 Millionen Euro, die abzüglich staatlicher Zuschüsse zu rund 60 Prozent vom Landkreis getragen werden müssen. Und die Kosten treffen den Kreis zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Der Haushalt steckt in der Krise. Die Regierung von Unterfranken fordert harsche Konsolidierungsmaßnahmen.
Der Kreistag setzt deshalb kräftig den Rotstift an und die Kreisverwaltung plant gleichzeitig, die Kreisumlage, die die Gemeinden von ihren Steuereinnahmen abführen müssen, auf Rekordniveau zu erhöhen. "Antizyklische Investitionen in die Bildung sind genau das Richtige", meint Landrat Eberth dennoch bei der Grundsteinlegung – und an die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus Höchberg und den Nachbargemeinden gerichtet: "Hier seht ihr par excellence, wo eure Kreisumlage hingeht."
Schulleiter des Landkreisgymnasiums in Veitshöchheim drängt auf Erweiterung
Was die Investitionen in die Schulen angeht, dürfte es mit den drei laufenden Projekten nicht getan sein. Ein erster Hilferuf vom Schulleiter des Landkreisgymnasiums in Veitshöchheim, Bernhard Brunner, hat den Kreistag schon vor zwei Jahren erreicht. Grund ist die Rückkehr zum neunstufigen Gymnasium vor acht Jahren. Das führt dazu, dass im laufenden Schuljahr kein Abiturjahrgang die Schule verlässt, gleichzeitig aber eine fünfte Jahrgangsstufe mit voraussichtlich über 80 Schülern nachrückt.
Als Sofortmaßnahme hat der Kreistag deshalb in seiner Dezembersitzung den Kauf von Containern zur Unterbringung von zwei Klassenzimmern beschlossen. Langfristig beziffert Schulleiter Brunner den Mehrbedarf auf sechs bis acht Unterrichtsräume und schlägt gleichzeitig vor, das bislang dreizügige Gymnasium um einen vierten Jahrgangszug zu erweitern. Der Kreistag hat deshalb beschlossen, ein Planungsverfahren einzuleiten, das die Kosten einer Erweiterung als drei- und vierzügiges Gymnasium gegenüberstellt. Dass dabei am Ende erneut ein zweistelliger Millionenbetrag steht, ist anzunehmen.