„Behalten wir nicht eifersüchtig nur für uns, was wir empfangen haben; mögen wir fähig sein, es mit den leidenden Brüdern und Schwestern zu teilen, damit sie von der Kraft der Barmherzigkeit des Vaters unterstützt werden.“ Dies verfasste Papst Franziskus in seinem Schreiben zum heiligen Jahr der Barmherzigkeit und rief den 19. November als „Welttag der Armen“ aus, der 2017 zum ersten Mal begangen wurde.
Menschen werden mit Essen und Freundschaft versorgt Die Gemeinschaft Sant'Egidio, eine geistliche Gemeinschaft mit Hauptsitz in Rom, die sich für benachteiligte Menschen einsetzt, nahm dies zum Anlass, unter dem Motto „Zeit der Barmherzigkeit“ am Sonntag auf der ganzen Welt Mittagessen zu veranstalten. Gäste waren diejenigen, die sonst in die „Mensen“ kommen, Orte, an denen arme, alte oder kranke Menschen mit Essen und Freundschaft versorgt werden.
In Würzburg hatte die Gemeinde um die 300 Menschen persönlich eingeladen. „Der Papst hat gesagt, wir sollen uns nicht verschließen, sondern das was wir bekommen verteilen“, erklärt Elisabeth Dirk, die schon viele Jahre für die Mensa in der Würzburger Zellerau verantwortlich ist.
Viele ehrenamtliche Helfer: Jung und Alt
Vorbereitet und durchgeführt wurde die Veranstaltung von den ehrenamtlichen Helfern der Mensa und Helfern aus dem Mensacafé. Sie stellten Tische in Räumen der Gemeinschaft in der Schönthalstraße in Würzburg auf, deckten sie liebevoll und servierten den Freunden, wie die Eingeladenen bei Sant'Egidio genannt werden, das Essen.
Es gab Lasagne, Salate, Antipasti und Nachtisch, gesponsert von den Restaurants Da Luigi Bella Napoli, Quo Vadis, Emanuele La Rosa Catering, I Fratelli, Kebap-Haus und Mediterraneo. Emanuele La Rosa war selbst vor Ort. „Seit acht Jahren gebe ich schon Essen und Getränke für die Weihnachtsfeier von Sant'Egidio und das anschließende Helferfest. Meiner Familie ist hier sehr geholfen worden, als wir aus Italien kamen, nun kann ich etwas zurückgeben“, erklärt er seine Motivation.
Bierbänke in der Marienkapelle
Die Freunde feierten zunächst einen Gottesdienst in der Marienkapelle, der so gut besucht war, dass sogar Bierbänke aufgestellt werden mussten, weil der Platz nicht reichte.
Nach und nach kamen sie dann in der Schönthalstraße an. Dabei waren auch Michael Gilamichael aus Eritrea mit seiner Familie. Er und seine Frau sind seit elf Jahren hier und nennen Sant'Egidio liebevoll „ihre Familie“. Bis vor drei Jahren war es auch die einzige, die sie hier hatten, nun kamen Sohn, Schwiegertochter und die beiden Enkel auch nach Würzburg. „Ich habe in Eritrea immer zu Gott gebetet, dass er uns hilft.
Für uns ist es hier das Paradies, auch dank Sant'Egidio“, erzählt Großvater Michael, „unsere Freunde kümmern sich um uns, um unsere Gesundheit, ihnen ist es egal, welche Hautfarbe oder Religion die Leute haben.“
Nicht mehr alleine sein
Am Nebentisch nimmt der 65-jährige Karl-Heinz Platz: „Vor vielen Jahren bin ich das erste Mal in die Mensa gekommen. Da bin ich mal von daheim weg und unter Leuten.“ Volkmar Pfannes besucht seit 15 Jahren die Mensa, bis vor eineinhalb Jahren mit seiner Frau. Jetzt, da sie nicht mehr lebt, freut er sich auf die Unterhaltungen dort. „Ich hab drei Hunde daheim, aber freue mich, wenn ich hier Ansprache habe. Da geht es nicht hauptsächlich ums Essen“, erklärt der 78-jährige. Als die jungen Helfer es ihm bringen, betont er: „Die jungen Leute muss ich auch mal loben. Die könnten heute auch anderes machen, kümmern sich aber um uns, das wissen wir zu schätzen.“
Kurz vor dem Essen trifft Bischof em. Friedhelm Hofmann ein. Seit Jahren kommt er zur Weihnachtsfeier von Sant'Egidio. Pfarrer Matthias Leineweber hat ihn zu dieser Veranstaltung eingeladen, er hat sofort zugesagt. „Es ist eine schöne Geste, Essen und teilen und die Gemeinschaft zu erleben“, begrüßte er die Gäste und sprach das Tischgebet.
Sein Witz von den Marktfrauen, die nach der Sahnetorte beten „Lieber Gott, tu es auf die Nerven und nicht auf die Hüften“ lockerte die Stimmung sofort wieder auf. An seinem Tisch saß neben Helfern von Sant'Egidio unter anderem Garnik aus Bergkarabach. „Ich hab ihm von meiner Ausbildung zum Winzer erzählt, das fand er sehr interessant“, berichtet er.
Der Bischof hörte den Menschen zu
Viele erzählten Friedhelm Hofmann sofort von ihren privaten Sorgen und er hörte zu. So zum Beispiel Imatiz Khokhar aus Pakistan. Seine Familie ist seit vielen Generationen Christ, was für ihn in seiner Heimat Verfolgung bedeutet. Sein fünfjähriger Sohn wurde von einem Mob erwürgt, er kann seine Frau und einen weiteren Sohn nicht nach Deutschland holen, weil die Behörden keine Entscheidungen treffen.
„Ich bin Ministrant und gehe regelmäßig ins AWO-Altenheim, um mich um alte Menschen zu kümmern“, berichtet er. „Gerade junge Flüchtlinge kennen Altersheime gar nicht, bei ihnen sind die älteren Menschen in der Familie oder die Leute werden erst gar nicht alt.“
„Durch die persönlichen Kontakte hier fördern wir die Integration und bauen Vorurteile ab“, so der Würzburger Sant'Egidio-Vorsitzende, Klaus Reder. Daran, dass keiner alleine leben muss, arbeitet Sant'Egidio an einem Tag wie diesem.