Dürfen künftig nur noch Geimpfte und Genesene den Einzelhandel betreten? Dies zumindest sei "der Wunsch der meisten Bundesländer" und auch des designierten neuen Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD), berichtete Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach dem Bund-Länder-Gespräch zum künftigen Corona-Kurs in Deutschland am Dienstag.
Supermärkte und weitere Läden zur "Deckung des alltäglichen Bedarfs" sollen von der Beschränkung jedoch ausgenommen sein. Was genau unter "alltäglichem Bedarf" zu verstehen sei, müsse aber in Berlin erst noch geklärt werden, sagte Söder. Die Städte Hamburg und Berlin haben bereits die 2G-Regel auf den Einzelhandel ausgeweitet. Bei Würzburger Einzelhändlerinnen und Einzelhändler herrschen Ängste darüber.
Umsatzeinbußen vor allem in der jetzigen Vorweihnachtszeit
Eine Sorge, bei der sich die meisten Einzelhändler einig sind, ist ein massiver Umsatzeinbruch. Das Weihnachtsgeschäft gehört für einige Branchen zur wichtigsten Zeit des Jahres. Auch der Würzburger Juwelier Charisma hat laut Aussage von Inhaberin Ingrid Moritz in der Vorweihnachtszeit eine steigende Fluktuation zu verzeichnen. Moritz ist sich sicher, dass eine 2G-Regel im Einzelhandel dem Umsatz massiv schaden würde.
Ähnlich sieht das Horst Friedrich, Geschäftsführer des Plattenladens H2O. "In dem Moment, in dem die 2G-Regel in Kraft tritt, schneide ich einen Teil meiner Kundschaft ab", sagt er. Die Folge: Weniger Menschen kommen in den Laden, weniger Geld geht über die Ladentheke. "Wir sind eh ein Geschäft, dass in den vergangenen zwei Jahren sehr zu kämpfen hatte, da ist klar, dass wir nun bei strengeren Regelungen nicht 'Hurra' schreien."
Wie soll kontrolliert werden?
Auch die Frage nach der Kontrolle beschäftigt viele Einzelhändler. Vor allem die kleineren Geschäfte sehen sich hierbei im Nachteil, da sie es sich nicht leisten können, eine extra Person einzustellen, die die 2G-Regelung am Eingang kontrolliert. "Das ist für uns nicht zu stemmen", sagt Ingrid Moritz. Ihrer Meinung nach, sollte die Stadt stichprobenartig auf den Straßen kontrollieren, statt dies "auch noch den Geschäftsleuten aufzubinden".
Katharina Huhn vom gleichnamigen Modegeschäft in der Augustinerstraße weiß noch nicht, wie sie ihre Kunden kontrollieren soll, falls die Regelung eintritt. "Unseren Vorstellungen nach, müssen wir bei Eintritt den Impfnachweis kontrollieren", sagt sie, möchte hierfür jedoch auch keine externe Person einstellen. Alles in Allem habe sie mit einer potenziellen 2G-Regelung jedoch kein Problem. "Wir sind kein Laden, für den das Weihnachtsgeschäft am Wichtigsten ist, wir wären also fein damit."
Kunden reagieren böse, wenn sie kontrolliert werden
Wie werden die Kundinnen und Kunden reagieren, wenn sie kontrolliert werden? Diese Frage beschäftigt Ingrid Moritz. 25 Personen dürfen derzeit gleichzeitig in ihren Laden. Ob sich alle an die Maskenpflicht halten, sei schon Kontrolle genug. "Neue Regelungen verunsichern die Menschen, teilweise wissen doch die Geimpften nicht mehr, ob sie nun ein negatives Testergebnis zum Einkaufen brauchen, oder nicht", sagt sie. "Vor allem weil ständig andere Regeln auftauchen."
Weiterer Schub für den Online-Handel
Für den Weihnachtsendspurt würde eine 2G-Regel einen weiteren Schub für den Onlinehandel bedeuten, beklagen viele Einzelhändler. Der Internethandel sei "der Gewinner der Pandemie", stellte Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa bei der Deutsche-Bank-Fondstocher DWS, gegenüber der ZEIT bereits Anfang dieses Jahres fest. "Dieser Trend wird sich mit Sicherheit so schnell nicht wieder umkehren." Während des Lockdowns vor einem Jahr hatten außerdem auch Lebensmittelhändler und -händlerinnen profitiert, die nebenbei Spielzeug oder Kleidung anbieten.
Geschäftsführer des Stadtmarketings ist stinksauer
Auch Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Stadtmarketings "Würzburg macht Spaß", zeigt sich besorgt. "Nach fast zwei Jahren Pandemie ist endgültig der Zeitpunkt gekommen, wo viele Einzelhändler nicht mehr können", erklärt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Vergleiche der Passantenzahlen im Vergleich zu 2019 seien "gruselig". Bis zu 100 000 Menschen weniger seien pro Woche zu verzeichnen, was ungefähr 25 Prozent entspreche. "Wenn dann noch 2G hinzukommen würde, würde es noch schlimmer werden", sagt er.
Studien besagen, so Weier, dass vom Handel keine höhere Ansteckungsgefahr ausgehe, deshalb habe er kein Verständnis für strengere Regelungen. "Diese Idee ist aus meiner Sicht das Schlimmste, was man dem ohnehin schon gebeutelten Handel antun kann. Ich bin stinksauer!"
Handelsverband Deutschland kritisiert eine 2G-Regelung enorm
Der Handelsverband Deutschland (HDE) hält die drohende bundesweite Einführung der 2G-Regel für große Teile des Einzelhandels für rechtswidrig. Der Verband appelliert deshalb an die Politik, die entsprechenden Regelungen nicht einzuführen.
"2G-Regelungen für den Einzelhandel sind nicht verhältnismäßig und greifen in die verfassungsgemäß geschützten Rechte der betroffenen Einzelhändler ein", wird HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth in einer Pressemitteilung zitiert. Ein HDE-Gutachten betone, dass 2G-Regeln im Handel mittelfristig auch bei finanzieller Kompensation nicht mehr zu rechtfertigen seien, wenn der Gesetzgeber trotz Kenntnis der Gefährdungslage für die Gesundheit und das Leben der Bevölkerung auf die Einführung einer Impfpflicht verzichte.
Firmen die ihren Umsatz über die Gesundheit ihrer Kunden stellen meide ich,
eine Stadt die Radfahrenden Spaß macht, in der aber zu Fuß gehende Freiwild sind besuche ich nur im äußersten Notfall.
Essen gehen oder einkaufen sind für mich kein Notfall.
Mit freundlichen Grüßen
Warum nicht?
Habe schonn öfters von Amazone Ware bekommen, auf denen Preisetiketten eines Einzelhändlers waren. Auch schon mit zusätzlichem Sonderrabatt ausgezeichnet und dadurch billiger als von mir gekauft.
Und wenn ich beim Einzelhändler nicht sicher sein kann, dass man ungeimpfte Virenschleudern begegnet, gehe ich auch nicht hin.
So denken viele und reduziert auch den Umsatz.
Nichts tun ist leider keine Alternative und 2G sorgt dafür, dass Geimpft sicher sein können nur auf Geimpfte zu treffen. Und 2G schützt die Ungeimpften.
Wenn die klagenden Einzelhändler einen besseren Vorschlag haben: her damit!
Bitte alle Geimpften mach das ebenso, dann wird ein umdenken bei den Inhabern stattfinden.
Doch dass es so nicht funktioniert, zeigen ja die Infektionszahlen.
Und allzu oft haben gerade die Einzelhändler, und übrigens auch die Gastronomen, bei den geltenden Regeln oft alle Augen, samt der Hühneraugen, zugedrückt, nur dem Umsatz zuliebe...
Im Gegenteil: Es scheint geradezu ein Wettbewerb zu herrschen, wer seine Gäste am wenigsten mit Kontrollen belästigt. Denn die Gefahr, dabei erwischt zu werden, sich nicht an geltende Regeln zu halten, ist verschwindend gering.
Ich könnte hier einige prominente Betriebe nennen, die es mit den Kontrollen eher nie so genau genommen haben...
Das Problem ist nur: Die schaden sich damit selbst!
Denn die Mär von der DeHoga, von wegen, dass die Gastro im Allgemeinen alles tun würde, was nötig und vorgeschrieben ist, ist halt leider nur eine Mär...
In Würzburg käme ich z.B. in fast jede Location mit dem Impfzertifikat meiner Oma rein...
es ist schlimm wenn sich einige herrschaften nicht an die regeln halten, wenn sie corona haben, auch nur leichte symptome und trotzdem zum einkaufen gehen.
überall mit 2 g, dann könnte man als erstes diesen virus beenden!