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Würzburg
160 Jahre SPD: Festredner spekuliert über Ministerposten in Bayern für die Unterfranken Rützel und Halbleib
Die SPD kann stolz auf ihre Geschichte sein. Warum Landtagsvizepräsident Markus Rinderspacher auch heute keinen Grund zum Klagen sieht.
160 Jahre SPD: Zur Feierstunde in Würzburg hielt Landtagsvizepräsident Markus Rinderspacher (Mitte) die Festrede. Unterfranken-Chef Bernd Rützel (rechts) und seinen Vize Volkmar Halbleib empfahl er schon mal für Ministerposten.
Foto: Michael Czygan | 160 Jahre SPD: Zur Feierstunde in Würzburg hielt Landtagsvizepräsident Markus Rinderspacher (Mitte) die Festrede.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 15.07.2024 13:19 Uhr

Ganz objektiv betrachtet, steht die SPD in Bayern momentan so super nicht da. Elf Prozent Zustimmung in der aktuellen Umfrage des Bayerischen Rundfunks, da darf keine Genossin, kann kein Genosse zufrieden sein. Markus Rinderspacher wollte davon nichts wissen, als er bei einer Feierstunde zu "160 Jahren SPD" im Würzburger Felix-Fechenbach-Haus die Festrede hielt. Voller Stolz und Selbstbewusstsein tauchte der Vizepräsident des Bayerischen Landtags in die Geschichte seiner Partei ein. Die älteste Partei Deutschlands sei bis heute "Quelle und Zentrum von Freiheit und Demokratie".

"Es gab schon schwierigere Zeiten für die SPD", findet  Rinderspacher. Aktuell jedenfalls fahre Deutschland angesichts von Krieg, Inflation und Energiekrise gut damit, dass mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesratspräsident Peter Tschentscher die drei höchsten Staatsämter von Sozialdemokraten bekleidet werden.

"Zum großen Glück" fehle nur noch die Regierungsverantwortung in Bayern, sagte der Festredner und spekulierte schon einmal, Bernd Rützel, der Vorsitzende der Unterfranken-SPD, könne im Oktober bayerischer Arbeitsminister werden, sein Vize Volkmar Halbleib Wissenschaftsminister. Rinderspachers Vision ließ die 120 Zuhörerinnen und Zuhörer kurz träumen, die harte Realität holte sie früh genug wieder ein.

Die Geschichte der SPD ist eng verknüpft mit der Historie der Arbeiterbewegung. Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern, Meinungs- und Versammlungsfreiheit, kostenloser Schulunterricht für alle Kinder und die Trennung von Staat und Kirche: Um dies durchzusetzen, haben sich Mitte vergangenen Jahrhunderts Arbeitervereine als Vorgänger der SPD gegründet - auch in Unterfranken, wo man sich wegen des starken Einflusses der Kirche allerdings schwerer als anderswo getan habe, sagte Rinderspacher.

Sozialdemokraten riefen in München und in Berlin die Republik aus

Die Demokratie in Deutschland ist nicht denkbar ohne den Einsatz von Sozialdemokraten. Kurt Eisner rief am 8. November 1918 in München den Freistaat Bayern aus, Philipp Scheidemann einen Tag später in Berlin die Weimarer Republik - und damit das Ende der Monarchie. 1933 waren es sowohl im Berliner Reichstag als auch im bayerischen Landtag mutige SPD-Frauen und Männer, die als Einzige mit Nein gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz stimmten - und dafür Verfolgung und Konzentrationslager in Kauf nahmen. "Der Antifaschismus ist und bleibt unsere DNA", für dieses Bekenntnis erntete Rinderspacher in Würzburg den meisten Applaus.

Die SPD stellte den ersten Ministerpräsidenten nach dem Krieg

Nach 1945 waren es wieder Sozialdemokraten, die entscheidend am Wiederaufbau demokratischer Strukturen arbeiteten, in Bayern allen voran Wilhelm Hoegner, der erste bayerische Ministerpräsident nach dem Krieg und Vater der bayerischen Verfassung, in Bonn Kurt Schumacher, Carlo Schmid und der Würzburger Hansheinz Bauer.

Rinderspacher erwähnte auch die sozialdemokratischen Bundeskanzler Willy Brandt, Helmut Schmidt, Gerhard Schröder ("für sein Nein zum Irakkrieg") und Olaf Scholz, den "Organisator  der Zeitenwende", die sich um Deutschland verdient gemacht hätten.

Zahlreiche Mitglieder und Mandatsträger der SPD in Unterfranken erklärten bei der Festveranstaltung in Würzburg, warum sie der geschichtsträchtigen Partei angehören.
Foto: Michael Czygan | Zahlreiche Mitglieder und Mandatsträger der SPD in Unterfranken erklärten bei der Festveranstaltung in Würzburg, warum sie der geschichtsträchtigen Partei angehören.

Wie vielfältig die Sozialdemokratie in Unterfranken aufgestellt ist, machte gleich zum Einstieg eine Gesprächsrunde deutlich, in der einige noch nicht so bekannte Genossinnen und Genossen zu Wort kamen, so unter anderem Polizeikommissar Samuel Herrmann (25) aus Kleinwallstadt (Lkr. Miltenberg), der die Themen Recht und Gerechtigkeit nicht allein den Konservativen überlassen möchte, Simon Dümig (34) aus Sailauf (Lkr. Aschaffenburg), der über sein Engagement beim Roten Kreuz zur SPD kam, oder Ingrid Stryjski (73), die sich als Anwältin der kleinen Leute im Stadtrat von Ochsenfurt (Lkr. Würzburg) versteht.

Chefarzt mit syrischen Wurzeln will in den Bezirkstag

Und Hamdan Alhussein (45), der Chef-Gynäkologe am Bad Kissinger St. Elisabeth-Krankenhaus. Seit 2007 lebt der gebürtige Syrer in Deutschland, 2013 hat er in der SPD eine politische Heimat gefunden. "Füreinander da zu sein", dieses seit der Gründung vor 160 Jahren gültige Motto habe ihn überzeugt, so Alhussein. Im Oktober kandidiert er für einen Sitz im Bezirkstag von Unterfranken.      

 
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  • M. N.
    "...aber wenigstens für einige Funktionäre gute Posten in der Wirtschaft ermöglicht."
    bei den Führungskräften der GRÜNEN nicht möglich, mangels Ausbildung bzw. Fachwissen.
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  • E. W.
    "A bissal woas geht immer":

    https://www.focus.de/finanzen/news/joschka-fischer-heuert-bei-bmw-an-jobwechsel_id_1829284.html
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  • P. H.
    Nun habe wieder mal so manch braune Eiferer wieder mal ihren Hass ausgeschüttet: Selbst nix tun für die Allgemeinheit, aber kräftig Hass anheizen gegenüber fleißigen Abgeordneten, die nicht wie wohl etliche der Kommentatoren einen gut versorgten Rentnerarbeitstag oder gut bezahlte Posten besitzen. Die Abgeordneten müssen sich an ihren Taten bei der nächsten Wahl messen lassen!
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  • E. W.
    Weshalb man "braun" sein soll, wenn man eine Partei, die die Interessen des Kapitals und der Konzerne über die der "kleinen Leute" stellt nicht mehr wählt, erschließt sich mir nicht.

    Gut, Dank entspannter Überland-Touren im Cabrio (als Rentner habe ich dazu Zeit, Mittel und Muse), bin ich immer gut gebräunt, aber das ist wohl nicht mit "braun" gemeint. Zu Beginn der Cabrio-Saison bin ich aber gelegentlich auch mal ordentlich rotgebrannt.
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  • R. O.
    kurz nach der letzten Bundestagswahl, habe ich herrn Rützel angeschrieben, wann denn nun eine sogenannte "Reichensteuer" (Anhebung des Sptzensteuersatzes, Vermögens- und Erbschaftssteuer) eingeführt wird. seine Antwort: " da dies in den Sontierungsgesprächen garnicht auf der Agenda stand, wird es eine solche Steuer auch nicht geben". wozu brauchen wir dann überhaupt die SPD noch ??
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    Eins haben SPD und CSU gemeinsam: Beide sind so unbeweglich wie ein Walross, dass sich am Strand sonnt. Deshalb, weder dem einen noch dem anderen eine Stimme geben.
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  • J. S.
    SPD - das hoffentlich sinkende Schiff. In Bayern glücklicherweise ohne Perspektive. Opposition ohne Kreativität- nur meckern und nichts auf die Reihe bringen - gelegentlich abwarten und dann opportunistische Sprüche klopfen.

    Nur ganz wenige würden die SPD vermissen.
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  • H. E.
    Ist schon Fastnacht in Franken?
    Ein Vorsitzender, der eine Dittmar verkauft hat auf der Liste, der für Arbeitsplatzverluste und Missbrauch der Tarifautonomie steht oder Sein Stellvertreter, der um was zu tun Trittbrettfahrer spielt, und die Themen von der Presse zugespielt bekommt, sind doch wirklich wie die Onkels von der Muppet-Show!
    Soll man diesen Verein ernst nehmen?
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  • H. S.
    Wenn Rützel Arbeitsminister werden will und Halbleib Wissenschaftsminister, dann will von Brunn bestimmt neuer Ministerpräsident werden 🤣 Die SPD im Größenwahn...
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  • U. A.
    "160 Jahre SPD: Festredner spekuliert über Ministerposten in Bayern..."

    Klasse das ist genau mein Humor.

    Dass die Sozis einen absolut integeren früheren Demokraten wie Helmut Schmidt für Ihre Zwecke mißbraucht ist erbärmlicich.

    Dann bitte doch auf erwähnten Gas-Schröder beschränken.
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  • E. W.
    Vor allem: von "Regierungsverantwortung in Bayern" träumen. So einen starken Stoff mit derart realitätsverzerrender Wirkung würde selbst Karl Lauterbach nicht legalisieren wollen.
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  • R. D.
    Nichts gegen die Herren, aber man kann nur hoffen, dass Grüne und SPD in Bayern keinerlei Regierungsbeteiligung bekommen.
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  • E. W.
    Unter Schröder hat diese Partei die Arbeitnehmer richtig rangenommen, Löhne gedrückt, Leiharbeit und befristete Verträge salonfähig gemacht, Renten massiv gekürzt und zum Ausgleich den Konzernen gigantische Steuervorteile gewährt, die Banken entfesselt, Bomben auf Belgrad ermöglicht und deutsche Soldaten in fremde Kriege geschickt.

    Dadurch hat sie ihren Rang als "Volkspartei" verspielt, die Linke und die Rechten gestärkt, aber wenigstens für einige Funktionäre gute Posten in der Wirtschaft ermöglicht.

    Ich habe seit den 70-er Jahren immer diese Partei gewählt. Heute schäme ich mich dafür und werde diesen Fehler niemals mehr wiederholen.
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    Manche werden erst im Alter "schlau"! 🫢
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  • E. W.
    Andere leider nie.
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  • J. S.
    "...aber wenigstens für einige Funktionäre gute Posten in der Wirtschaft ermöglicht."
    Das ist bei den Schwarzen selbstverständlich, wobei man "einige" durch "etliche" ersetzen dürfte.
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  • E. W.
    Auch die Grünen sind mittlerweile als "Amigos wie andere auch" entzaubert. Anscheinend gibt es auf dieser Welt keine edlen Ritter und über jeden Zweifel erhabenen Helden ohne Fehl und Tadel mehr. Alles die gleichen kleinen und billigen Sprücheklopfer und Vorteilsnehmer?

    Langsam verliere ich alle Illusionen.
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