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WÜRZBURG
14 Millionen Euro: EU-Preis für Würzburger Forscher
Die Preisträger Ilan Koren (Atmosphärenphysik), Yoav Schechner (Computertomografie) und Klaus Schilling (Formationen aus Kleinstsatelliten) vor dem Präzisionsbewegungssimulator des Zentrums für Telematik in Würzburg,  wo diese Forschungsarbeiten vorbereitet werden.
Foto: Oliver Ruf/ZfT | Die Preisträger Ilan Koren (Atmosphärenphysik), Yoav Schechner (Computertomografie) und Klaus Schilling (Formationen aus Kleinstsatelliten) vor dem Präzisionsbewegungssimulator des Zentrums für Telematik in Würzburg, ...
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:30 Uhr

Bei der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern war die Universität Würzburg jüngst nur teilweise erfolgreich. Dafür hat nun das Zentrum für Telematik (ZfT)– als außeruniversitäres Institut Einrichtung – einen Exzellenznachweis auf europäischer Ebene eingefahren: Ein deutsch-israelisches Forscherteam um den Würzburger Raumfahrt-Professor Klaus Schilling erhält einen mit 14 Millionen Euro dotierten Forschungspreis des Europäischen Forschungsrates.

Zehn Kleinstsatelliten zur Erforschung der Wolken

Das Projekt ist auf sechs Jahre angelegt: Eine Formation aus zehn Kleinstsatelliten soll mit Methoden der Computer-Tomografie die genaue Zusammensetzung von Wolken erfassen. Mit diesen Informationen sollen Klimamodelle verbessert und Vorhersagen zuverlässiger werden.

Nicht erst seit diesem Sommer bereiten den Experten die Auswirkungen von Klimaschwankungen große Sorgen. Wolken kontrollieren den Wasserhaushalt der Erde und gelten als einer der größten Unsicherheitsfaktoren in aktuellen Klimamodellen.

EU-Forschungsrat belohnt die interdisziplinäre Zusammenarbeit

Die EU vergibt die hochdotierten „Synergy Grants“ ausschließlich an Forschungsverbünde verschiedener Disziplinen. Diese wissenschaftliche Zusammenarbeit muss für den Fortschritt entscheidend sein. Erst zweimal ging dieser Preis nach Bayern, beide im Jahr 2012 an Max-Planck-Institute. Bereits vor fünf Jahren hatte Schilling allein einen mit 2,5 Millionen Euro dotierten „Advanced Grant“ der EU für seine Satellitenforschung erhalten.

Nun arbeitet er mit den israelischen Professoren Yoaf Schechner aus Haifa als Spezialist für Computer-Tomografie und mit Ilan Koren aus Rehovot als Atmosphärenphysiker für das Projekt „CloudCT“ zusammen. Dabei wird das Sonnenlicht genutzt, um einen Blick in das Innere der Wolken zu werfen. Zehn Kleinstsatelliten, die eigens in Würzburg gebaut werden, empfangen aus verschiedenen Blickrichtungen das Streulicht. Mit Hilfe ausgefeilter Software können sie das Wolkeninnere aus den Kamerabildern rekonstruieren.

Zentrum für Telematik auf Augenhöhe mit Max-Planck-Instituten

Schilling ist überzeugt: „Bahnbrechende Entdeckungen sind am ehesten noch an den Rändern der etablieren Disziplinen zu machen.“ Der Raumfahrtexperte zeigte sich am Dienstag erfreut über die Nachricht aus Brüssel, wo man sich im September den kritischen Fragen der Auswahlkommission gestellt hatte.

In „CloudCT“ wird das Sonnenlicht genutzt, um einen Blick in das Innere der Wolken zu werfen. Zehn Kleinstsatelliten empfangen aus verschiedenen Blickrichtungen das Streulicht und können so das Wolkeninnere mit Hilfe ausgefeilter Software aus den Kamerabildern rekonstruieren. Simulation: ZfT
Foto: Simulation: ZfT | In „CloudCT“ wird das Sonnenlicht genutzt, um einen Blick in das Innere der Wolken zu werfen. Zehn Kleinstsatelliten empfangen aus verschiedenen Blickrichtungen das Streulicht und können so das ...

Es geht um Grundlagenforschung. Normalerweise kämen für den Preis in Deutschland nur Max-Planck-Institute zum Zuge. Dass man in Brüssel mit ihnen auf Augenhöhe gesehen wird, „ist für das Zentrum für Telematik eine tolle Sache“, sagt Schilling.

Dienstleistungen an entfernten Orten

Die Einrichtung wurde vor mehr als zehn Jahren gegründet. „Telematik“ ist ein kombiniertes Kunstwort aus Telekommunikation, Automatisierung und Informatik. Das ZfT mit Sitz im neuen Campus Nord am Würzburger Hubland beschäftigt mittlerweile über 40 Mitarbeiter aus verschiedenen Disziplinen und wird durch private und öffentliche Mittel finanziert.

Im Kern entwickelt man Dienstleistungen an entfernten Orten, etwa die Fernwartung von Maschinen oder ganzen Fabriken über Kontinente hinweg. Hier bringt Schilling die Expertise aus der Satellitensteuerung ein. Die Universität ist eines von derzeit rund 20 Mitgliedern des Trägervereins – neben Instituten und Unternehmen. Schilling ist Vorstand des Trägervereins.

Zehn Kleinstsatelliten so groß wie Bordsteine

Mit 14 Millionen Euro haben die drei Wissenschaftler den Maximalbetrag des Forschungspreises eingestrichen und sind in der Mittelverwendung frei. Das Geld soll so eingesetzt werden, dass das Ziel am besten erreicht wird. Schilling geht davon aus, dass das Gros in Würzburg bleibt – denn hier werden aufwändig die zehn Spezialsatelliten hergestellt. Mit einer Höhe von 30 Zentimetern und einer Grundfläche von zehn mal zehn Zentimetern sind sie so groß wie ein Bordstein.

An dem Forschungsinstitut wurden in der Vergangenheit bereits weltweit einmalige Testeinrichtungen für Satelliten-Formationen installiert. Diese Simulatoren sollen nun für „CloudCT“ intensiv eingesetzt werden, um zusammen mit den israelischen Partner Antworten auf brennende Fragen der Klimavorhersagen zu finden.

 
 
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