Wie will ich leben – Wie will ich wohnen? Fragen, die sich nicht nur in Zeiten demographischer Veränderungen und einer älter werdenden Gesellschaft die Menschen im Land und natürlich auch im Landkreis Schweinfurt stellen. Von zentraler Bedeutung auf der Suche nach einer Antwort ist dabei, welche Angebote ein Dorf, eine Kommune, den Menschen machen kann und wie gut die Versorgungsqualität vor Ort ist.
Herkömmliche Wohnmodelle greifen oft zu kurz
Auf der Suche nach der für sie geeigneten Wohn- und Lebensform kommen immer mehr Menschen zu dem Schluss, dass herkömmliche Wohn-und Lebensmodelle oft zu kurz greifen, wenn es zum Beispiel um Gemeinschaft und gegenseitige Hilfe, nicht nur im höheren Lebensalter, geht. Dafür braucht es "Zukunftsdörfer" und Ideen, wie diese entwickelt und umgesetzt werden können. Im Mittelpunkt der Bestrebungen, seinen Lebensraum aktiv zu gestalten, stehen zunächst meist die Fragen nach der Wohnform und wie diese baulich realisiert werden kann.
Dorf- und gemeinschaftliche Kooperationen, die solche Neubau- oder Umgestaltungsprojekte schultern, sind eine Möglichkeit, die Wohnung für die nächste Lebensphase nicht nur gemeinsam zu finanzieren, sondern auch von Anfang an zu planen.
Eine Impulsveranstaltung im Landratsamt war sozusagen der Startschuss auch im Landkreis Schweinfurt, die Weichen in diese Richtung zu stellen. Schautafeln mit ausgewählten Projekten aus anderen Regionen und Bundesländern, der Erfahrungsaustausch der Gäste und ein Vortrag von Wohnprojektberater Peter Kroll, bildeten den Rahmen dieser Zusammenkunft.
"Demographischer Wandel, keine Bedrohung, vielmehr eine Herausforderung, sogar eine Chance", so Landrat Florian Töpper in seiner Begrüßung. Urbane Lebensräume seien oft von ihrer Wohn- und Lebenssituation her "überhitzt". "Wir müssen schauen, was in unseren 29 Gemeinden alles möglich ist." Gut angeschlossene ländliche Räume böten da reichlich Potential.
Beispiele gelungener Umsetzung
Wie solche gelungenen Umsetzungen aussehen können, präsentierte Rainer Kroll. Der Wohnprojektberater betreut mehr als 20 Baumaßnahmen in unterschiedlichsten Phasen. Bei verschiedenen Ansätzen ist allen gemeinsam, dass immer versucht wurde, die Menschen die dereinst dort leben und wohnen, von Anfang an mitzunehmen und einzubinden. Genauso wichtig für die Lebensqualität sei, das Dorf, die Stadt, den Bürgern zurückzugeben. Mit anderen Worten heißt dies Arbeit, Freizeit, Kultur und natürlich das Wohnen, also die ganze Vielfalt einer Gemeinde, in die Ortskerne zurückzuholen. Kroll zeigte eindrucksvolle Projekte wie zum Beispiel die Südstadt Tübingen. Dort sind Häuser entstanden, die zur Straße hin Geschäfte und Arztpraxen vorhalten und nach hinten hinaus kleine grüne Inseln oder Gärten zu bieten haben.
Andere Beispiele zeigten, wie aus ehemaligen Kasernen anspruchsvolle Wohnungen mit viel Grün drumherum wurden oder wie ein altehrwürdiges Gasthaus in der Dorfmitte – seit Jahren geschlossen – in ein Projekt für gemeinschaftliches Wohnen transferiert wurde. Baugemeinschaftsprojekte, Generationenhöfe, Wohnungseigentümergemeinschaften, Wohnen mit sozialem Mehrwert – die Ideen sind vielfältig. Unterschiedliche Einkommensschichten, Generationen, Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringen, das sind die Anliegen solcher Wohnmodelle, in denen häufig alte Strukturen aufgebrochen und neue ausprobiert werden.
Von Ökologie bis Rechtsform
Stärker als früher spielen dabei Ökologie und regionale Versorgungsmöglichkeiten eine Rolle. Aufgaben, denen sich auch das Regionalmanagement des Landkreises stellen will, wie Regionalmanagerin Katharina Saur betonte. Hilfestellung leisten, wie aus einer Idee ein konkretes Projekt wird, wie die richtige Rechtsform für die Realisierung gefunden werden kann, all dies will das Regionalmanagement leisten.
Information: Die Ausstellung "Zusammen planen - Gemeinsam wohnen" der Bundesvereinigung Forum gemeinschaftliches Wohnen e.V. ist noch bis 15. November im Forum des 1. Stocks des Foyers im Landratsamt zu sehen.