
Wer dieser Tage einen Blick durch die Fenster des Depots der Archäologischen Sammlungen des Stadtmuseums in der Brunnengasse wirft, erkennt recht schnell: Dort stehen mehrere Kisten und Kartons am Boden. Gefüllt sind die Behältnisse mit Funden, die offenbar noch geordnet werden müssen.
Es handelt sich hierbei um Teile aus der Sammlung Hans Koppelt, darunter das Steinarchiv. Der langjährige Museumsleiter, der 2016 im Alter von 91 Jahren verstarb, hatte der Stadt Gerolzhofen noch zu Lebzeiten viele Zeugnisse der Besiedlung übereignet, die er im Laufe seiner Heimatforschung ans Tageslicht gebracht hatte. Seine spektakulärsten Funde waren der Römeradler von Frankenwinheim und der bronzene Kesselwagen von Acholshausen, der im Museum von Franken in Würzburg ausgestellt ist.
Machbarkeitsstudie zur Sicherung der Funde
Um das weitere Vorgehen im Hinblick auf die hiesige Sammlung zu eruieren, hatten das Landesamt für Denkmalpflege und die Stadt im Vorjahr eine Machbarkeitsstudie zur Sicherung und Inventarisierung der Fundstücke in Auftrag gegeben. Dabei sollte abgeschätzt werden, welcher Zeitaufwand für die Sortierung, Reinigung und Einlagerung notwendig ist.
Im Rahmen dessen hat ein Fachbüro die Funde grob überblickt und kam zu der Erkenntnis: Die Sammlung stelle viele Facetten zur regionalen Archäologie dar, heißt es in einer Beschlussvorlage des Stadtrates. Und weiter wird angemerkt: Da die momentane Situation nicht förderlich sei, den wissenschaftlichen Wert der Sammlung zu erhalten, bestehe die Notwendigkeit, die Bestände zu inventarisieren und in die Archäologische Staatssammlung zu überführen.
Kosten zwischen 20.000 Euro und 170.000 Euro
Der Stadtrat beschäftigte sich in seiner jüngsten Sitzung mit diesem Thema insbesondere deshalb, weil die Fachfirma fünf Modelle zur Durchführung der Arbeiten und jeweilige Kostenpläne erstellt hatte. Je nach Aufwand von 20.200 Euro im einfachsten Grundmodell A bis zu 170.800 Euro bei vollständiger Erfassung (Modell E).
Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann erläuterte zunächst den Sachverhalt und das Grundmodell A. Dieses sieht lediglich eine Umverpackung der Stücke und Beschriftung mit Fundzetteln vor. Aktuell, so Hoffmann, lagerten die Funde in "einer Art Bananenkiste, die langsam zerfällt".
Die Mindestanforderung für eine Übernahme in die Archäologische Staatssammlung wäre das Modell C, wofür Kosten von 63.200 Euro anfallen würden, konkret für Reinigung, Selektion des wissenschaftlichen Wertes, Erfassung und Fundortrecherche.
Stadträte melden Bedenken an wegen hoher Kosten
Die Stadträte waren dazu geteilter Meinung, weniger wegen der Sammlung und Leistung von Koppelt, sondern eher wegen der anfallenden Kosten. Der Erhalt der Geschichte sei zwar eine wichtige Aufgabe, betonte CSU-Fraktionsvorsitzender Arnulf Koch und erklärte im Hinblick auf anstehende Millionen-Projekte. "Ich weiß nicht, ob wir uns das so leisten können."

Auch die Fraktion der Freien Wähler tun sich schwer damit. Und wenn es interessant werde, so Günter Iff, habe Gerolzhofen nichts mehr davon. Er spielte damit auf das Modell C an, ab dem die Fundstücke in die Staatliche Sammlung übergingen.
Zweiter Bürgermeister Erich Servatius (SPD) sprach sich zumindest für die günstige Grundsicherung aus. Ebenso Thomas Vizl (Geo-net), der ausdrücklich auf das besondere Engagement von Hans Koppelt hinwies ("Er war ein verdienter Mensch für Gerolzhofen"). Seine Fraktionskollegin Kerstin Krammer-Kneissl befürwortete eine einfache Sicherung der Sammlung. Aus ihrer Sicht wäre es nicht zu vermitteln, alles zerrieseln zu lassen. Die Funde seien nicht wertlos, meinte sie.
Stadtbaumeisterin: "Wir müssen uns darum kümmern"
Auch für Maria Hoffmann haben die Stücke der Koppelt-Sammlung einen archäologischen Wert. Ob es auch ein historischer sei, werde man sehen. Das Landesamt jedenfalls ist überzeugt, "dass wir uns darum kümmern müssen", sagte sie am Montag im Stadtrat.
Für Bürgermeister Thorsten Wozniak (CSU) besteht "grundsätzlich irgendwann Handlungsbedarf ". Er schlug vor, über die Modelle A und C einzeln abstimmen zu lassen. Beide Sicherungsmaßnahmen fielen allerdings durch. Das teurere Modell C einstimmig, die günstigste Variante A mehrheitlich.
So nahm der Rat die Studie zwar zur Kenntnis, ein mögliches weiteres Vorgehen wird aktuell aber nicht als notwendig erachtet. Was nun mit der Sammlung passieren wird, bleibt zunächst im Unklaren.