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Schweinfurt
Ziemlich beste Kurfreunde: Neun Kurgäste treffen sich seit 29 Jahren jährlich und teilen besondere Erinnerungen
Die Schweinfurterin Renate Böllner organisierte am Wochenende das 29. Kurfreundetreffen. Die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft.
Ziemlich beste Kurfreude: Seit 1995 treffen sich (von links) Ursula Chalupka, Helmut Willenbücher, Renate Böllner, Ingrid Jakob, Sandra Vogl und Roswitha Müller jedes Jahr, um ihre Kurfreundschaft aufleben zu lassen. Das 29. Treffen heuer fand im Garten von Renate Böllner in Schweinfurt statt.  
Foto: Anand Anders | Ziemlich beste Kurfreude: Seit 1995 treffen sich (von links) Ursula Chalupka, Helmut Willenbücher, Renate Böllner, Ingrid Jakob, Sandra Vogl und Roswitha Müller jedes Jahr, um ihre Kurfreundschaft aufleben zu lassen.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 13.07.2024 02:34 Uhr

Das hätte wohl niemand gedacht, welche schöne Folgen eine Kur in Bad Schussenried haben wird. Sechs Frauen und drei Männer aus München, Karlsruhe, Speyer, Cadolzburg und Schweinfurt lernten sich 1995 in dem oberschwäbischen Kurort kennen, wurden zu Kurfreunden und treffen sich seitdem einmal im Jahr abwechselnd in den jeweiligen Heimatorten. Heuer, beim 29. Treffen, war die Schweinfurterin Renate Böllner die Gastgeberin.  

Die 83-Jährige hatte für ihre Kurfreunde ein interessantes Programm zusammengestellt, mit Besuch der Ausstellung "Grenzüberschreitungen" im Spitalseebunker und Besichtigung der Kunsthalle. Der geplante Altstadtspaziergang am Samstag musste wegen des schlechten Wetters ausfallen. Dafür wurde am Sonntag beim Deutschhoffest im Wildpark gefeiert.

Der Kreis der Kurfreunde ist in den letzten Jahren etwas geschrumpft. Zwei Mitglieder der Gruppe sind verstorben, und einer konnte heuer aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen. Die Hälfte der Gruppe ist inzwischen hochbetagt. Drei sind über 80 Jahre alt, zwei über 60, und Sandra Vogl ist mit 54 Jahren das Küken in der Runde.      

Alle Kurfreunde-Treffen sind dokumentiert

Renate Böllner erinnert sich noch genau, wie alles anfing. Am ersten Kurtag, 13. Juli 1995, lernte sie Rosi (Roswitha Müller) aus Cadolzburg kennen. Nach dem obligatorischen Informationsabend für die Neuankömmlinge wollten beide noch nicht schlafen gehen und setzten sich in die Lounge des Kurheims. Nach und nach haben sich dann weitere Kurgäste dazugesetzt. Am Ende war man eine Gruppe mit neun Personen, sechs Frauen und drei Männer.

"Die Chemie stimmte sofort", sagt Helmut Willenbücher. Der 82-Jährige aus Speyer ist der Chronist der Gruppe. Er hat jedes Treffen in den zurückliegenden 29 Jahren fotografisch und textlich dokumentiert. Renate Böllner zeigt einen Ordner mit vielen Bildern, die an wunderschöne Zusammenkünfte erinnern.  

Ein Blick ins Fotobuch. So saßen sie 1995 zusammen: (von links) Ursula Chalupka, Helmut Willenbücher, Renate Böllner, Karl Berberich, Ingrid Jakob, Sandra Vogl, Elfriede Nestler, Roswitha Müller und Manfred Kluge. Zwei der Teilnehmer sind bereits verstorben.
Foto: Repro Anand Anders | Ein Blick ins Fotobuch. So saßen sie 1995 zusammen: (von links) Ursula Chalupka, Helmut Willenbücher, Renate Böllner, Karl Berberich, Ingrid Jakob, Sandra Vogl, Elfriede Nestler, Roswitha Müller und Manfred Kluge.

Zurück zum Jahr 1995: Weil man sich gut verstand, traf man sich täglich nach den Kuranwendungen zu gemeinsame Unternehmungen. "Wir gingen aus, besuchten Veranstaltungen, tanzten und hatten Spaß", beschreibt Renate Böllner die Kurabende. Und sie betont, dass die Basis immer "Freundschaft" gewesen sei. "Es gab kein Techtelmechtel auf der Kur." Zu Hause saßen ja die Ehemänner und Ehefrauen. Nur für die verwitwete Ursula Chalupka habe man sich um einen "Kurschatten" bemüht, meint sie verschmitzt.    

Am Ende der vierwöchigen Kur waren die neun Kurfreunde so eng zusammengewachsen, dass sie noch vor Ort ein Treffen "bei Rosi" in Cadolzburg im Jahr danach beschlossen. Auch die Ehepartner sollten dann dabei sein. "Es war bitterkalt", erinnert sich Renate Böllner an dieses erste Kurfreunde-Treffen im April 1996. Die Cadolzburg war damals noch eine Ruine. Sie war Ende des Zweiten Weltkriegs durch einen Brand weitestgehend zerstört und erst ab den 1970er-Jahren langsam wieder aufgebaut worden.   

1997 lud Helmut Willenbücher dann in die Pfalz ein. Der BASF-Ingenieur zeigte seinen Kurfreunden die Sehenswürdigkeiten von Speyer und das Hambacher Schloss, das als Wiege der deutschen Demokratie gilt. An den "Gewaltmarsch" hinauf zum Schloss erinnern sich alle noch gut.  

Auf der Schweinfurter Haus Fränkisch gelernt

1998 richtete dann Renate Böllner mit Ehemann Lothar das dritte Kurfreundetreffen in Schweinfurt aus. Weil man sich bei der Kur kennengelernt hatte, durfte ein Besuch der berühmten Kurstadt Bad Kissingen in der Nachbarschaft natürlich nicht fehlen. In Unterfranken gefiel es den Kurfreunden augenscheinlich sehr gut, denn von den bislang 29 Treffen fanden sechs in der Region statt. Die Ausflüge führten ins Handthal, zur Wasserkuppe, auf den Kreuzberg, ins Freilandmuseum Fladungen und zum Schweinfurter Haus.

Zum Abschluss des Kurfreunde-Treffens in Schweinfurt stand ein Besuch des Deutschhoffestes im Wildpark auf dem Programm. 
Foto: Heinrich Wullhorst | Zum Abschluss des Kurfreunde-Treffens in Schweinfurt stand ein Besuch des Deutschhoffestes im Wildpark auf dem Programm. 

"Dort hab' ich ihnen Fränkisch beigebracht", erzählt Renate Böllner vom lustigen Abend. Und alle in der Runde wissen noch, was "I ho e Ä ü" (Ich hab' ein Ei übrig) bedeutet und dass man diesen fränkischen Satz mit "I ho a e Ä ü" (Ich hab' auch ein Ei übrig) kontert. "Wir haben viel gelacht."        

Traurig sind die Kurfreunde, dass zwei ihrer Mitglieder schon verstorben sind. Froh sind sie, dass den Platz von Elfriede Nestler aber Tochter Silke eingenommen hat. Sie hatte ihre kranke Mutter schon in den letzten Jahren zu den Treffen begleitet und fand die Zusammenkünfte so schön, dass sie auch weiterhin daran teilnimmt.    

Ein Jahr im Voraus wird jedes Treffen geplant und der Termin fest im Kalender eingetragen. Das 30. Jubiläumstreffen im nächsten Jahr wird vom 3. bis 5. Oktober in Würzburg stattfinden. "Das ist unser Highlight", sagt Renate Böllner und hofft, dass alle Kurfreunde bei guter Gesundheit daran teilnehmen können.   

 
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