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Schweinfurt
"Grenzüberschreitungen" im Spitalseebunker in Schweinfurt: Warum Kunst in manchen Zeiten politisch sein muss
Bis 21. Juli sind die Werke von 21 Künstlerinnen und Künstlern in einer Ausstellung in Schweinfurt zu entdecken. So verschieden sie sind, eins haben sie gemein.
Die Ausstellung 'Grenzüberschreitungen' des KulturPackts ist bis 21. Juli im Spitalseebunker in Schweinfurt zu sehen. Rechts die Installation 'Grenzen der Verletzbarkeit' und links eine Video-Arbeit von Wicky Reindl. 21 Künstlerinnen und Künstler aus ganz Deutschland sind vertreten.
Foto: Anand Anders | Die Ausstellung "Grenzüberschreitungen" des KulturPackts ist bis 21. Juli im Spitalseebunker in Schweinfurt zu sehen. Rechts die Installation "Grenzen der Verletzbarkeit" und links eine Video-Arbeit von Wicky Reindl.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 06.07.2024 02:37 Uhr

Schon das Übertreten der Schwelle am Eingang zum Spitalseebunker ist eine Grenzüberschreitung. Der ausgelegte rote Teppich führt die Besucherinnen und Besucher an einem besonderen Ort zu einer besonderen Ausstellung. In "Grenzüberschreitungen" sind dort ab sofort bis zum 21. Juli 21 künstlerische Konzepte ausgestellt.

Derart krisengebeutelt wie derzeit war die Welt lange nicht mehr. "Krisen, Kriege und gesellschaftliche Spaltungen bestimmen das Nachrichtenwesen", schreibt der KulturPackt zu seiner neuesten Ausstellung. "Nationalpolitische Überzeugungen scheinen wichtiger als das Streben nach friedlichem Miteinander." Kunst kann und muss in manchen Zeiten vielleicht sogar politisch sein. Der KulturPackt triggerte dies mit dem Thema "Grenzüberschreitungen – Spaltung und Polarisierungen" gekonnt an. Über 120 Künstlerinnen und Künstler aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland bewarben sich, um Teil der Ausstellung in Schweinfurt zu sein.

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Die fünfköpfige Jury, bestehend aus Julia Weimar von der Kunsthalle Schweinfurt, Mathias Wiedemann von der Main-Post, Dierk Berthel vom Berufsverband Bildender Künstler sowie Hille Reick und Ingo Schäfer vom KulturPackt stellten eine illustre Auswahl zustande. Die Werke der 21 Künstler sind nun auf drei Ebenen im Spitalseebunker zu entdecken.

Installationen, Gemälde und multimedial Wie Künstlerinnen und 

Neben den geopolitischen und klimapolitischen Fragen wurden von den Künstlerinnen und Künstlern auch die Auswirkungen von Aggressionen und die Ungleichbehandlung auf den Menschen als Individuum thematisiert, erklärt Hille Reick vom KulturPackt im Rahmen der feierlichen und gut besuchten Vernissage, bei der auch einige der Künstlerinnen und Künstler anwesend waren.

Bei der Eröffnung der Ausstellung im Spitalseebunker: Hille Reick vom KulturPackt.
Foto: Anand Anders | Bei der Eröffnung der Ausstellung im Spitalseebunker: Hille Reick vom KulturPackt.

Reick führte im Schnelldurchlauf in die ausgestellten Werke ein. Vieles dürfte den Besucherinnen und Besuchern später, beim Anblick der einzelnen Projekte, noch einmal im Ohr geklingelt haben. Wie im Fall von Sybille Möndels Siebdruckreihe etwa. Die schwäbische Künstlerin überarbeitete Pressefotos mit Asche und Pigmente, um stereotype Wahrnehmungserfahrungen aufzubrechen.

Die großformatigen Gemälde der Künstlerin Anne Rossipaul, alias Mamu, standen direkt im Erdgeschoss, wo der Empfang und die Reden der Vernissage stattfanden. In ihrem Gemälde verarbeite die Künstlerin ihre eigenen Erfahrungen aus Begegnungen mit Menschen in Afrika, die sich auf der Flucht befanden. Der Titel ihres dreiteiligen Gemälde-Projekts lautet vielsagend: "Wir schaffen das".

'Wir schaffen das'ist der Titel dieses Werks von Anne Rossipaul.
Foto: Anand Anders | "Wir schaffen das"ist der Titel dieses Werks von Anne Rossipaul.

Teil der Ausstellung sind auch regionale Kreative. Corinna Wagners Werke fallen einem dabei besonders ins Auge. In einer antiquarischen Medizinvitrine platzierte sie mit der Stricknadel geformte, menschliche Schädel. Das Medium Video wählte der in Oberfranken lebende Künstler Kavachi. In seinem Video zeigt er exemplarisch die eigene Erfahrungsgeschichte von Integration und dem Wunsch nach Kommunikation.

Das Werk von Andrea Noeske-Porada trägt den Titel 'Düstere Tage'.
Foto: Anand Anders | Das Werk von Andrea Noeske-Porada trägt den Titel "Düstere Tage".

Explizit aufgefordert, sich an der Ausstellung zu beteiligen, wurden vom KulturPackt Künstlerinnen und Künstler aus Schweinfurts ukrainischer Partnerstadt Lutsk. Die Malerin Olena Zvyagintseva kam dem Aufruf mit einem Gemäde, dass sich mit dem Krieg in ihrer Heimat beschäftigt, eindringlich nach.

'Welcome' hat Helga Schwalt-Scherer diese Arbeit überschrieben.
Foto: Anand Anders | "Welcome" hat Helga Schwalt-Scherer diese Arbeit überschrieben.

Geöffnet ist die Ausstellung im Spitalseebunker donnerstags und freitags von 13 bis 18 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Über eine kleine Spende würde sich der KulturPackt freuen.

Als besondere Highlights sind im Rahmen des Ausstellungszeitraums vier Veranstaltungen angesetzt. Am 4. Juli (19 Uhr) findet im Augustinum (Ludwigstraße 16) die Lesung "Die Möglichkeit von Glück" mit Anne Rabe statt. Am 12. Juli (20 Uhr) findet direkt im Spitalseebunker ein Kurzfilmabend zu "Grenzüberschreitungen" statt.

Eine Bodeninstallation von Adidal Abou-Chamat.
Foto: Anand Anders | Eine Bodeninstallation von Adidal Abou-Chamat.

An zwei Tagen – am 18. und 19. Juli – findet auf dem Marktplatz eine Nähaktion mit Kavachi unter dem Titel "Good Morgen Ayol" statt. Dabei sollen die Teilnehmer dazu ermutigt werden, durch Nähen ihre eigenen Wörter in ihrer Muttersprache einzubauen.

'Was ist' haben Joh Weisgerber und Doro Huber ihren multimedialen Beitrag betitelt.
Foto: Anand Anders | "Was ist" haben Joh Weisgerber und Doro Huber ihren multimedialen Beitrag betitelt.

Kurz vor Ende der Ausstellung wird am 20. Juli noch einmal gefeiert im Spitalseebunker – beim Konzert des Anton Mangold Quartett. Für die Veranstaltungen im Spitalseebunker und im Augustinum können Eintrittskarten an der Abendkasse oder im Vorverkauf in der Buchhandlung Collibri gekauft werden. Angeboten werden außerdem öffentliche Führungen durch die Ausstellung – an den Samstagen und Sonntagen.

 
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