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Sömmersdorf
Zahlen, Fakten, Leidenschaft: So viel Aufwand steckt in den Sömmersdorfer Passionsspielen
Sie sind ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem (fast) ein ganzes Dorf auf den Beinen ist: die Sömmersdorfer Passionsspiele. Dahinter stecken beeindruckende Zahlen.
Dass am Ende bei den Sömmersdorfer Passionsspielen alles reibungslos läuft, dafür ist viel Vorarbeit nötig. Kostüme müssen geschneidert, die Bühne gebaut werden und vieles mehr.
Foto: Thomas Keller | Dass am Ende bei den Sömmersdorfer Passionsspielen alles reibungslos läuft, dafür ist viel Vorarbeit nötig. Kostüme müssen geschneidert, die Bühne gebaut werden und vieles mehr.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 15.06.2024 02:48 Uhr

Es ist ein Mammutprojekt, das der 680 Einwohner-Ort Sömmersdorf mit seinen Fränkischen Passionsspielen vom 23. Juni bis 18. August stemmt. Um dem Publikum ein besonderes Schauspiel vom Leiden und Sterben Jesu auf der Freilichtbühne zu bieten, investiert der Passionsspielverein eine Menge an Zeit, Arbeit, Geld und Energie. Das ist die Leidenschaft der Sömmersdorfer.

Das allermeiste geschieht im Ehrenamt, freiwillig und kostenlos. Lediglich die externen Regisseure, Musiker, ein Tonmeister und zwei Bühnenmaler, deren Arbeit auch ihr Brotberuf ist, werden für ihre professionelle Hilfe bezahlt. Aber alle anderen Akteure auf, hinter und neben der Bühne erhalten als Lohn für ihre Mühen – neben dem Applaus der erwarteten 35.000 Zuschauer – an jedem der 18 Spieltage einen Verzehr- und Getränkebon.

399+1 Schauspielerinnen und Schauspieler

400 Darsteller spielen bei den Passionsspielen in Sömmersdorf mit. Die meisten sind beim Einzug Jesu in Jerusalem auf der Bühne.
Foto: Thomas Keller | 400 Darsteller spielen bei den Passionsspielen in Sömmersdorf mit. Die meisten sind beim Einzug Jesu in Jerusalem auf der Bühne.

So viele Darsteller wie nie zuvor in der 90-jährigen Geschichte der Sömmersdorfer Passion stehen auf der Bühne. Mitspielen darf nur, wer aus dem Ort stammt, dort wohnt oder gewohnt hat. Diesmal aber bot der Passionsspielverein auch Euerbachs Bürgermeisterin Simone Seufert ein Mitspielen im jüdischen Volk an. Weil sie im Lärmkonflikt mit einigen Anwohnern aktiv an einer Lösung mitarbeitet und vor einiger Zeit diesen Spielwunsch geäußert hatte. Sie ist die 400. Darstellerin.

80.000 Stunden auf der Bühne

Intensive Proben sind nötig, hier die Szene der Dornenkrönung Jesu.
Foto: Thomas Keller | Intensive Proben sind nötig, hier die Szene der Dornenkrönung Jesu.

80.000: Diese Zahl nennt Norbert Mergenthal, einer der drei Vereinsvorsitzenden, an Stunden, die alle 400 Darsteller zusammengenommen bei den Proben (44.000 Stunden) und bei den 18 Vorstellungen (36.000) freiwillig aufbringen.

120 "Bühnenwiesel" packen an

Rund um das Passionsspiel helfen 120 Menschen mit, hier beim Herrichten des Besuchergeländes, auf dem ein Beduinenzelt aufgestellt wird.
Foto: Silvia Eidel | Rund um das Passionsspiel helfen 120 Menschen mit, hier beim Herrichten des Besuchergeländes, auf dem ein Beduinenzelt aufgestellt wird.

Rund um die Bühne helfen während des Spiels 120 weitere Personen mit, dass alles läuft: Als sogenannte "Bühnenwiesel" beim Umbau der Kulissen, in der Maske, bei den Kostümen, in der Technik oder der Tierbetreuung. Auch bei der Platzaufsicht braucht es Helfer und beim Regeln des Parkverkehrs ist die Freiwillige Feuerwehr auf den Beinen. Für die Versorgung des Publikums mit Getränken und Speisen wie Sinai-Pfanne, Damaskus-Pita oder Jerusalem-Bagel zeigen sich die sechs örtlichen Vereine verantwortlich.

30 eigene Kompositionen

An die 30 neue Kompositionen hat der musikalische Leiter Christian Stapff für die Sömmersdorfer Passion geschrieben.
Foto: Lisa Schneider | An die 30 neue Kompositionen hat der musikalische Leiter Christian Stapff für die Sömmersdorfer Passion geschrieben.

Eine neue Inszenierung braucht neue Musik, war der Anspruch der Regisseure Silvia Kirchhof und Kai Christian Moritz. Weshalb Profi-Musiker Christian Stapff als neuer musikalischer Leiter an die 30 Kompositionen verfasste. Dabei ließ sich Stapff auch von arabischen Klängen und von jüdischer Klezmer-Musik inspirieren. Gespielt wird die Musik live von einem Vierer-Ensemble. Neu ist auch das von ihm geschriebene Schlusslied "Eine Geschichte, ein Dorf, eine Leidenschaft".

95 Liter Farbe und zwei Profis

Etwa 95 Liter Farbe hat Bühnenmaler André Putzmann mit seiner Kollegin auf die Kulissen aufgebracht.
Foto: Silvia Eidel | Etwa 95 Liter Farbe hat Bühnenmaler André Putzmann mit seiner Kollegin auf die Kulissen aufgebracht.

Für das Bühnenbild verarbeiteten die Profis André Putzmann und Mirjam Dostal in vier Arbeitswochen 95 Liter Fassaden- und Dispersionsfarbe. Entstanden ist eine hellere Stadt Jerusalem mit bunter Fragmentmalerei voller Symbolik. Sie verdeutlicht, wie sehr die Passionsgeschichte über die Jahrhunderte die Kultur geprägt hat – bis heute.

5000 Kilogramm Holz

5000 Kilo Holz verarbeiteten die Bühnenbauer Michael Garbe (links) und Kurt Stark (rechts) für das Bühnenbild, hier am Kreuz.
Foto: Silvia Eidel | 5000 Kilo Holz verarbeiteten die Bühnenbauer Michael Garbe (links) und Kurt Stark (rechts) für das Bühnenbild, hier am Kreuz.

Zahlreiche Bauten auf und in der Bühne, Häuser, Säulen, Balken oder Möbel erstellten die ehrenamtlichen Bühnenbauer Kurt Stark und Michael Garbe aus 5000 Kilogramm Holz. Und das zusätzlich zu vorhandenen Bühnenteilen, die sie wiederverwendeten.

Über 300 Meter Stoff

Eine Gruppe von Näherinnen unter der Leitung von Elisabeth Trott (rechts), hier mit (von links) Annemarie Rüth, Elke Grünewald, Ruth Stark, schneiderte etwa 60 neue Kostüme.
Foto: Silvia Eidel | Eine Gruppe von Näherinnen unter der Leitung von Elisabeth Trott (rechts), hier mit (von links) Annemarie Rüth, Elke Grünewald, Ruth Stark, schneiderte etwa 60 neue Kostüme.

Weil in diesem Jahr mehr Personen denn je mitspielen, mussten sieben Näherinnen aus dem Ort aus über 300 Metern Stoff zusätzliche Kostüme nähen. Mehr als 50 Volkskostüme aus Baumwolle oder Leinen wurden in unzähligen Stunden geschneidert, dazu Hüte aus Joghurteimern, Tücher, Gürtel und Taschen. Die Tänzerinnen erhielten neue Kostüme aus Satin und Taftstoff, neue Soldatenkleidung waren nötig, wegen der Vergrößerung der Truppe, und auch Herodes und Pilatus bekamen neue Gewänder. Wie viele tausend Meter Nähgarn verbraucht wurden, kann die Leiterin Elisabeth Trott gar nicht beziffern.

250 Quadratmeter Bühne

Eine Augenweide sind die beiden Kamele, die auf der 250 Quadratmeter großen Bühnenfläche präsent sind.
Foto: Thomas Keller | Eine Augenweide sind die beiden Kamele, die auf der 250 Quadratmeter großen Bühnenfläche präsent sind.

Auf die Spielfläche vor dem Bühnenhaus, 250 Quadratmeter groß, brachten freiwillige Helfer eine etwa acht Zentimeter dicke Schicht aus Sägespänen auf den Betonboden auf. Darauf können die Tiere – zwei Kamele, drei Esel, drei Schafe, ein Pferd – und die Menschen angenehm gehen.

28 Quadratmeter große LED-Wand

Moderne Videotechnik auf der 28 Quadratmeter großen LED-Wand in der Innenbühne ergänzt das Schauspiel, hier die Steinigungsszene.
Foto: Thomas Keller | Moderne Videotechnik auf der 28 Quadratmeter großen LED-Wand in der Innenbühne ergänzt das Schauspiel, hier die Steinigungsszene.

Mit moderner Videotechnik sollen Emotionen und Assoziationen des Schauspiels verstärkt werden. Dazu dient eine 28 Quadratmeter große, verschiebbare LED-Wand in der Innenbühne. Dorthin werden kurze Filmsequenzen und Aufnahmen projiziert, die der Sömmersdorfer Videojournalist Marcel Martschoke gedreht hat. In der Technikbühne regelt ein Profi zudem die Tontechnik, den Einsatz der 30 Mikrofone und die Einspielung der Live-Musik oder der Geräusche. Acht ehrenamtliche Technikhelfer unterstützen ihn.

Karten für die Fränkischen Passionsspiele

Vom 23. Juni bis 18. August gibt es 18 Aufführungen der Fränkischen Passionsspiele auf der Sömmersdorfer Freilichtbühne. Kartenbestellungen sind möglich unter www.soemmersdorf2024.de und in der Geschäftsstelle der Fränkischen Passionsspiele, Mail: info@soemmersdorf2024.de oder Telefon (09726) 2626.
Quelle: sia
 
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