Es ist ein Mammutprojekt, das der 680 Einwohner-Ort Sömmersdorf mit seinen Fränkischen Passionsspielen vom 23. Juni bis 18. August stemmt. Um dem Publikum ein besonderes Schauspiel vom Leiden und Sterben Jesu auf der Freilichtbühne zu bieten, investiert der Passionsspielverein eine Menge an Zeit, Arbeit, Geld und Energie. Das ist die Leidenschaft der Sömmersdorfer.
Das allermeiste geschieht im Ehrenamt, freiwillig und kostenlos. Lediglich die externen Regisseure, Musiker, ein Tonmeister und zwei Bühnenmaler, deren Arbeit auch ihr Brotberuf ist, werden für ihre professionelle Hilfe bezahlt. Aber alle anderen Akteure auf, hinter und neben der Bühne erhalten als Lohn für ihre Mühen – neben dem Applaus der erwarteten 35.000 Zuschauer – an jedem der 18 Spieltage einen Verzehr- und Getränkebon.
399+1 Schauspielerinnen und Schauspieler
So viele Darsteller wie nie zuvor in der 90-jährigen Geschichte der Sömmersdorfer Passion stehen auf der Bühne. Mitspielen darf nur, wer aus dem Ort stammt, dort wohnt oder gewohnt hat. Diesmal aber bot der Passionsspielverein auch Euerbachs Bürgermeisterin Simone Seufert ein Mitspielen im jüdischen Volk an. Weil sie im Lärmkonflikt mit einigen Anwohnern aktiv an einer Lösung mitarbeitet und vor einiger Zeit diesen Spielwunsch geäußert hatte. Sie ist die 400. Darstellerin.
80.000 Stunden auf der Bühne
80.000: Diese Zahl nennt Norbert Mergenthal, einer der drei Vereinsvorsitzenden, an Stunden, die alle 400 Darsteller zusammengenommen bei den Proben (44.000 Stunden) und bei den 18 Vorstellungen (36.000) freiwillig aufbringen.
120 "Bühnenwiesel" packen an
Rund um die Bühne helfen während des Spiels 120 weitere Personen mit, dass alles läuft: Als sogenannte "Bühnenwiesel" beim Umbau der Kulissen, in der Maske, bei den Kostümen, in der Technik oder der Tierbetreuung. Auch bei der Platzaufsicht braucht es Helfer und beim Regeln des Parkverkehrs ist die Freiwillige Feuerwehr auf den Beinen. Für die Versorgung des Publikums mit Getränken und Speisen wie Sinai-Pfanne, Damaskus-Pita oder Jerusalem-Bagel zeigen sich die sechs örtlichen Vereine verantwortlich.
30 eigene Kompositionen
Eine neue Inszenierung braucht neue Musik, war der Anspruch der Regisseure Silvia Kirchhof und Kai Christian Moritz. Weshalb Profi-Musiker Christian Stapff als neuer musikalischer Leiter an die 30 Kompositionen verfasste. Dabei ließ sich Stapff auch von arabischen Klängen und von jüdischer Klezmer-Musik inspirieren. Gespielt wird die Musik live von einem Vierer-Ensemble. Neu ist auch das von ihm geschriebene Schlusslied "Eine Geschichte, ein Dorf, eine Leidenschaft".
95 Liter Farbe und zwei Profis
Für das Bühnenbild verarbeiteten die Profis André Putzmann und Mirjam Dostal in vier Arbeitswochen 95 Liter Fassaden- und Dispersionsfarbe. Entstanden ist eine hellere Stadt Jerusalem mit bunter Fragmentmalerei voller Symbolik. Sie verdeutlicht, wie sehr die Passionsgeschichte über die Jahrhunderte die Kultur geprägt hat – bis heute.
5000 Kilogramm Holz
Zahlreiche Bauten auf und in der Bühne, Häuser, Säulen, Balken oder Möbel erstellten die ehrenamtlichen Bühnenbauer Kurt Stark und Michael Garbe aus 5000 Kilogramm Holz. Und das zusätzlich zu vorhandenen Bühnenteilen, die sie wiederverwendeten.
Über 300 Meter Stoff
Weil in diesem Jahr mehr Personen denn je mitspielen, mussten sieben Näherinnen aus dem Ort aus über 300 Metern Stoff zusätzliche Kostüme nähen. Mehr als 50 Volkskostüme aus Baumwolle oder Leinen wurden in unzähligen Stunden geschneidert, dazu Hüte aus Joghurteimern, Tücher, Gürtel und Taschen. Die Tänzerinnen erhielten neue Kostüme aus Satin und Taftstoff, neue Soldatenkleidung waren nötig, wegen der Vergrößerung der Truppe, und auch Herodes und Pilatus bekamen neue Gewänder. Wie viele tausend Meter Nähgarn verbraucht wurden, kann die Leiterin Elisabeth Trott gar nicht beziffern.
250 Quadratmeter Bühne
Auf die Spielfläche vor dem Bühnenhaus, 250 Quadratmeter groß, brachten freiwillige Helfer eine etwa acht Zentimeter dicke Schicht aus Sägespänen auf den Betonboden auf. Darauf können die Tiere – zwei Kamele, drei Esel, drei Schafe, ein Pferd – und die Menschen angenehm gehen.
28 Quadratmeter große LED-Wand
Mit moderner Videotechnik sollen Emotionen und Assoziationen des Schauspiels verstärkt werden. Dazu dient eine 28 Quadratmeter große, verschiebbare LED-Wand in der Innenbühne. Dorthin werden kurze Filmsequenzen und Aufnahmen projiziert, die der Sömmersdorfer Videojournalist Marcel Martschoke gedreht hat. In der Technikbühne regelt ein Profi zudem die Tontechnik, den Einsatz der 30 Mikrofone und die Einspielung der Live-Musik oder der Geräusche. Acht ehrenamtliche Technikhelfer unterstützen ihn.