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Schweinfurt
Wohngemeinschaften für Demenzerkrankte: Wie funktioniert das?
Mit einem Investor und Ehrenamtlichen hat Marianne Tschammer es geschafft, in Marktheidenfeld die erste WG für Menschen mit Demenzerkrankung eröffnet. Heute gibt es vier.
Im Raum Marktheidenfeld gibt es heute vier Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenzerkrankung. Was den Unterschied macht, erläuterte die Initiatorin Marianne Tschammer beim Fachabend Demenz im Landratsamt Schweinfurt.
Foto: Jens Büttner/dpa | Im Raum Marktheidenfeld gibt es heute vier Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenzerkrankung. Was den Unterschied macht, erläuterte die Initiatorin Marianne Tschammer beim Fachabend Demenz im Landratsamt Schweinfurt.
Ursula Lux
Ursula Lux
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:06 Uhr

Nach zwei wissenschaftlichen Vorträgen beim Fachabend Demenz, zu dem das Landratsamt einlud, erzählte Marianne Tschammer ein "Märchen". Märchenhaft kam ihr das vor, was sie vor 13 Jahren erreicht hat, nämlich die erste Wohngemeinschaft für an Demenz erkrankte Menschen zu gründen. Inzwischen gibt es unter ihrer Führung vier solche Wohngemeinschaften.

Die ehemalige Pflegedienstleiterin einer Ökumenischen Sozialstation wollte eine individuellere Betreuungsform für Demenzkranke anbieten. Aber es fehlte an allem, an Geld, der rechtlichen Grundlage, einem Gebäude und nicht zuletzt an einem tragfähigen Konzept. Aber Tschammer gab nicht auf. Mit einem privaten Investor und ehrenamtlicher Unterstützung entstand die erste "Lebens- und Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz" im Raum Marktheidenfeld.

Wichtiger Bestandteil jeder Wohngemeinschaft ist die Biographiearbeit. Die Erinnerungen an das bisherige Leben werden in einem Buch gesammelt. Jeder Bewohner hat eine "Erinnerungskiste" mit Fotos und anderen Gegenständen, so dass er das, woran er sich nicht mehr erinnern kann, greifbar bei sich hat. Wichtig ist die individuelle Betreuung. Der Tagesablauf muss auf frühere Lebensgewohnheiten der Bewohner abgestimmt werden.

Was die Bewohner noch können, sollen und dürfen sie machen

Wie, das machte Tschammer an einem Beispiel deutlich: Eine Frau, die weit über das Rentenalter hinaus in einer Gastwirtschaft tätig war, könne nicht wie in den Heimen üblich um 20 Uhr ins Bett. Sie war es gewohnt, nachts zu arbeiten und in der Küche zu stehen. Also bekam sie kurzerhand einen Topf auf den Nachttisch geklebt und einen Schneebesen aus Plastik rein, so dass sie wie früher "kochen" und rühren konnte, bis sie selbst sagte, es sei jetzt genug – und ins Bett ging. Nachts zu kochen, das war tief in der Seniorin verankert und durfte so auch noch gelebt werden.

Was die Erkrankten noch können, sollen und dürfen sie einsetzen. Sie werden in die Hausarbeit einbezogen und leben wie in der Familie zusammen. So kann die Alltagskompetenz länger erhalten bleiben. Auch die Angehörigen müssen mit anpacken, erzählte Tschammer, beispielsweise bei der Pflege des Gartens, "sonst gibt es nur Rasen".

Finanziell vergleichbar mit einem Heimplatz

Für die Grund- und Krankenpflege, Betreuung und Beschäftigung sowie die hauswirtschaftliche Versorgung der Senioren sorgt ein Team aus Kranken- und Altenpflegekräften, gerontopsychiatrischen Fachkräften, Hauswirtschafterinnen, Pflegehelfern und Ehrenamtlichen. Der Tagesablauf wird durch gemeinsame Mahlzeiten und Aktivitäten strukturiert.

Auf Nachfrage aus dem Publikum erklärte Tschammer, dass die Kosten für Betreuung, Unterkunft und Verpflegung in etwa denen einer stationären Einrichtung entsprächen; allerdings sei hier die Mithilfe der Angehörigen erwünscht und eingeplant. Überhaupt sind die Angehörigen eng eingebunden, treffen sich regelmäßig, planen Fest und Feiern oder besprechen, eventuell nötige Neuanschaffungen.

 
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