Wer einmal erleben möchte, wie eine Fähre an Land gehievt wird, hat dazu am Mittwoch, 15. März, Gelegenheit. Dann nämlich wird die Fähre in Wipfeld mit einem großen Kran an Land gehoben. Grund ist die alle fünf Jahre fällige Untersuchung, eine Art TÜV für Fähren. Am 30. März läuft der „Fähren-TÜV“ aus, und eine spezielle Schiffsuntersuchungskommission (SUK) nimmt die Fähre (Baujahr 1986) ab dem 15. März unter die Lupe. Läuft alles glatt, kann am 1. April der Fährbetrieb wieder aufgenommen werden.
Wie eine solche Untersuchung aussieht und was technisch sonst noch mit der Fähre geschehen sollte, darüber informierte Diplom-Ingenieur Dieter Urmann den Gemeinderat Wipfeld. Nach der Untersuchung habe die Gemeinde drei Monate Zeit, eventuelle Mängel zu beseitigen.
In dieser Zeit darf die Fähre, so sie denn den „Fähren-TÜV“, bekommt, auch fahren. „Ersetzen müssen wir den Schiffspropeller, denn der ist verbogen und ist auch nicht mehr ganz dicht“, so Urmann.
Es gibt kaum Ersatzteile
Das Problem ist das Alter der Fähre, deren Propeller noch vom Vorgänger übernommen worden war. Weil die Fähre schon über 40 Jahre auf dem Buckel habe, sei es schwierig, Ersatzteile zu bekommen.
Was eingebaut werden muss, ist das automatische Identifikationssystem AIS. Damit werden, ähnlich wie in einem Flugplatz-Tower, alle Schiffe mit ihren Daten erfasst: um welches Schiff handelt es sich, wie heißt es, wo ist es und wie schnell fährt es in welche Richtung. „Das kostet um die 2500 Euro“, so Urmann. Eine Navigationsbeleuchtung sei ebenfalls Vorschrift.
All das ist für die Gemeinde Pflicht, „kommen wir zur Kür“, nämlich eine elektrohydraulische Steuerung. Bislang müssten die Fährleute ständig „rudern“, um ihre Fähre bedienen zu können. Ein Umstand, der von der Berufsgenossenschaft nicht gern gesehen sei.
Für diese Steuerung müsste die Fährkabine, in der der Fahrer das Gefährt steuert, entweder komplett umgebaut werden – was einer Entkernung nahe kommt – oder gleich durch ein neues Steuerhaus ersetzt werden. „Die Fährleute brauchen auf Dauer einen zeitgemäßeren Arbeitsplatz“, begründete Urmann.
Kosten noch unklar
Die Kosten allein für eine elektrohydraulische Steuerung lägen bei gut 80 000 Euro, ohne Einbau und ohne die notwendige Notsteuerung, die unabhängig von der Elektrohydraulik die Fähre bedienbar machen muss. Zu überlegen sei auch, auf welcher Seite der Fähre ein neues Steuerhaus gebaut werden soll, falls sich der Rat dafür entscheiden würde.
„Wir gehen aber langsam vor, Schritt für Schritt“, so Urmann und löste damit bei Bürgermeister Tobias Blesch und seinen Räten eine spürbare Erleichterung aus. Denn wie hoch die Kosten für die Elektrohydraulik mitsamt Einbau seien, konnte Urmann den Räten nicht sagen.
Aus ein Neubau ist denkbar
Möglich sei auch eine Komplettlösung: Steuerung plus neuem Steuerhaus. Die Kosten dafür müssten noch eingeholt werden. Er dachte auch kurz einen kompletten Neubau einer Fähre an, doch der würde geschätzt ein bis eineinhalb Millionen Euro kosten. Ein Umstand, der im Rat für einen kurzen Moment ein leichtes Unbehagen fühlbar machte. Nun wird die Fähre zunächst untersucht, dann macht die Gemeinde auf Anregung von Urmann einen Kassensturz, „dann sehen wir weiter“.