Nicht nur alte Autos, auch neue Windräder können Öl verlieren, wenn plötzlich das Getriebe leckt. Im Obbacher Windpark ist das geschehen. Aus einer der fünf Anlagen ist Öl ausgelaufen. Die Polizeiinspektion Schweinfurt, die vor Ort ermittelt hat, spricht von mehreren hundert Litern. "Maximal 700 Liter", so Polizeihauptkommissar Alexander Benkert. So viel befinden sich nach Recherche der Polizei regulär in Tank und Leitungen dieser Windkraftanlage. Das Erdreich im unmittelbaren Umfeld wurde in einer Tiefe von 20 bis 30 Zentimetern abgetragen. Ein Umweltschaden ist laut Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen nicht entstanden.
Seit einer Woche steht das WEA 5 zwischen Obbach und Greßthal still. Es ist die Masteranlage im Windpark. Hier sitzt die zentrale Steuereinheit, hier laufen alle Daten ein. Sie wird wie die vier anderen Anlagen rund um die Uhr überwacht, sowohl von der Herstellerfirma GE Wind Energy, als auch von der ÜZ Natur Holding, eine der drei Kommanditisten der Obbacher Windpark-Gesellschaft. In der Nacht vom 3. auf den 4. Dezember war ein Druckverlust im Getriebe der Masteranlage registriert worden. Das Getriebe sitzt in der Gondel in 139 Metern Höhe und wandelt die langsame Drehbewegung des Rotors in eine schnellere um, mit der dann im Generator Strom erzeugt wird.
Polizei: Defekte Dichtung war die Ursache für den Ölausfluss
"Die Anlage wurde noch in der Nacht angehalten", informiert ÜZ-Projektleiter Benjamin Geßlein auf Nachfrage dieser Redaktion. Bei der Nachschau am Morgen wurde das Problem offenbar: Getriebeöl war aus der Gondel den Turm hinab bis auf den Sockel gelaufen und durch den Wind zum Teil ins Umfeld der Anlage verteilt worden. Als Ursache steht laut Polizei mittlerweile eine defekte Dichtung fest.
"So etwas passiert äußerst selten", sagt ÜZ-Sprecher Benjamin Geßlein. Seitens des Betreibers seien sofort alle sicherheitsrelevanten Maßnahmen eingeleitet worden. So wurde dem Windrad eine Sicherheitsmanschette umgeschnallt, um das herabfließende Öl aufzufangen und über Schläuche in große Tonnen abzuleiten, die rings um den Turm aufgestellt worden waren. Die Obbacher Feuerwehr war über die Integrierte Leitstelle alarmiert worden. Sie rückte mit neun Mann an, um das Öl am Fundament abzubinden, während eine Spezialfirma das vom Öl betroffene Erdreich abschob. Auch Vertreter vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen und dem Umweltamt des Landratsamtes Schweinfurt waren vor Ort. "Wir haben alles überprüft, es ist kein Umweltschaden entstanden", versichert Andreas Kirchner, der für den Landkreis Schweinfurt zuständige Sachbearbeiter am Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen.
Am vergangenen Donnerstag rückte dann die "Putzkolonne" an, ebenfalls ein Spezialunternehmen. Denn zur Reinigung des 139 Meter hohen Turms sind Industriekletterer nötig. Sie lassen sich mit einem motorbetriebenen Seilzug bis unter die Gondel fahren und wischen dann per Hand mit einem Spezialreiniger und einem Lappen Stück für Stück den Turm ringsherum ab. Aufgrund des starken Windes in den vergangenen Tagen mussten sie ihren Einsatz allerdings abbrechen. "Ab acht Meter pro Sekunde gehen wir nicht mehr hoch", sagt der Fachmann. Erst am Dienstag ging es wieder weiter, da herrschten beste Bedingungen: strahlender Sonnenschein, kaum Wind, dafür war es bitterkalt. Immer abwechselnd fährt einer nach oben, der andere sichert am Boden. Nach zwei Stunden wird gewechselt.
Wenn alles nach Plan verläuft, wird die WEA 5 in dieser Woche wieder ans Netz gehen. Techniker von GE Wind Energy haben die defekte Dichtung ausgetauscht und überprüfen aktuell alle relevanten Teile. "Wir haben einen Vollwartungsvertrag über die ganze Betriebszeit", sagt ÜZ-Sprecher Geßlein. Das heißt: Der Hersteller muss der Obbacher Windpark GmbH immer garantieren, dass die Anlagen technisch voll verfügbar sind. GE Wind Energy muss folglich auch die durch den Ölunfall entstandenen Entsorgungs- und Reinigungskosten tragen – und den Gesellschaftern das finanzielle Defizit durch die entgangenen Kilowattstunden Strom ausgleichen.
So eine Öl-Havarie ist übrigens gar kein so selten auftretendes Ereignis, wie von Hrn. Geßlein, dem ÜZ-Sprecher heruntergespielt wird. Im Laufe von 20 Jahren kann da viel passieren und bspw. auch mal ein Hydraulikschlauch platzen.
Das die umliegenden Felder mit tlws. Bio-Anbau nichts abbekommen haben sollen, wage ich zu bezweifeln. Da wurde doch auch etliches von den Rotorblättern verwirbelt und vom Wind weggetragen. Wer weiß, nach wieviel Ölverlust da wirklich abgeschaltet wurde.
Hoffentlich lässt sich die Gemeinde wenigstens den Einsatz der Feuerwehr erstatten. Sonst muss die Allgemeinheit auch noch dafür gerade stehen.
Mit einer getriebelosen, aber teureren ENERCON-Anlage wäre das übrigens nicht passiert. Die hat nämlich kein Getriebe somit kann auch kein Öl auslaufen.