Der Rainberg ist bereits eine kleine Touristenattraktion: die Baustelle des Windparks Obbach, auf den Anhöhen westlich des Dorfes, am Wald zwischen der Greßthaler Straße und der Straße nach Sulzthal.
Drei der Fundamente für insgesamt fünf 2,5-Megawatt-Anlagen wurden schon betoniert, außerdem Zufahrts- und Verbindungswege geschaffen – breit und fest genug, um noch im Sommer 140 Tonnen schwere Gondeln oder riesige Rotorblätter transportieren zu können. Die ersten Turmsegmente sind bereits eingetroffen.
200 Meter ragen Masten und Rotoren in den Himmel
Am Standort, der dem Ortsrand am nächsten ist, deutet ein wuchtiger Leuchtturm-Sockel bereits die Dimensionen des Energiewende-Projekts an: Fast 200 Meter hoch werden Masten plus Rotoren in den fränkischen Himmel ragen.
Die lokale Bürgerinitiative „Gegenwind“ warnt seit Ende 2013 vor Schlagschatten, Rotorensurren, Eisbombenwurf auf Feldwege und erschlagenen Vögeln, bei womöglich unwirtschaftlichen Zufallserträgen. Fakt ist, dass es in der Gemeinde bis zur Genehmigung Ende 2014 heftige Reibereien und sogar kommunalpolitische Eklats gegeben hat.
Futuristisch sieht er jedenfalls aus, der stahlgraue Windrad-Halter auf dem Hügel, wie ein gelandetes Ufo. In der Ferne ragen die Kühltürme des abgeschalteten Kernkraftwerks Grafenrheinfeld auf, endgültig ohne Dampf.
Mitte April 2015 wurden die Arbeiten begonnen, zunächst mit der Verlegung der Kabel zum Umspannwerk Geldersheim. An der Greßthaler Straße soll zuerst die„Master-Anlage“ stehen: WEA 5 wird als Steuereinheit alle anderen Räder dirigieren.
Bis Ende des Jahres sollen sich die Rotoren drehen
Bis Ende des Jahres werden sich dann die 120 Meter durchmessenden Rotoren drehen – im Dienste der Windpark Obbach GmbH & Co. KG. Gesellschafter sind die ortsansässigen Familien Bienmüller und Schäfer sowie die ÜZ Natur Holding, Tochter der ÜZ Lülsfeld. Über die Energiegenossenschaft des Stromanbieters, der ÜZ Plus, konnten auch Bürger Anteile am Windpark zeichnen.
„Wir sind jetzt mitten in den Arbeiten“, sagt Benjamin Geßlein. Der ÜZ-Projektbegleiter demonstriert maximale Offenheit, verweist auf ein digitales Tagebuch und Bildmaterial im Internet (www.uez.de/Bautagebuch_Windpark_Obbach.html). Geßlein, zuständig für den Geschäftsbereich Windkraft, sieht die Sache unaufgeregt: „Wir halten alle Werte ein.“ Bei zuviel Schattenwurf aufs Dorf würde automatisch abgeschaltet. Der Geräuschpegel betrage 30 Dezibel: „Ein stilles Gespräch.“
Die 10H-Regelung, die die zehnfache Höhe der Windräder als Mindestabstand vorsieht, greift hier nicht: Der Bauantrag wurde vor dem Stichtag im Landratsamt abgegeben. Die näheste Anlage steht nun nicht ganz einen Kilometer neben der Wohnbebauung.
Allerdings sollen mit den Nabenhöhen (hier sind es 139 Meter) auch die technischen Standards gewachsen sein: Die Marke GE (General Electric) 2.5-120 wäre ein neuer Schwachwind-Typus, so der ÜZ-Fachmann, hocheffizient, leise und bewusst für den Standort ausgewählt.
Der Hersteller bewirbt die „intelligente Maschine“ als „effizienteste Binnenland-Windkraftanlage der Welt“. Als zusätzlicher Schallschutz sind „Dinotails“ vorgesehen: „Dinosaurierschwänze“ an den Rotorblättern, in Form kleiner Verzahnungen oder Zackenleisten – eine dänische Erfindung, die außerdem den Wirkungsgrad steigert.
„Die Anlagen in Obbach werden dadurch nochmals ruhiger, als es ursprünglich im Rahmen der Genehmigung angenommen wurde“, sagt Geßlein. Infraschall („den haben Sie in jedem Wald“) würde ohnehin nur etwa 200 bis 300 Meter weit ausgesendet.
Die Wirtschaftlichkeit sei ebenfalls gegeben, betont der Energieberater. Auch wenn der Wind nicht ganz so gut wehe wie in Norddeutschland, habe man ein realistisches Windgutachten.
Die Gesamtkosten für das Projekt liegen laut Geßlein unter 25 Millionen Euro. Man habe sich bewusst nicht auf Fremdanbieter verlassen, das Projekt sei (seit Ende 2011) eigenständig geplant und berechnet worden.
Eine ÜZ-Tochter und zwei örtliche Gesellschafter, mit Firmensitz in Obbach – diese Regionalität sieht auch Bürgermeister Arthur Arnold gern. „Ein Projekt, das in die Zeit passt.“ Ansonsten ist Arnold bemüht, nach den politischen Sturmböen des letzten Jahres die Wogen zu glätten: „Ich kann gut verstehen, dass man nach reiflicher Überlegung zu unterschiedlichen Ergebnissen kommt.“
Er selbst habe anfänglich auch gegen den Windpark opponiert: „Das war vor Fukushima.“ Bei der lokalen Energiewende habe es dann zunächst eher Euphorie gegeben. Überrascht gewesen sei er von der Heftigkeit des Protests, der „sehr spät“ eingesetzt habe: „Ich hoffe, dass die Befürchtungen nicht eintreffen.“
Diese Befürchtungen hegt Andrea Lettowsky, Gemeinderätin und Sprecherin der „Gegenwind“, die selbst in Nachbarschaft des Windparks wohnt und mit der Bürgerinitiative um den Schallschutz gekämpft hat. „Rotorblätter von 60 Metern Länge erzeugen hörbaren Schall beim Vorbeistreichen am Turm“, sagt die Musikerin, „aber auch Schall unterhalb der Hörgrenze.“
Eine Machbarkeitsstudie des Bundesumweltamts von 2014 belege die realen gesundheitlichen Auswirkungen von Infraschall. Es gehe hier immerhin um fast 200 Meter hohe Industrieanlagen, die in geringem Abstand zu einem Wohngebiet errichtet würden: „Wir hätten zumindest die vorderen Windräder gerne umgestellt.“
Der bei Obbach geltende Mindestabstand von 800 Metern stamme noch aus einer Zeit, als Windräder kleiner, um die 80 Meter hoch, gewesen seien. Beim Thema Schlagschatten könne es ebenfalls Beeinträchtigungen geben. Ein umweltverträglicher Standort für Windparks wären die Konversionsflächen des Brönnhofs gewesen: „Dort könnten über zwanzig Windenergieanlagen gebaut werden und doch die 10-H-Regel zu den umliegenden Ortschaften eingehalten werden.“
Leider wird auch die technische Neuheit "Dino-tails", welche von Herrn Dr. Benjamin Geßlein genannt wurde, die Wirtschaftlichkeit des ÜZ-Windpakres nicht sonderlich erhöhen.
Auch die von ihm genannten Gutachten sind mit Vorsicht zu genießen.
So hat die Firma ÜZ am 1a-Standort in Waldsachsen im 1. Betriebsjahr
leider rund 25% weniger Strom erzeugt als von Gutachtern prognostiziert.
Es bleibt zu hoffen, daß die tatsächlichen Lärmwerte in Obbach unabhängig von Fachleuten gemessen werden und bei Grenzwertüberschreitungen eine Nachtabschaltung die Obbacher ruhig schlafen lässt.
zum Tragen kommt.
Allerdings stehen die Bauwerke dann nun mal da und man wird sie auch noch so lange Strom liefern lassen, wie es geht. Das bisschen Strom nimmt man dann halt noch mit.
Immerhin plappert die Main-Post in jüngster Zeit nicht mehr nur blind die Versprechungen aus den Prospekten nach und lässt auch die Gegenseite zu Wort kommen, weswegen die Story trotzdem noch gut recherchiert ist.
Schon beim Graben der Leitungen zur Trafo Station werden Beobachter staunen, mit welch vergleichsweise dünnen Käbelchen der Strom vom Rotor zur Trafo-Station abtransportiert wird.
Hr. Geßlein als Projektleiter unterstelle ich technisches Verständnis. So müsste er wissen, dass es bei einer Belastung durch Infraschall immer auf den Schalldruckpegel ankommt. Weiss er so was nicht? oder ist es einfach nur Ignoranz?
Untersuchungen des Bundesamtes für Geowissenschaften und Ressourcen haben bereits 2004 eindeutige Ergebnisse gezeigt. Unabhängig vom Hintergrundrauschen, konnte man bei einem Windpark im Abstand von 10 km noch einen Infraschalldruckpegel von 67dB ( ! ) ermitteln. das waren damals noch 200kV Anlagen ! und nicht 2,5 MW.
hier zum Nachlesen:
http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Erdbeben-Gefaehrdungsanalysen/Seismologie/Kernwaffenteststopp/Verifikation/Infraschall/Quellen_Phaenomene/Feldmessungen/windkraftanlagen.html
Fakt ist: Infraschall breitet sich über große Entfernungen mit großer Intensität aus - nicht nur über 200...300m. Es gibt keine Wahrnehmungsschwelle für Infraschall. Das Wesen des Infraschalls ist, dass er nicht wahrgenommen wird, weil er nicht hörbar ist. Wer behauptet, Infraschall kann nach mehreren 100m nicht mehr wahrgenommen werden, hat nicht verstanden, worum es geht.
Es geht um Einflüsse auf den Organismus und die Psyche, die erst nach einiger Zeit eintreten. Deshalb wurde ja auch vom Umweltbundeamt die "Machbarkeitsstudie zu Wirkungen von Infraschall" in Auftrag gegeben, mit dem Ziel, die Regelwerke für den Immissionsschutz an die heutige Zeit anzupassen.