Piepmatz hat Nicole Metzger den kleinen Beo getauft, den sie gut fünf Wochen bei sich daheim aufgezogen hat. Zwei Beos sind im Juli im Wildpark geschlüpft. "Nachzucht komm seht, sehr selten vor", erklärt die Tierpflegerin. Beos sind monogam, brüten erst, wenn sie einen Partner gefunden haben. Und dann sind sie sehr empfindlich. Stört sie etwas, brechen sie die Brut oder Aufzucht der Jungen ab, werfen die Tiere aus dem Nest oder fressen sie. Gebrütet hat das Beo-Paar übrigens noch nie. "Dreimal haben sie Eier gelegt, dreimal rausgeworfen aus dem Nest."
Die Überraschung war also groß, als Nicole Metzger im Juli plötzlich leises Fiepen aus einen Nistkasten hörte und die beiden Vögelchen entdeckte. "Beo-Nachzucht ist schon eine kleine Sensation", sagt Wildpark-Chef Thomas Leier.
Warum einer der kleinen Beos leblos neben dem Nest lag, ist nicht klar. Thomas Leier und Nicole Metzger war es aber wichtig, mit dem anderen Beo kein Risiko einzugehen. Nicole Metzger hat ihn mit nach Hause genommen und aufgepäppelt.
Piepmatz hat sie ihn getauft. Sie brauchte nämlich einen geschlechtsneutralen Namen. "Männchen oder Weibchen, das kann man nicht erkennen", sagt sie. Einzige Möglichkeit: Eine Feder ziehen und zum DNA-Test einschicken. Aber bis ein Beo Federn hat, dauert das. Mittlerweile ist aber klar: "Es ist ein Mädchen."
Insekten und zerdrücktes Obst als Futter
"Das war ein Full-Time-Job", sagt sie über die Aufzucht. Sie hat den Kleinen mit der Pinzette gefüttert. Erst mit Insekten, mit Heimchen. "Die gibt's im Zoohandel." Dann gab's eingeweichtes Spezialfutter, so genannte Beo-Perlen. Und zerdrücktes Obst. Bananen, Johannisbeeren, Himbeeren. "Piepmatz ist verrückt nach Himbeeren", sagt sie. Abends um zehn war die letzte Fütterung. "Nachts war Ruhe." Piepmatz durfte in der Wohnung umherfliegen, kuschelte sich zum Schlafen auch schon mal in ihre Hand. Und wenn ihr Mann Kreuzworträtsel gemacht hat, war Piepmatz mit dabei: Um auszuprobieren, wie viel Knabberspaß ein Bleistift bietet.
Nur eine Sache war schwierig. Der Beo wollte lange nicht selbstständig fressen. Er wollte sich lieber füttern lassen. "Wenn er mich gesehen hat, hat er den Schnabel aufgesperrt." Mit viel Geduld hat's dann aber doch geklappt. Piepmatz war dann bereit, zu seiner Familie, den anderen drei Wildpark-Beos zu ziehen. "Fünf Wochen war er bei uns, er hat uns gefehlt", sagt Metzger.
Piepmatz ist aber sofort zur Stelle, wenn er sie sieht. Er setzt sich auf ihre Schulter, turnt auf ihrem Kopf herum. Und hört konzentriert zu, was geredet wird. Beos sind berühmt dafür, wie sie die menschliche Sprache nachahmen können – und für ihr virtuoses Pfeifen. Wer im Wildpark an der Beo-Voliere steht, ist ziemlich beeindruckt, was die Tiere so alles von sich geben.
"Hallo", kann Piepmatz schon. Das ist schließlich ein Lieblingswort der anderen Beos. "Grüß Gott", fällt auch oft. Das hat Piepmatz noch nicht übernommen. Nicole Metzger bringt ihm gerade ein neues Wort bei: Frechdachs. Passt.