
Es war ein ganz besonderer Tag für den leidenschaftlichen Hobby-Ornithologen Stefan Laubender. Ausgerechnet – oder besser gesagt passender Weise – am Geburtstag des Schwebheimers fand die wissenschaftliche Beringung der Jungstörche des Landkreis Schweinfurt statt.
Ein wenig aufgeregt wirkte der erfahrene Vogelkundler schon, bevor es am frühen Vormittag mit einem Kran, den die ÜZ Mainfranken für die Aktion kostenfrei zur Verfügung stellte, 15 Meter hoch auf den Storchenhorst ging. Der liegt in Sichtweite der Fähranlagestelle in Wipfeld im Naturschutzgebiet Weißstorch.
Casa, so etwas wie eine animalische Prominenz im Landkreis, hat mit seiner Hilde Nachwuchs gezeugt. Als der Kran sich ruckelnd näherte, guckten das Storchenpaar und ihr Nachwuchs erst neugierig aus dem Horst. Dann, als das laute Geräusch mit dem Kran und Ringwart Laubender und Helfer Manfred Lorenz an Bord näher kam, flog erst Casa elegant davon, dann Hilde.

Es war allerhöchste Zeit, dass Laubender dem Horst einen Besuch abstattet. Die Wipfelder Storchenbabys sind seiner Schätzung nach sechs Wochen alt. Später sollte die Beringung der Tiere nicht vorgenommen werden, sagt Laubender. Denn: In den ersten sechs Wochen ihres Lebens fallen Storche bei Gefahr in die Akinese, also in eine Schutzstarre. Dadurch können Lorenz und Laubender den Tieren völlig problemlos die Ringe, mit einer Kennnummer versehen, am Bein befestigen.
"Jeder Singvogel ist schwieriger zu beringen als ein Storch"
Jeder Singvogel ist schwieriger zu beringen als ein Storch", erklärt Laubender später. Einen nach dem anderen packte sich Lorenz in luftiger Höhe. Laubender befestigte die Ringe. Das Klickgeräusch war bis auf den Boden zu hören. Alles klappte reibungslos. Die drei Wipfelder Jungstörche wurden erfolgreich beringt.

Mission eins von zwei war erfüllt. Weiter ging es im Tross in Richtung Heidenfeld. Auch im Storchenhorst im Kloster Maria Hilf wartete Nachwuchs auf seine Beringung. Die Weißstörche Manni und Tine (die Namensgebung war eine Hommage Laubenders an seinen Helfer und Freund Lorenz und dessen Lebensgefährtin) sorgten ebenfalls für Nachwuchs.
Überraschung beim Blick in den Storchen-Horst in Heidenfeld
Laubenders Beobachtungen nach dürften die zwei Weißstorchenbabys dort fünf Wochen alt sein. Mit dem Kran ging es diesmal nochmal sieben Meter höher hinaus. Das massive Nest sitzt auf einem alten Schlot des ehemaligen Backhaus. Wieder entfernten sich die Storcheneltern in gleicher Reihenfolge.

Während Manni seine Kreise in der Lüfte zog, beäugte Tine das Geschehen an ihrem Horst vom benachbarten Dach aus genauestens. Laubender staunte nicht schlecht als er auf dem Kran die Jungen in ihrem Nest liegend zu Gesicht bekam. Heidenfeld hat drei und nicht wie angenommen zwei Storchenbabys.
Wieder das selbe Prozedere: Lorenz packt sich ruhig die Jungen, Laubender bringt die Ringe an, schießt noch ein paar Fotos. "Tschüss", hörte man noch 22 Meter weiter unten auf dem Boden, auf den das Trio auch Sekunden später wieder stand. Alles lief glatt, so ein 56. Geburtstag kann – zumindest in einem Ornithologen-Leben - nicht besser beginnen.
Wo die vier Heidenfelder Jungstörche aus dem Jahr 2022 gesichtet worden sind
Sehen wird er die drei Heidenfelder Störche wohl bald nie wieder. Während die Eltern immer wieder in die Region zurückkehren, verschlägt es den Nachwuchs in alle Welt. Die vier Heidenfelder Jungstörche aus dem letzten Jahr wurden in Tschechien gesichtet, berichtet Laubender stolz. Vermutlich haben die Vögel die Ostroute genommen, also in Südafrika den Winter verbracht, schlussfolgert der Vogelkundler. Mal sehen, wohin es den jüngsten Storchennachwuchs aus dem Landkreis verschlagen wird.